laut.de-Kritik

Eine abgehangene Classic Rock-Platte mit einigen Iron Maiden-Zitaten.

Review von

Adrian Smith steht in seiner Funktion als Gitarrist und Songwriter für das britische Metal-Flaggschiff Iron Maiden für einen kurzen-kompakten Stil. Anders als Bandkopf Steve Harris und Tandem-Partner Bruce Dickinson, die für die epischen und theatralischen Momente stehen, bringt er den Faktor Hardrock bei Maiden ein.

Die Tantiemen für Smasher wie "Wasted Years", "The Evil That Men Do" oder "Flight Of Icarus" bescheren ihm ein angenehmes Leben. Neben seiner Heimat England unterhält er einen Zweitwohnsitz in Los Angeles. In sein Homestudio lädt er gerne Musiker ein. Ein Tür an Tür-Kollege ist Richie Kotzen. Der zeichnet für eine Fülle an Solo-Alben verantwortlich, tat sich als Interimsgitarrist für Poison hervor und hat aktuell - wer hat es nicht? - ein Projekt mit Mike Portnoy am Laufen (The Winery Dogs).

Auf Initiative von Smiths Frau haben sich die beiden passionierten Gitarristen getroffen und gemerkt: es funkt. Der Maiden-Gitarrist lieferte fortan die Hardware mit Riffs und Intros während Kotzen als ausgebildeter Sänger den Software-Input in Form der Melodien-Zierde übernahm. Das Ergebnis klingt weder nach The Iron Dogs noch nach kotzenden Maiden, sondern ist eine austarierte wie abgehangene Classic Rock-Platte mit einigen Funk- und Soul-Vibes sowie dezenten Progressive Rock-Parts.

Ein Vergleich mit den Roots-Rockern wie Joe Bonamassa oder The Dead Daisies springt förmlich ins Ohr. "Scars" mit seiner Crossroads-Thematik geht als eine emphatische Ballade durch. Weder die Solowerke von Smith mit A.S.A.P. oder die Alben von Kotzen dienen als Leuchtfeuer.

Mit Ausnahme einiger Schlagzeugparts, Maiden-Maschine Nicko Mc Brain tritt in "Solar Fire" ordentlich Hintern, teilen sich die beiden Prptagonisten sämtliche Instrumente. Und doch klingt das Ergebnis organisch und erfreulich unprätentiös mit Blick auf gitarristische Eskapaden. "Glory Road" flutscht fluffig in die Gehörgänge und aufgrund des Southern Rock-kompatiblen Refrains entsprechend flott wieder heraus.

Einzelne Snippets erinnern durchaus an Smiths-Stammformation. Das Tapping-Lick am Anfang von "Taking My Chances" referiert "Back In The Village" oder "Moonchild". Der Break vor dem Solo könnte auch der wüsten Maiden-Anfangsphase entstammen. Der Refrain mit seinem hypnotischen Picking und den sorgsam abgestimmten Harmonie-Vocals ist eine Klasse für sich. Hat das Solo-Break in "Running" durchaus was von "2 Minutes To Midnight", lebt dieser Song insbesondere vom inbrünstig vorgetragenen Refrain aus Kotzens-Kehle.

Fallen die ersten sechs Songs in die Kategorie süffig und schmissig, ufern die beiden Musiker im letzten Drittel vollends aus. Getragener, nachdenklicher, schlicht epischer gelingen "You Don't Know Me", "I Wanna Stay" und "'Til Tomorrow" und gemahnen an die Kollaboration von Smith mit Bruce Dickinson auf dessen Solowerken "Accident Of Birth" und "Chemical Wedding".

Smiths präzises wie direktes Solospiel harmoniert vorzüglich mit den fantasiereichen Ausformulierungen von Kollege Kotzen. Laut Steven Wilson hat die elektrische Gitarre an Relevanz verloren. Das mag für viele Bereiche der Jugendkultur gelten. Menschen, insbesondere weiße Männer im gesetzten Alter, sind von dieser Feststellung nicht betroffen. Zahlreiche Würstelkapellen bezahlen von deren Vorliebe ihre Miete. Das dürfte sich auch in der Portokasse von Adrian Smith und Richie Kotzen widerspiegeln.

Trackliste

  1. 1. Taking My Chances
  2. 2. Running
  3. 3. Scars
  4. 4. Some People
  5. 5. Glory Road
  6. 6. Solar Fire
  7. 7. You Don't Know Me
  8. 8. I Wanna Stay
  9. 9. 'Til Tomorrow

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