laut.de-Kritik
Melodische Pogo-Bojen mit derbem Death-Einschlag.
Review von Ulf KubankeSmoke Blow darf man getrost als das Chamäleon der Punkszene bezeichnen. In Anbetracht der zahllosen Sound- und Stilwechsel vom knochentrockenem Wüstenrock bis hin zu Psychedelic ist das fast schon eine Untertreibung.
"The Record" bildet da keine Ausnahme. Die Wilden Rocker aus dem hohen Norden haben diesmal ein Auge auf den guten alten 80er bzw frühen 90er New York City Hardcore und die alten Helden Black Flag geworfen.
Das allein wäre bei den umtriebigen Nordlichtern noch nichts Besonderes. Aber Jack Letten und Co haben im Jahr 2010 den Metal für sich entdeckt. Und Smoke Blow wären nicht Smoke Blow, wenn sie nicht auch aus diesem Genre das scheinbar Unkombinierbare als Zutat mit in den großen Schmelztopf werfen würden. Death Metal-Geballer sowie hie und da eine Prise Black und Speed Metal runden das Bild nicht nur ab. Diese CD zeigt uns eine vollkommen neue Facette der Schleswig-Holsteiner.
Die Druckwelle, mit der sie ihren gusseisernen Patchwork-Sound krönen, ist schlicht außergewöhnlich. Sicherlich gibt es viele Bands, die sich an solcher oder ähnlicher Musik versuchen. Das Besondere an den Kielern ist jedoch seit vielen Jahren ihr nahezu perfektes Gespür für melodisches und durchaus eingängiges Songwriting. Lieder wie "Broken Bonds Of Friendship", "Evil Leaf" oder die unerbittlich treibende Pogo-Boje "Necrophobia" sind einerseits rau und stürmisch wie der Nordseewind an der Küste. Gleichwohl bleiben sie gern und hartnäckig als Ohrwurm beim Hörer hängen.
Über Albumlänge kommt es jedoch weniger auf einzelne Songs an. Die Band beeindruckt mit Geschlossenheit und einer ungezähmten Raubtierhaftigkeit. Der bösartig beißende Gesang Lettens hat hier keine Partytauglichkeit oder gar mainstreamige Punk-Tendenzen im Sinn. Wie ein angeschossener Mastino bellt und keift der gute Jack dermaßen tollwütig, dass es eine reine Freude ist.
Am Wiedererkennungswert Smoke Blows hat sich glücklicherweise nicht das Geringste geändert. Noch immer streuen sie gelegentlich Anleihen des typischen Woah-Misfits-Gesangs oder auch ein paar Danzigismen ein. Das stört aber nicht, sondern unterstreicht lediglich die Wildheit und Einzigartigkeit dieser nordlichternd irren Tracks.
Kennt jemand noch die großartige Debütscheibe "Hot Animal Machine" von Henry Rollins? Das urwüchsige, machtvoll berstende und gleichzeitig absolut rock'n'rollige Naturell hat "The Record" mit diesem HC-Klassiker gemein. Insofern ist der CD-Titel sicherlich richtig gewählt. Es handelt sich nicht lediglich um irgend eine Scheibe. Nein, es ist die Schallplatte im Repertoire der Truppe. Es bleibt vollkommen unverständlich, wie eine tolle Band über Jahre hinweg sehr gute Longplayer am Schnürchen veröffentlicht, ohne dass ihnen der breite Durchbruch kommerziell gelungen wäre.
Doch diese Sammlung sollte die Situation ändern. Jedem Fan harter Musik sei "The Record" ans Herz gelegt. Wer nicht in stilistischen Schubladen denkt, findet hier eine kleine Truhe mit zwölf Schätzen der Punkpiraten. Hergeben wird man sie nicht mehr freiwillig.
24 Kommentare
Wo kamen die nochmal her?
Hat der Verfasser des Artikels das eigentlich erwähnt?
hmmm... auch nach mehrmaligen anhören der cd bin ich ehrlich gesagt bisserl enttäuscht.hab mich riesig auf the record gefreut,die ganzen songs rauschen aber irgendwie an mir vorbei.durch dieses ganze blackmetalgedöns hört sich da alles eins wie es andere an.schade
@derHerrvonWelt (« hmmm... auch nach mehrmaligen anhören der cd bin ich ehrlich gesagt bisserl enttäuscht.hab mich riesig auf the record gefreut,die ganzen songs rauschen aber irgendwie an mir vorbei.durch dieses ganze blackmetalgedöns hört sich da alles eins wie es andere an.schade »):
Das muss man eventuell öfter hören. Nur nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen.
Ich werd mir das Teil die nächsten Tage holen!
Freu mich schon drauf!
Hab kurz bevor wir zum Stoned From The Underground gefahren sind einem Freund das Lied "Circle of Fear" von German Angst gezeigt.(http://stonerrock.com/mp3/index.asp?Band=S…) und er war so begeistert das wir quasi die ganze Hin- und Rückfahrt von Berlin nach Erfurt die German Angst gehört haben. Passt hervorragent zum auf der Autobahn fahren.
Ach und die ersten beiden Platten heissen 777 Bloodrock und Smoke’s A-Blowin’ Black As Coal und sind am ehesten mit Stonerrock zu beschreiben.
@satanic667 (« ach eher so indieesk oder was »):
ye-heah...und ganz nebenbei hast du ein wunderschönes neues schimpfwort geschaffen. danke, werd's in meinen wortschatz aufnehmen
kanntest du das noch nicht, oder verwende ich es so häufig in selbstgesprechen das es für mich schon normal ist