laut.de-Kritik

Klassiker aus 15 Jahren und drei neue Songs.

Review von

"Wir wollten in die Vergangenheit schauen, sehen, wie weit wir schon gekommen sind und einfach nur die Aussicht ein wenig genießen", begründet Sänger Gary Lightbody die Entstehung von "Up To Now". Und genauso klingt es auch.

Die Strohsternbastler von Snow Patrol versorgen uns auch dieses Mal wieder mit ausreichend herzzerreißendem Musikmaterial und ihren bekannten Radiohits. "Up To Now" führt einen durch die vergangenen 15 Jahre Bandgeschichte, lässt aber eine Trendwende durchblicken.

Natürlich sind Snow Patrol-Klassiker wie "Run", "You're All I Have", das hervorragende "Chasing Cars" oder "Chocolate" in bekannter Qualität auf dem Album zu finden. Zum Glück handelt es sich aber nicht ausschließlich um eine Verwurstung verblichener Tracks. Mit drei brandneuen Songs wirkt "Up To Now" auch ein bisschen auflockernd.

Ein Schmankerl stellt der verzerrte Gitarrenrocker "Signal Fire" dar, der bisher nur auf dem "Spiderman 3"-Soundtrack zu erwerben war. Auch "Starfighter Pilot" dürfte vielen Albumbesitzern nicht bekannt sein. Der Titel entstammt der gleichnamigen Debüt-EP von 1997, also aus jenen Zeiten, in denen Snow Patrol noch Polarbear hießen. Der ungewohnte Sound ermöglicht einen interessanten Einblick in die Anfangszeit der Band.

"PPP" sticht ebenfalls heraus. Kein Wunder, stammt dieser Track doch aus der Feder von Lee James Potter, besser bekannt als Cut La Roc. Der britische House- und Breakbeat-DJ nahm den Titel unter dem Namen "Post Punk Progression" bereits im Jahr 2000 zusammen mit Snow Patrol auf.

Eine eher überraschende Wahl für ein Best Of-Album. Diese genreübergreifende Zusammenarbeit lässt im Übrigen auch erkennen, dass Snow Patrol zu mehr fähig sind, als der Produktion elternfreundlicher Radioballaden. Auch die aktuelle Singleauskopplung "Just Say Yes" schlägt die elektronische Richtung ein und wirkt von den neuen Tracks ("Dark Roman Wine", "Give Me Strength") am meisten nach.

Der Ausflug in die R'n'B-Landschaft erweist sich dagegen als Griff ins Klo. Es bleibt rätselhaft, welchen Zweck die Band mit dem Beyoncé-Cover "Crazy In Love" verfolgt, das völlig fehlplatziert wirkt. Selbst Indie-Fans würden hier wahrscheinlich das druckvollere Original bevorzugen.

Snow Patrol sollten lieber weiter in elektronische Gefilde eintauchen. Als DJs zählen Lightbody und Keyboarder Tom Simpson Bands wie LCD Soundsystem und Friendly Fires zu ihren privaten Favoriten. "Überhaupt war elektronische Musik schon immer eine zentrale Inspirationsquelle für uns", lässt Lightbody wissen.

Trackliste

CD1

  1. 1. Chocolate
  2. 2. Chasing Cars
  3. 3. Crack The Shutters
  4. 4. Set The Fire To The Third Bar (Feat. Martha Wainwright)
  5. 5. Crazy In Love
  6. 6. Just Say Yes
  7. 7. Batten Down The Hatch
  8. 8. You’re All I Have
  9. 9. Hands Open
  10. 10. Cartwheels
  11. 11. The Planets Bend Between Us
  12. 12. Ask Me How I Am
  13. 13. On/Off
  14. 14. Making Enemies
  15. 15. Run (Live at the Union Chapel)

CD2

  1. 1. Take Back The City
  2. 2. Shut Your Eyes
  3. 3. An Olive Grove Facing The Sea (2009 Version)
  4. 4. Run
  5. 5. Give Me Strength
  6. 6. Signal Fire
  7. 7. Spitting Games
  8. 8. Open Your Eyes
  9. 9. Dark Roman Wine
  10. 10. Fifteen Minutes Old
  11. 11. You Are My Joy
  12. 12. Golden Floor
  13. 13. Starfighter Pilot
  14. 14. PPP
  15. 15. Chasing Cars (Live at the Union Chapel)

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