laut.de-Kritik

Mehr Edelmetall als Katzengold.

Review von

Wer für Stevie Nicks das Etikett der 'Märchenfee des Pop' einst ersann, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Ihre Studioalben fielen allerdings nicht immer märchenhaft aus. Gute Songs hatte Nicks zwar immer im Köcher, aber auch oft Schwierigkeiten, konstant hohes Niveau zu halten (mit den Ausnahmen "Bella Donna" und "Wild Heart"). Die vorliegende Kompilation enthält bisher unveröffentliche Tracks, die für frühere Longplayer keine Verwendung fanden.

"24 Karat" verspricht uns also verschollenes Edelmetall. Oder enthält "Songs From The Vault" womöglich doch zu viel Katzengold? Auf zur Schatzsuche! 12 der 14 Tracks entstammen dem Archiv von 1969 bis 1987, ergänzt von zwei Kompositionen des Zeitraums 1994/95. Betreut wurde das Projekt von Nicks' Buddy Dave Stewart (Eurythmics), für die Einspielungen scharten die zwei eine Handvoll Studiomusiker aus dem Nashville-Dunstkreis um sich.

Das eröffnende "Starshine" gibt zwar gutes Tempo vor, kommt über den Status eines soliden Rockers aber nicht hinaus. "The Dealer" wiegt sich in altvertrauten Fleetwood Mac-Rhythmen, und lässt eine entspannte Stevie in urvertrautem Terrain inklusive viel Countryflair wandern. Die abwechslungsreich inszenierte Story über "Mabel Normand" ist eindringlich erzählt, und pendelt zwischen erdig-rauhen Guitar-Sounds und intelligentem Pop.

Der Heavy-Anstrich von "I Don't Care" wirkt etwas bemüht und atmet einfach keinen echten Stallgeruch. Gerade die ruhigeren Nummern hinterlassen den besten Eindruck: etwa das verhalten-spielerisch umherwiegende "Carousel", bei dem eine gut aufgelegte Hintergrundgeige stimmige Akzente setzt. Und der akustisch gehaltene Lovesong "She Loves Him Still", bei dem Stevies Gesang besonders berührt.

Obgleich gealtert, fasziniert ihre Stimme noch immer. Mal rauchig, mal nasal, mal gar spröde - die unverwechselbare Art ihrer Intonation bewahrte bereits in der Vergangenheit manch recht durchschnittliche Nummer vor dem Absturz. Und es gibt sogar einen uneingeschränkt fröhlich zu nennenden Titel: Der smarte Pop von "Cathouse" streunt vergnügt um die Blues-Häuserecken, unterstützt von dezent-effektvollen Dixieland-Sounds.

Als namhafte Gaststars treffen sich Lady Antebellum mit Nicks zum Stelldichein am "Blue Water". Richtig gutes Old Fashioned-Feeling bietet der Titeltrack "24 Karat". Sofort weckt der Rhythmus Assoziationen an den Hit "Dreams", und entführt dank der ausgefeilten Kompostion und fast hypnotisch vereinnehmender, träumerischer Songführung tief hinein in Stevies Märchenwald.

Fazit: Für Freunde von Fleetwood Mac und Stevie Nicks hält "24 Karat" passable bis hochklassige Fundstücke parat. Das Stilspektrum reicht von Country über Rock bis hin zu gediegener Singer/Songwriter-Attitüde, Pop ist natürlich immer dabei. So mancher Titel schaffte es zu Unrecht nicht auf eins der früheren Alben - und erfährt 2014 dank "24 Karat - Songs From The Vault" so seine verdiente Rehabilation.

Trackliste

  1. 1. Starshine
  2. 2. The Dealer
  3. 3. Mabel Normand
  4. 4. Blue Water
  5. 5. Cathouse Blues
  6. 6. 24 Karat Gold
  7. 7. Hard Advice
  8. 8. Lady
  9. 9. I Don't Care
  10. 10. All The Beautiful Worlds
  11. 11. Belle Fleur
  12. 12. If You Were My Love
  13. 13. Carousel
  14. 14. She Loves Him Still

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