laut.de-Kritik
Erdiger Bluesrock und authentische Lebens-Skizzen.
Review von Artur SchulzAuf dem aktuellen Album "Sensationsstrom" bleibt sich Stefan Stoppok treu in der Wahl seiner Mittel. Seit rund einem Vierteljahrhundert serviert er erdige Rock-Kost, garniert mit direkten Texten. Deutschrock der alten Schule - doch mit viel Verve, Fingerfertigkeit und hörbarem Spaß an der Sache angepackt.
Keine Spur von routiniertem Runtergespiele: Stefans Musik bewahrt auch 2008 ihre Ecken und Kanten. Bei anderen ähnlich langlebigen und kommerziell oft weit erfolgreicheren Musiker-Kollegen steht inzwischen oft nur noch die Pose - beim Essener Rocker aber immer noch ein ehrliches Bier auf dem Nachttisch.
Den Appetit auf mehr machende Opener "Den anderen Weg" inszeniert Stopok als rüde-dampfige Bluesrock-Nummer. Als "Na Gut" ist gelungene deutsche Fassung des Fleetwood Mac-Songs "Oh Well" betitelt und glänzt mit starker Gitarren-Arbeit. "Nur Ein Herz" enthält hoffnungsvolle Beobachtungen dessen, was Liebe vermag.
Bissig geht es in "Die Königin" zu. Hier erfreut Stoppok mit manch amüsantem Bonmot über Ladys, die zu sehr auf Fassaden-Hipness und glänzende Äußerlichkeiten achten. Tiefes Durchatmen ist angesagt, wenn es ans Abschiednehmen geht: "Es hat gewirkt / Du lässt mich stehen / Stehengelassen war noch nie so schön".
"Man Will Ja Nur" dampft als straighter Bluesrocker vorbei. Doch in jeder rauhen Rocker-Seele steckt ein weiches Herz: Dem lässt der Sänger in seiner gefühligen Ballade "Ich Wartete" freien Ausgang. Es müssen nicht die großen Liebeserklärungen sein, hier reicht ein ehrliches "Ich bin für dich" vollkommen aus, um unausgesprochenen Empfindungen ihre Entsprechung zukommen zu lassen.
Gefühlige Streicheleinheiten bietet auch das "Lazarett". Stoppoks Musik-Spektrum arbeitet virtuos mit Versatzstücken aus Blues, Rock und Folk. Die Gitarren bratzen und bluesen, das Boogie-Piano klimpert, das Schlagzeug kracht und poltert. Virtuose Licks und Riffs jagen ständig um die Song-Ecken und machen mächtig Dampf in der Album-Hütte.
Mit "Dr. Pillemann" gelingt dem Künstler ein sehr smart groovender Rock-Surfer samt stilecht 70er Jahre-Charme versprühender Schweineorgel. Handy, Fax und Internet stehen für ständige Erreichbarkeit rund um die Uhr. Stefan Stoppok indes geht auf seinem Album konsequent "Offline": Flucht aus der Belastung ständiger Verfügbarkeit. Denn: "Was ist so wichtig / Was ist so heiss?" Genau. Stecker ziehen für die wirklich wichtigen Dinge und Vergnügungen des Lebens kann äußerst befreiend wirken.
"Willi Moll In Afrika" geht es auch nicht ganz so gut nach seinem Urlaub: "Das war also Afrika, der schwarze Kontinent / Irgendwie enttäuschend, wenn man Tarzan-Filme kennt". Und: "Das Kölsch fehlt". Grund genug, den Bildungsbürger-Blues zu blasen.
"Oh Schatz" beschreibt die Gefahren einer auseinanderbrechenden Beziehung: "Bitte geh nicht / Ohne dich bin ich wieder ledig". "Cool Durch Zufall" beendet den Ausflug in Stoppoks Welt mit kleinen Beobachtungen aus dem alltäglichen Leben. Seine Lebens-Skizzen und Zustandsbeschreibungen des Hier und Jetzt bewegen authentisch und lebensnah.
Stoppok bleibt in seinem eigenen (Musik)-Block und seinem eigenen Umfeld. Wozu den Griff zu einem eventuell teuren und dann sauren Wein riskieren, wenn die bewährte Kiste Bier in der Küche doch alles enthält, was man(n) zum Überleben braucht?
Der "Sensationsstrom" liefert satt Energie und bringt alte Bluesrock-Lampen wieder ordentlich zum Leuchten.
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