laut.de-Kritik
Europäischer Pop mit arabischen Einflüssen.
Review von Katharina HöckerDer belgisch-ägyptische Singer-Songwriter Tamino hat einen beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen. Mit gerade einmal 21 Jahren absolvierte er eine klassische Musik- und Gesangsausbildung und erhielt auf dem Reeperbahn Festival 2018 den Newcomer-Award. Außerdem ist er der Enkel von Sänger und Schauspieler Moharam Fouad, der als "The Sound Of The Nile" in Ägypten als künstlerischer Nationalheld gilt. Die alte Gitarre seines Großvaters spielt Tamino heute noch.
Es mag daher absehbar wirken, dass sein Debütalbum "Amir" zum Liebling des Feuilletons avancierte. Aufgrund seiner Biographie erscheint Tamino geradezu prädestiniert dafür, europäische Popmusik mit arabischen Einflüssen zu verbinden. Die Essenz dessen entfaltet sich direkt im Opener "Habibi". Das Lied ist keine typische Ballade, vielmehr eine Hymne, getragen von Streichern und Klavier. Den sphärischen Sound verstärkt Taminos Falsett. Stimme und Musik fügen sich überraschend harmonisch zu einem europäisch-orientalischen Stilmix zusammen.
Bereits mit seiner Debüt-EP "Habibi" bekam Tamino in seiner Heimat Belgien viel Lob und Aufmerksamkeit. Schnell landeten die Lieder im Radio. Damit rechnete der Sänger überhaupt nicht, handelt es sich bei seinen Stücken doch eher selten um konventionelle Pop-Songs. Doch genau hier liegt auch Taminos Stärke.
"Habibi" ist der ungewöhnlichste und facettenreichste Song des Albums. Die restlichen Nummern können mithalten, aber eine derartige Glanzleistung ist nicht mehr dabei. "Tummy" liefert klassischen Indiepop, eine strategisch kluge Entscheidung für eine Single-Auskopplung. "So It Goes" und "Persephone" spielen mit orientalischer Melancholie und "Cigar" trumpft mit epischem Chorus auf.
Gitarre, Piano, Keyboards, Bass und arabische Laute spielte der Sänger selbst für das Album ein. Den Rest übernahm das Orchester Nagham Zikrayat, das aus geflüchteten Profimusikern aus Syrien und dem Irak besteht. Typisch arabische Viertelnoten prägen den Sound des Albums. Obwohl sie für das europäische Ohr eher ungewohnt sind, entfaltet sich durch sie die Magie von "Amir".
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