Porträt

laut.de-Biographie

Taxiwars

Alte Ledersitze zieren Flecke undefinierbarer Herkunft. Eine Mischung aus Alkohol und billigem Parfüm liegt in der Luft und lässt den Döner von heute Mittag im Magen Tango tanzen. Dazu ein Fahrer, dessen Fahrstil dazu führt, dass auch Atheisten drei Kreuzzeichen machen, wenn sie wieder festen Boden unter den Füßen haben.

Taxi fahren ist ein Erlebnis, findet Taxiwars-Frontmann Tom Barman: "Es ist wie Indoor-Reisen", sagt er. "Es ist kosmopolitisch. Es ist der Rausch, nicht genau zu wissen, wo man landet. Es ist ein Teil der Kunst, fern von zu Hause zu leben."

Bei dieser Art von Lebenseinstellung liegt seine Liebe zum Jazz fast schon auf der Hand. Bevor er sich allerdings zusammen mit Robin Verheyen (Saxophon), Nicolas Thys (Bass) und Antoinne Pierre (Drums) diesem Genre verschreibt, vertrieb er sich die Zeit damit, mit seiner ersten Band dEUS zu rocken und Filme zu drehen. Auch vor der Kamera war der Belgier bereits aktiv.

All diese Einflüsse kulminieren 2014 in der Gründung der Band Taxiwars. Die Geschichte des Jazz' ist geprägt von großen Musikern, die Grenzen sprengen und sich nicht an Normen der Musikindustrie halten. Die vier Belgier reihen sich in diese Tradition ein.

"Stell dir Art Blakey, Morphine, Max Roach und Prince vor", sagt Tom Barman zu seinem Saxophonisten. Gesagt, getan: Ihr Debütalbum "Taxiwars" erscheint 2015 und klingt genau, wie die Band es sich gewünscht hat: "scharf, pointiert, punky und trashy".

Ihr Sound verbindet das Chaotische eines Free-Jazz-Albums mit der Härte und Energie einer Rocknummer und der Länge und Direktheit eines Top-40-Pop-Songs. Der intellektuelle Anspruch der Jazz-Musik sei dabei erst einmal zweitrangig:

"Wenn du zu einer unserer Shows kommst, wirst du sehen, dass wir uns nicht allzu ernst nehmen. Ich meine, die Musik muss gut sein, aber es ist einfach nicht die high-brow Art, einfach drauflos zu spielen. Es ist fast eine Rock-Show." Anders würde das Konzept Taxiwars aber auch nicht funktionieren: "Ich würde auch nie einer Band beitreten, in der Tom klassischen Jazz singt", lästert Saxophonist Verheyen.

War ihr erstes Album noch von den namengebenden Taxis und dem kosmopolitischem Gefühl von Ungewissheit und Freiheit inspiriert, entsteht der Titeltrack ihres zweiten Albums "Fever" im Bett mit 40 Grad Fieber. Manchmal sei es wirklich so einfach: "In Zeiten wie diesen brauche ich nicht viel, um mich inspirieren zu lassen", erzählt Tom dem Music&Riots-Magzin.

Der Rest der Platte bleibt dem Konzept der Belgier treu. Der Jazz-Gehalt der einzelnen Songs variiert von Song zu Song, bildet aber immer die Grundlage.

Nach einem Jahr auf Tour auf zahlreichen Jazz- und Rock-Festivals und Solo-Shows ehmen sich Taxiwars dann etwas Auszeit. Tom Barman tourt ein wenig mit dEUS, der Rest der Band arbeitet ebenfalls an eigenen Projekten.

2019 kehrt das Quartett mit neuem Sound zurück. Funkige Hip Hop-Beats und elektronische Einflüsse prägen die Singles ihres dritten Studio-Albums "Artificial Horizon".

So langsam kann man Tom Barmans Faszination für die gelben Großstadt-Karren nachvollziehen. Seine Musik zeigt sich nämlich als deren Spiegelbild. Egal, ob man die Tür eines Taxis öffnet oder eine Taxiwars-Platte auflegt, man weiß nie, was einen erwartet.

Alben

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