laut.de-Kritik

Für Disneyprinzessinnen und Sonntagsbruncher.

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"Wünschdirwas" schallt noch keine fünf Minuten aus den Boxen, da fragt man sich schon, warum Toni Mudrack alias Teesy eigentlich kein mit Echos überhäufter, von den Radiostationen des Landes bis zum Erbrechen gespielter und die großen Arenen füllender Star und Publikumsliebling ist. Sowohl das musikalische Talent als auch die dafür notwendige Massenkompatibilität bringt der gebürtige Berliner zweifellos mit.

Was ihn allerdings von den Bouranis und Mark Forsters dieser Welt unterscheidet, sind zum einen eine gewisse Leichtigkeit und Unverkopftheit. Zum anderen vermitteln die scheinbar persönlichen Themen Nähe und mitunter sogar Identifikationspotenzial. Etwas, das den bei Großveranstaltungen so gerne gespielten Songs der oben Genannten vollkommen abgeht.

Klar, Teesy greift auch beim Nachfolger seiner "Glücksrezepte" noch tief in die Kitschkiste, ein Job als professioneller Liebesbriefschreiber wäre ihm sicher. Doch allein die abwechslungsreiche, bigbandartige Instrumentierung mit markanten Streicher-, Orgel- und Synthie-Einlagen bringt ordentlich Swing in die Bude und übertönt das hundertste "Baby" und Versprechen à la "Mit mir kannst du alles sein, sogar du selbst".

Dieser Mann braucht keinen Valentinstag, um seiner Auserwählten die Welt zu Füßen zu legen. Was oder eher wen er allerdings auch nicht braucht, um einen perfekten Sommerhit wie "Jackpot" abzuliefern, ist Cro. Inhaltliche Parallelen hin oder her: "Mann, ich laufe an den Wänden, mache Backflips, ich weiß, dass irgendwie alles perfekt ist / Zusammen mit Teesy und Paar raus, Dicker, nie wieder nach Haus, denn wir leben jeden Tag in diesem riesengroßen Traum!"

Auch inklusive dieses gefühlt hundertsten Seifenblasensorglosparts entpuppt sich "Jackpot", wie auch das trotz hochgepitchter Stimme druckvoll klingende "Elisabeth" über eine liebeskranke Stalkerin, als perfekte Singleauskopplung. Im wahrsten Sinne des Wortes "Beim Zweiten Mal" beweist Teesy musikalische Offenheit und Verspieltheit und klingt dennoch erwachsener, ohne bei dieser Gratwanderung seinen Schwiegermutter-Charme einzubüßen.

Dies führt unweigerlich dazu, dass er beim Versuch "Böse" zu wirken eher ins Lächerliche abdriftet. Auch "Ohne Dich" mit alkoholgeschwängerter Untermalung wirkt im Endeffekt etwas zu dick aufgetragen, nachdem der hier ausnahmsweise klare und nüchterne Sprechgesang einen vielversprechenden Einstieg markiert. Von da an schraubt Teesy das Tempo merklich herunter und schickt mit "Nie Mehr" und "S.C.G.A." zwei solide, im Gesamtkontext aber eher unauffällige Songs hinterher.

Erfrischend wirkt dagegen "Wen Rufst Du Nachts An", denn im Gegensatz zu zahlreichen Kollegen begegnet Teesy dem offensichtlichen Betrug eines geliebten Menschen nicht mit Hass und Verachtung, sondern mit spürbarem Schmerz und nicht zuletzt Kampfeswillen: "Wen rufst du nachts an? Wem schreibst du heimlich Briefe? Welcher Mensch besitzt die Macht, dir mehr zu geben, als ich dir augenblicklich biete? Und welche scheiß Gelegenheit macht bitte diese Art von Liebe?"

Ganz klar: Auch wenn in der zweiten Hälfte die Schwermut Überhand gewinnt, handelt es sich bei "Wünschdirwas" noch immer um ein Album für verkappte Disneyprinzessinen und Sonntagsbruncher. Trotzdem hat Teesy die Hürde des zweiten Albums mit ordentlich Anlauf und Bravour genommen und schreitet mit großen Schritten Richtung Deutschpop-Olymp. Zu wünschen wärs ihm jedenfalls.

Trackliste

  1. 1. Wünsch Dir Was
  2. 2. Beim Zweiten Mal
  3. 3. Elisabeth
  4. 4. Jackpot
  5. 5. Draußen
  6. 6. Böse
  7. 7. Ohne Dich
  8. 8. Nie Mehr
  9. 9. S.C.G.A.
  10. 10. Wen Rufst Du Nachts An
  11. 11. Blind
  12. 12. VW Bus
  13. 13. Ein Wort
  14. 14. Hol Es Nach Haus

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