22. Mai 2012

"Penis und Vagina machen die Musik"

Interview geführt von

Mit "Rize Of The Fenix" legen Kyle Gass und Jack Black ihr heiß erwartetes Comeback hin.Manch einer spricht im Falle des Duos gar von der größten Reunion seit sich die Herren Simmons, Stanley, Frehley und Criss im Jahr 1996 auf dem ausgemusterten Flugzeugträger "USS Intrepid" nach sechzehn Jahren abermals das Ja-Wort geben.

Denn lange Zeit blieb es um Tenacious D ruhig und viele Anhänger hatten bereits den Glauben an eine Rückkehr ihrer Heroen verloren. Doch als vor einigen Wochen ein wahnwitziger Album-Trailer die Runde machte, in dem sich Black und Gass in unvergleichlicher Weise selbst auf die Schippe nahmen, steht die Rock'n'Roll-Welt wieder Kopf.

Kein Wunder, dass bereits kurz nach Erscheinen des äußerst aufschlussreichen Kurzfilms die Drähte im Hause D zu glühen begannen und jede Musik-Gazette von Kapstadt bis Reykjavik an den Toren des Zweiers klopfte. Auch wir reihten uns brav in die endlose Schlange der Neugierigen ein und klatschten freudig in die Hände, als wir das Duo nach zwei gescheiterten Anläufen endlich an die Strippe bekamen. Doch zunächst glänzte einer der beiden mit Abwesenheit.

Hallo, ihr zwei. Ist die Verbindung ok?

Jack: Hallo, ja, alles wunderbar, aber wo ist der andere?

Bitte?

Jack: Wo ist Kyle?

Keine Ahnung. Müsste er nicht bei dir sein?

Jack: Eigentlich schon. Aber ich kann ihn nicht hören. Hörst du ihn?

Nein, ich höre nur dich.

Jack: Wir sollten kurz warten, bis Kyle sich eingeklinkt hat.

(Stille. Dann ein Piepen)

Kyle: Hallo?

Jack: Ah, da bist du ja. Wir warten hier schon seit Stunden.

Kyle: Du übertreibst mal wieder. Ihr hättet ja schon einmal anfangen können.

Jack: Nö.

Kyle: Ok, dann fangen wir halt jetzt an.

Zunächst einmal willkommen zurück im Business. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele Freudentränen hier in Deutschland vergossen wurden, als bekannt wurde, dass ein neues Album in den Startlöchern steht.

Kyle: Sagtest du gerade Millionen?

Jack: Ja, er sagte Millionen.

Kyle: Wow, das sind ganz schön viele.

Jack: In Anbetracht der Verkaufszahlen unserer letzten Alben dürfte jeder Deutsche höchsten eine Träne vergossen haben, oder?

Kyle: Ich denke auch.

"Fuck you! Geh aus der Leitung, du Alien!"

(Plötzlich werden wir von einer weiblichen Roboterstimme im Hintergrund unterbrochen: 'Would you leave any messages?')

Jack: Wer ist das denn?

Kyle: Keine Ahnung. Was will sie?

Jack: Sie will eine Nachricht von dir.

(Die Dame wiederholt sich)

Jack: Nein, wir wollen nicht.

(Die Stimme lässt nicht locker: 'Would you like to do anything else?')

Kyle: Nein.

Jack: Fuck you! Geh aus der Leitung, du Alien.

Kyle: Reiß dich zusammen, Jack.

Jack: Sorry, fahr fort.

Seht ihr, die Begeisterung über euer Comeback kennt keine Grenzen. Alle wollen etwas von euch.

Jack: Yeah! (lacht)

Wann habt ihr euch dazu entschlossen wieder aus der Versenkung aufzutauchen, um der Welt zu zeigen, was es mit wahrem Rock'n'Roll wirklich auf sich hat?

Jack: Oh, ich glaube, als wir merkten, dass der Rock'n'Roll tot ist. So war es auch schon zu Beginn, als es los ging mit der Band. Wenn etwas stirbt, dass dir am Herzen liegt, dann solltest du herausfinden, was möglich ist, um es wiederzubeleben.

Auf eurer letzten DVD wurde deutlich, dass Jack wesentlich mehr im öffentlichen Interesse steht als Kyle. Jack, wie schaffst du es, dass Kyle trotzdem noch ergeben an deiner Seite steht?

Jack: Da helfen Beruhigungsmittel, massenhaft Taschentücher und Streicheleinheiten.

Kyle?

Kyle: (lacht) Wir sind halt ein Team. Da muss man auch einmal zurückstecken können.

Jack: Ich habe noch was vergessen: Die Erfüllung sexueller Sehnsüchte ist auch immens wichtig. Kennst du den Song "Sexual Healing"? Mehr muss ich nicht sagen.

"Ich wälze mich in Bergen von Kokain"

Apropos Sex, welches Album legt ihr eigentlich auf, wenn es bei euch in Richtung Schlafzimmer geht?

Kyle: "Jailbreak" von Thin Lizzy.

Jack: Wirklich?

Kyle: Das groovt.

Jack: Ich bitte dich, das kann nicht dein Ernst sein? Also ich finde nichts abtörnender, als während des Aktes irgendwelche Musik zu hören. Ich konzentriere mich viel lieber auf die Musik, die Penis und Vagina veranstalten. Es ist schon traurig, wenn es wirklich Leute geben sollte, die irgendwelche Rhythmen benötigen, um beim Sex nicht aus dem Takt zu kommen. Das ist erbärmlich, oberflächlich und auch abwertend. Sowohl für die Musik, die läuft, als auch für die Partnerin, die über oder unter dir liegt.

Inwieweit spielt Oberflächlichkeit in eurem Alltag eine Rolle? Welchen gehaltlosen Luxus leistet ihr euch im Alltag?

Kyle: Du spielst auf Jacks Rolle in unserem Kurzfilm an?

Ja.

Jack: Das ist alles echt. So lebe ich.

Kyle: Jack ist ein Superstar.

Jack: Danke, Kyle. Wenn ich entspanne, umgebe ich mich gerne mit illustren Leuten und wälze mich in Bergen von Kokain.

Kyle, würde für dich nicht auch wesentlich mehr vom Kuchen abspringen, wenn sich Jack weniger um seine Schauspiel- als um seine Musikkarriere kümmern würde, so dass ihr öfter ein Album veröffentlichen könntet?

Kyle: Nun, das ist gut möglich. Was meinst du, Jack?

Jack: Ich glaube das nicht, denn wir sind nicht die Typen, die jedes Jahr einfach mal so ein Album raushauen. Unser Schaffen braucht eine gewisse Vorlaufzeit. Wir haben diesen Sechs-Jahres-Rhythmus. Der tut uns und der Musik gut, denke ich.

Ihr habt auf "Rize Of The Fenix" abermals mit Dave Grohl und John Konesky zusammengearbeitet. Wer wurde noch involviert?

Jack: Oh, vor allem John Spiker sollte hier erwähnt werden, der wieder einen tollen Job am Bass abgeliefert hat. Ansonsten hätten wir noch gerne Ronnie James Dio mit dabei gehabt. Aber das ging leider nicht mehr. Eigentlich rennen uns immer Dutzende Rockstars die Bude ein, wenn sie hören, dass wir ein neues Album angehen.

Kyle: Aber nicht für jeden ist Platz.

Jack: Genau.

Hattet ihr eigentlich je bei einem neuen Song das Gefühl, lediglich einen alten Tenacious D-Song nochmal neu aufgenommen zu haben?

Kyle: Ha, der ist gut.

Jack: Absolut. Dieses Gefühl haben wir eigentlich immer. Geht es um unsere Einflüsse?

Auch.

Jack: Nun, wir sind Beatles-Fans. Die Beatles waren immer ein großer Einfluss für uns. Aber dieses Mal haben wir uns mehr vom Blues inspirieren lassen.

Kyle: Ja, wir haben viel Robert Johnson gehört.

Jack: Ein Mann, der wirklichen Blues geschaffen hat und nicht diesen oberflächlichen Murks, den man gerade an jeder Ecke hört. Blues muss von unten kommen, verstehst du? Man muss in die tiefsten Tiefen hinabsteigen, um die höchsten Höhen zu erreichen.

Kyle: Das hast du schön gesagt, Jack.

Jack: Ich weiß.

Wenn sich eine weibliche Stimme an euren Blues heranwagen dürfte: Welchem aktuellen Starlet würdet ihr eher Zutritt gewähren? Lana Del Rey oder Rihanna?

Jack: Uh, das ist schwer. Aber ich glaube, ich würde Rihanna bevorzugen. Und das nicht nur wegen ihrer hypnotisierenden Augen.

Kyle: (lacht) Ich auch.

Jack: Warum lachst du, Kyle? Glaubst du mir nicht, wenn ich sage, dass ich Rihannas Augen hypnotisierend finde?

Kyle: Doch.

Jack: Aber?

Kyle: Nichts aber (lacht).

Jack: Gut. Haben wir eigentlich noch Zeit? Es fängt gerade an Spaß zu machen.

Kyle: Ich weiß nicht.

Jack: Oh, ich höre gerade, wir müssen aufhören. Schade. Bye.

Kyle: Bye.

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