laut.de-Biographie
Doro
Die Geschichte von Dorothee Pesch, geboren am 3. Juni 1964 in Düsseldorf, ist die Geschichte der erfolgreichsten deutschen Hardrocksängerin.
Die 1,54 kleine ausgebildete Grafikdesignerin (Jahrgangsbeste, übrigens) steigt 1980 bei der Düsseldorfer Metalband Snakebite ein und sammelt dort erste Erfahrungen am Mikrofon. 1983 verlässt sie Snakebite, um sich einer aufstrebenden Combo namens Warlock anzuschließen. Dort etabliert sich das Energiebündel schnell als German Metal Queen und legt mit der Band eine Karriere hin, die an anderer Stelle schon ausführlich besprochen wurde.
Nachdem sich Warlock in ihre Bestandteile aufgelöst haben und Doro sich den Namen leider nicht rechtlich sichern konnte, macht sie einfach unter ihrem eigenen Namen weiter. Ihr Debüt "Force Majeur" erscheint 1989 zwar noch unter dem Banner Doro + Warlock, ist aber tatsächlich ihr erstes Soloalbum, auf dem sie auf gestandene Musiker wie den Ex-Rainbow-Drummer Bobby Rondinelli, den damaligen Dio-Keyboarder Claude Schnell, Gitarrist John Devin und Basser Tommy Henriksen zurückgreift. Letzterer ist auch auf dem letzten Warlock-Album "Triumph And Agony" zu hören.
Allerdings zerstreut sich auch diese Besetzung schnell wieder in alle Winde, und Doro siedelt nach New York über. Dort nimmt sie ein Jahr später das schlicht "Doro" betitelte Album mit KISS-Schlabberzunge Gene Simmons als Produzenten auf. Musikalisch unterstützen sie auf der Scheibe Gitarrist Tommy Thayer und jeweils drei unterschiedliche Basser, Keyboarder und Drummer. Auch auf dem folgenden Album "True At Heart" mag man kaum von einer richtigen Band sprechen, sind doch insgesamt sechs Gitarristen beteiligt. Außerdem klingt das Teil sehr seicht und poppig.
Allein was die Rhythmusgruppe angeht, ist die Dame etwas entscheidungsfreudiger und heuert Lee Sklar (Bass) and Drummer Eddie Bayers an. Gitarrist Dan Huff, der auch auf dem Album spielt, und Keyboarder Paul Morris vervollständigen das Line-Up für die Tour. Im selben Jahr erscheint auch die Best-Of "Rare Diamonds", auf der sowohl Tracks von Doro als auch von Warlock zu finden sind. Die Fans konnten per Abstimmung auf der Homepage bestimmen, welche Songs auf dem Album landen sollen.
Doro scheint es zunächst ganz gut zu gefallen, mit immer neuen Musikern zusammenzuarbeiten. So setzt sich dieses Prinzip auf "Angels Never Die" nahtlos fort. Irgendwie wird man den Gedanken an einen gewissen Kommerz-Kalkül aber nie los. Für die anstehende Tour, auf der sie auch die Aufnahmen zu "Doro - Live" mitschneiden lässt, stehen ihr Basser Nick Douglas, Gitarrist Joe Taylor, Keyboarder/Gitarrist Jimmy DeLeilla und Drummer Johnny Dee zur Seite. Während ihr die Fans in Deutschland eigentlich durchgehend die Treue halten, nimmt der Erfolg in den USA und England nach und nach ab.
"Machine II Machine" (von dem es auch eine EP mit Remixen gibt) nimmt Doro noch komplett in den Staaten auf, kehrt aber für das '98er-Werk "Love Me In Black" teilweise nach Deutschland zurück. Von der Remix-EP wohl auf den Geschmack gebracht, arbeitet sie verstärkt mit Jürgen Engler von den Krupps zusammen. Die Scheibe ist mit Abstand das Härteste, das die kleine Dame seit langem veröffentlicht hat, und regt das Interesse an ihrer Musik wieder deutlich an.
Neben weiteren Best-Of-Scheiben legt Doro 2000 "Calling The Wild" vor. Einmal mehr arbeitet sie mit Krupps-Mastermind Jürgen Engler zusammen, doch auch Motörheads Lemmy gibt sich auf der Scheibe die Ehre. Neben ihm steuern auch Slash (Velvet Revolver/Ex-Guns N'Roses) und Al Pitrelli (Ex-Megadeth/Savatage) ein paar Gitarrenspuren bei. Für den europäischen und amerikanischen Markt gibt es unterschiedliche Versionen. Mit diesem Album hat sie sich von den EBM-Anleihen der letzten Alben wieder abgewandt.
Eine recht erfolgreiche Tour mit Dio und Yngwie Malmsteen ist die Folge. Es scheint fast so, als konzentriere sich Frau Pesch so langsam aber sicher auf ein festes Line-Up: Nick Douglas, Joe Taylor, Johnny Dee und Keyboarder Oliver Palotai halten ihr seitdem die Treue.
Ein besonderes Highlight steht 2001 an, als Doro in Düsseldorf mit den dort ansässigen Symphonikern in der Tonhalle auftritt. Warum das Event nicht mitgeschnitten wird, bleibt ein Rätsel, jedenfalls erscheint 2004 ein ähnlich angelegtes Album der Dame.
2002 sorgt Pesch auch in der Klatschpresse für Aufsehen, springt sie doch im Promiboxen Ende Oktober auf RTL für Samantha Fox als Gegnerin für Ex-Pornostar Michaela Schaffrath (Gina Wild) ein. Allerdings bekommt sie dort ordentlich auf die Nase. Dabei müsste sie doch eigentlich von ihrer Freundin und Profiboxerin Regina Halmich gut vorbereitet worden sein. Schließlich schreibt Doro ihr die Einzugshymnen "Fight" und "She Is Like Thunder".
"Fight" nennt sich das nächste Album und hat neben Chris Caffery vor allem Peter Steele von Type O Negative als Gast zu vermelden. Die Scheibe fällt ein wenig straighter und rockiger aus.
Einmal mehr geht es danach auf große Tour, in deren Verlauf Doro zum ersten Mal in Australien und Bangkok auftritt. Nach einer europäischen Rundreise mit Saxon, Circle II Circle und Dionysus steht ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum an, zu dem nicht nur Lemmy und Jon Oliva auftauchen, sondern auch ihre alten Warlock-Kollegen und Ex-Maiden-Sänger Blaze Bayley.
Kurz vor dem Konzert erscheint mit "Für Immer" die erste DVD der Düsseldorferin, die inzwischen bei AFM Records untergekommen ist. Die erste Scheibe für das neue Label sind 2004 die bereits erwähnten "Classic Diamonds", denen nach einer Tour mit klassischem Orchester auch noch die DVD-Version folgt. Nachdem sie mit Edguy, Bonfire, In Extremo und einigen anderen Bands auf einer Benefiz-Veranstaltung für die Tsunami-Opfer spielt, leistet sie noch einen Beitrag auf Destructions "Inventor Of Evil" und macht sich an die Aufnahmen zum nächsten eigenen Album.
"Warrior Soul" erscheint Ende März 2006 und sollte die Fans der kleinen Sängerin eigentlich absolut zufriedenstellen. Mit Sonata Arctica und Altaria geht es im April/Mai auf Tour, für Dezember stehen noch weitere Dates an. Zuvor erscheint aber noch die "Warrior Soul (Winter Edition)" in drei verschiedenen Formaten. Auf den beiliegenden DVDs kann man sich das Konzert zum 20-jährigen Jubiläum anschauen.
Leider geht Doro mehr und mehr dazu über, sich für jeden Scheiß herzugeben. So ist sie beim Promiboxen und in der Chartshow auf RTL zu sehen oder steht beim Bang Your Head 2008 ganz am Schluss auf der Bühne, um die Besucher allein am Mikro nach Hause zu singen. Dennoch feiert sie Ende des Jahres vollkommen zu Recht mit vielen Fans und Gästen ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Mit dabei sind Kollegen von den Scorpions, Overkill, Nevermore, Accept und die meisten ihrer alten Warlock-Mitstreiter.
Im September erscheint zunächst die Single "Celebrate", ehe Ende Januar 2009 mit "Fear No Evil" das nächste Album folgt. Zuvor hat Doro ihre ersten Konzerte in China absolviert und ihre Riesenparty im ISS Dome in Düsseldorf absolviert. Für Motörheads Europatour im Jahr 2010 bestreiten Doro und Band das Vorprogramm. Höhepunkt ist ein Duett mit Metal-Buddy Lemmy Kilmister.
2013 steht das 30-jährige Bühnenjubiläum der Düsseldorferin an. Schon 2012 gibt es passend dazu in Form des Albums "Raise Your Fist" den Vorab-Happen zur großen Feier.
2018 stellt sie direkt nach ihrem umjubelten Wacken-Auftritt ihre neue Langrille zur Diskussion. Wie der Titel "Forever Warriors, Forever United" schon ankündigt, handelt es sich hierbei um eine Doppel-CD. Auf einer eher der härteren Gangart zuzuordnenden Hälfte und einer mehr auf die Balladen fokussierten zweiten Seite lebt Doro ihre facettenreiche musikalische Persönlichkeit aus. Darüber hinaus beweist sie Feingespür, indem sie nicht nur Motörhead covert und Lemmy einen Tribut-Song auf den verblichenen Leib schneidert, sondern direkt die gesamte Platte der 2015 verstorbenen Metal-Ikone widmet.
Ihren Platz als Leading Lady der deutschen Härtesezene hat sich Doro längst gesichert. Im Output erweist sie sich als versierte Metallerin und Hardrockerin, die aber auch den Blick ins Pop-Lager nicht scheut. Mitunter nicht sonderlich geglückte Verbindungen beider Genres geben dem Fanlager Stoff für Diskussionen, kratzen aber nie ernsthaft am Status der Doro Pesch.
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