laut.de-Biographie
The Bluetones
Als Anfang des Jahres 2006 das Box-Set "A Rough Outline" mit allen Singles und B-Seiten der Bluetones veröffentlicht wird, scheint das der Abgesang auf eine Band zu sein, die nach zehn Jahren resigniert das Handtuch wirft. Was wie ein Abschied daherkommt, entpuppt sich aber Ende des Jahres als ein Neuanfang der einstigen Britpop-Heroen.
Die vier Gründungsmitglieder der Bluetones, Adam Devlin (Gitarre), Scott Morriss (Bass, Gesang), Eds Chesters (Drums) und Mark Moriss (Gesang) leben 1994 gemeinsam in Hounslow im Westen Londons und proben zusammen in der Garage. Ursprünglich nennen sie sich The Bottlegarden. Als sie genug Songmaterial zusammen haben, beginnen sie Konzerte zu spielen und veröffentlichen bald eine EP auf dem Label Fierce Panda Records. Schnell sind sie eine der angesagtesten und aufregendsten Bands dieser Zeit und schwimmen mit auf der großen Britpop-Welle.
Mit einem hohen Maß an Lässigkeit, einem Minimum an Dramatik und einem großen Gespür für Melodien verorten sie sich zwischen Bands wie den Stone Roses und Oasis. In der Folgezeit spielen sie eine Reihe von Supportgigs für Strangelove, Shed Seven, The Charlatansund Supergrass und veröffentlichen 1995 ihre erste Single. Anschließend starten sie ihre erste eigene Tour und die Single "Are You Blue Or Are You Blind?" erreicht die Top 40 der UK-Charts.
Mit diesem kommerziellen Erfolg wechseln sie zum Label Superior Quality Recordings. 1996 wird zum erfolgreichsten Jahr für die Band, als die Single "Slight Return" Platz 2 der UK-Charts erreicht und das Debütalbum "Expecting To Fly" sogar Platz 1 der Albumcharts im Königreich erklimmt. Nach einer ausgiebigen Tour folgt 1998 das zweite Album "Last Chance Saloon", das kommerziell zwar nicht an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen kann, aber dennoch beachtlich gut abschneidet. Das Werk hat einen mexikanischen Einschlag und Fans erfreuen sich an Hits wie "Solomon Bites The Worm" und If...".
Richard Payne stößt 1999 als fünftes Bandmitglied zu den Bluetones und erweitert die Bandbreite der Instrumente um das Keyboard. Ein Jahr später erscheint das dritte Album "Science & Nature", das in England erneut die Top 10 erreicht und mit den Hit-Singles "Keep The Home Fires Burning" und "Autophilia" aufwartet. Nachem die Bluetones 2002 ein "Best Of"-Album herausbringen, erscheint ein Jahr darauf "Luxembourg", ein stilistisch ambitioniertes Werk, das sehr von Bands wie den Strokes beeinflusst ist.
"'Luxembourg' war unser kleines Experiment", erzählt Mark. "Eine Platte mit einem Konzept - dreiminütige Songs, 30 Minuten Länge und keine Akustikgitarren." Von der Musikpresse wird die Platte kaum zur Kenntnis genommen; das mangelnde Interesse der Öffentlichkeit und die niedrigen Verkaufszahlen entsprechen nicht dem Anspruch, den die Band an sich selbst stellt. Die Bandmitglieder legen daher eine Auszeit ein, Gerüchte einer angeblichen Auflösung der Bluetones werden aber dementiert.
"Wir haben nie über die Auflösung der Band nachgedacht", erinnert sich Sänger Mark Morriss. "Jeder machte sich seine eigenen Gedanken, weil wir wussten, dass etwas geschehen musste. Wir wollten den Ruf der Band nicht ruinieren. Wir wollten nie desillusionierte Musiker werden, die entmutigt dasitzen, übergewichtig und unglücklich, aber unfähig, irgend etwas zu tun."
So geht jeder schließlich seinen eigenen Weg. Mark verdingt sich als akustischer Troubadour, Scott Morriss als Graphikdesigner, während Gitarrist Adam Devlin Songs für andere schreibt und Eds Chesters an die Universität zurückkehrt. Die Musik und die Zukunft der Bluetones haben sie dennoch nie aus den Augen verloren.
Unter diesen Umständen entsteht 2005 die EP "Serenity Now", die das Label Cooking Vinyl überzeugt und das den Bluetones einen Vertrag anbietet. Diese EP wird wie das selbstbetitelte Album "The Bluetones" 2006 auf dem Londoner Label veröffentlicht. Wie so oft, markiert auch in diesem Fall die Selbstbetitelung des Albums einen Neuanfang beziehungsweise eine Rückbesinnung.
Die Band arbeitet wieder mit dem erfolgreichen Produzent Hugh Jones zusammen, der bereits das Debüt und den Nachfolger produziert hat und findet auf ihrem neuen Album wieder zu der Unbekümmertheit zurück, die die Bluetones vor zehn Jahren so populär gemacht haben. Die Songs auf "The Bluetones" liegen wieder im altvertrauten Spannungsfeld zwischen ohrwurmiger Poppigkeit und lässiger Indie-Ehrlichkeit. Die Bluetones sind Ende 2006 wieder zurück mit feinem Gitarrenpop, der Spaß macht.
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