laut.de-Kritik
Intelligenter, deutschsprachiger Pop-Punk für nahezu jedermann.
Review von Sara KäferErinnert sich noch jemand an die Terrorgruppe? Nach deren Auflösung beschlossen Gitarrist Johnny Bottrop und Bassist Slash Vicious, mit einer neuen Band weiterzumachen. The Bottrops beabsichtigen zwar keine Ähnlichkeiten mit der Vorgängerband, doch ob sie wollen oder nicht: sie erinnern schon an die Punkrocker von früher.
Das Album, das den schlichten Namen "The Bottrops" trägt, hat den Anspruch, einfach nur "simple Garagen-krachige punkrockende Powerpop-Hymnen mit so etwas wie echten, konkreten und geradlinigen deutschsprachigen Songtexten" zu haben. Und das trifft es ganz genau. Schon nach dem zweiten Anhören der insgesamt 14 Tracks kann man die Refrains mitsingen. Die Melodien sind eingängig und ein Mitwippen lässt sich kaum verhindern. Durchaus auch zum Pogotanzen geeignet.
Einen besonderes Augenmerk sollte man auf das Booklet legen. Nicht nur, dass es neben den Texten auch immer eine kleine Entstehungsgeschichte der Songs gibt. Das Booklet ist eigentlich ein Retro-Poster mit herrlichen Bildern aus Berlin. Außerdem kann man hier die Bandgeschichte nachvollziehen.
Auch Menschen, die bisher nicht den Zugang zu Punk hatten, bekommen mit dieser Platte die Möglichkeit dazu. Wer sich schon immer gefragt hat, was Punk eigentlich ausmacht, bekommt es in "4 Akkorde" ausführlich erklärt: "Wisst ihr denn nicht, dass ein Akkord alle Zäune niederreißt und die versprengten Stämme der Unterhunde zusammenschweißt?" Generell sind es die Texte der vier Berliner wert, genauer hinzuhören. Nicht so derb und sarkastisch wie die der Terrorgruppe, aber doch mit kleinen, ironischen Seitenhieben an die Gesellschaft.
So kritisieren sie beispielweise in "Reduziert" die ungebremste Kauflust oder den haltlosen Fernsehkonsum in "Nicht Wie Im Fernsehen". Auch die bei den Deutschen so beliebten Kleingarten-Kolonien bekommen ihr Fett weg. Was die Bottroper daran so stört? Wenn die europäischen Nachbarn etwas störe, gingen sie alle auf die Straßen, um zu protestieren. "Die Deutschen gehen aber lieber in ihren Kleingarten und schimpfen auf Dosenpfand und die Ausländer."
Engagement und Botschaften an die Gesellschaft treten bei diesem Album hervor. Aber auch Melodien und Spaß an der Sache kommen nicht zu kurz. So will man deutschsprachigen Punkrock hören.
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