laut.de-Kritik

Fragiler Ambient-Pop.

Review von

Zwei Jahre nach dem Aus von yourcodenameis: milo wagt sich deren Gitarrist Justin Lockey mit The British Expeditionary Force auf neues musikalisches Terrain. Gemeinsam mit Sänger Aid Burrows lässt der britische Multiinstrumentalist
noisige Post-Hardcore-Gefilde hinter sich und begibt sich ganz ohne schützende Lärmwand auf Expedition um die beiden Pole Pop und Elektro.

"We somehow managed to make this whole thing without any of the people working on it actually meeting in real life. It has been entirely done via email and telephone calls" verrät uns das Booklet zum Entstehungsprozess. Diese räumlich separierte Arbeitsweise hört man dem 30-minütigen Minialbum aber keinesfalls an. "Chapter One: A Long Way Home" klingt erstaunlich organisch und homogen.

Lockey spielt offenkundig seinen üppigen Erfahrungsschatz in Sachen Tontechnik- und Studioskills aus, den er sich über die Jahre als Mitproduzent von Bloc Party und Enter Shikari angeeignet hat. Da sich seine Ex-Band zudem mit Steve Albini (Pixies, Neurosis, Nirvana) und Flood (Depeche Mode, U2, Nine Inch Nails) alles andere als einen Stümper ans Mischpult holte, hatte Lockey das Vergnügen, zwei unangefochtenen Meistern ihres Fachs bei der Arbeit über die Schultern zu linsen.

Dass er besonders von der Lehrstunde bei Mark "Flood" Elis profitiert hat, hört man jeder Amplitude dieser intelligenten Pop-Platte an. Ausgehend von einem atmosphärischen Synthie-Fundament begrenzt er die fragilen elektronischen Elemente auf minimales Blubbern, Klicken oder Wabern und setzt diese Trümpfe ähnlich gewinnbringend ein wie bereits Radiohead oder The Notwist.

Die Weilheimer Note schlägt sich auch im zurückgelehnten Gesangsstil von Aid Burrows nieder, der wie Markus Acher die zündende Idee lieber subtil, zerbrechlich und unaufdringlich im Gesamtgewand einbettet, anstatt sie in pathetisch aufgeblasenem Popanz zu egalisieren.

Stellenweise blitzen auch diese magischen Sigur Rós-Momente auf, wenn sich Lockey in "Back Of The Hand" oder "Throwing Little Stones" ans Piano herantastet und in Begleitung von filigranem Glockenspiel, pointierter Gitarrenarbeit und reduzierten Drums mit schlafwandlerischer Sicherheit ins Reich der Easy Listening-Träume abdriftet.

Auf lange Sicht tönt die Ambient-lastige Reise leider etwas zu eindimensional, mangelt es The British Expeditionary Force doch noch an Abwechslung und Kontrasten. Mit zwei Bonustracks verstärkt erweist sich die vollwertige EP als vielversprechende Einleitung in das hoffentlich längere und variationsreichere zweite Kapitel.

Trackliste

  1. 1. Back Of The Hand
  2. 2. Throwing Little Stones
  3. 3. A Long Way From Home
  4. 4. The Engine
  5. 5. Lashing Out
  6. 6. All Those Demons
  7. 7. Swallowed By Anger
  8. 8. A Long Way From Home(Rival Consoles Rmx)

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