laut.de-Kritik
Was, Sie kennen Billy Childish nicht?
Review von Jasmin LützKennen Sie William Charlie Hamper? Besser bekannt als Billy Childish? Haben Sie Platten von Thee Headcoates, The Pop Rivets oder Thee Mighty Ceasars zu Hause im Schrank? Schon mal ein selbst gezeichnetes Bild von diesem Multi-Rock'n'Roller gesehen? Wenn Sie diese Fragen dreimal mit Nein beantworten, dann verlassen Sie bitte diese Plattform auf der Stelle oder lesen Sie folgende Zeilen aufmerksam durch.
Billy Childish ist die wahre Kultfigur der Independent Szene, weit entfernt von Reichtum und Mainstream. Ein Künstler durch und durch. Der Mann dürfte so fast jede angesagte Retro-Band beeinflusst haben. The White Stripes sind wohl zur Zeit seine berühmtesten Fans. Ein Blick in die endlos lange Diskographie, und so mancher Musiker-Teint verblasst vor lauter Neid. Mit seinen zahlreichen Alben (ca. 100!), unzähligen Singles und EPs könnte man glatt ein ganzes Michael Jackson-Kinderzimmer tapezieren. Aktuell schlägt sein Herz für The Buff Medways, mit denen er 2005 den vierten Longplayer "Medway Wheelers" auf den Markt wirft, eine glückliche Zeitreise durch mehrere Jahrezehnte in der es rumpelt, rockt und swingt.
Das Trio mit mindestens zehn Fäusten (neben dem wilden Billy an Gitarre und Gesang der Ex-Prisoners Bassist Graham Day und Schlagzeuger Wolf Howard) erschlägt einen auch diesmal mit der puren Leidenschaft der gängigen Rock'n'Roll-Blues-Akkorde. Mit dem rasanten Opener "The Man I Am" stellt sich der wilde Billy dem Hörer gebührend vor und kommt direkt mit der kompletten Garage ins Haus.
Die Punkrock-Sauf-Hymne "Karen With A C" wird schon nach dem ersten Mal hören lauthals mitgeschrieen. Bei "Dustbin Mod" denkt man anfangs an eine Coverversion von My Generation, doch schnell gleitet man über die 60ies-Woge der besseren Zeit. Die Leidenschaft zum Surfrock darf bei Mr. Childish natürlich nicht fehlen. Großartig auch das fetzige "(I'm A) Lie Detector", das sich schon alleine mit dem Titel ins Hirn brennt. Mit einem Beach Boys-Chor begrüßt uns "Private View", bevor sich die pure Sentimentalität des wilden Rockers in "The Poets Dream" zeigt. Hier (ver)steckt der englische Rebell seine poetischen Ergüsse, bevor er die Saiten seiner Gitarre erneut bis aufs Äußerste strapaziert.
Am Ende fragt man sich dann nur noch "Who the Fuck is David Wise?", bevor man ganz schnell wieder auf Repeat drückt und sich auf jeden Fall sicher ist, wer "the better-looking British Bukowski" ist. Nämlich Billy Childish! Eine Kultfigur, die man gehört haben muss und ohne die es einige NME-Hypes niemals geben würde. Unter uns gesagt, einen fetten Millionenvertrag würde ich ihm von ganzen Herzen gönnen ... also weiter sagen ...
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