laut.de-Kritik
Die Strokes sind nicht zu überhören.
Review von Deborah KatonaVon Boston über Portland nach L.A. innerhalb kurzer Zeit – wenn das mal nicht Stress bedeutet! Stress? Davon hört man nichts auf der Platte der Dead Trees. Das klingt alles leicht, locker und unkompliziert. Und so trippelt der Vierer mit "Whatwave" auf leichten Sohlen in Richtung Sommer.
Die Herren wechseln zwischen 70s-Rock-Anleihen und Indiefolkpop, zwischen entspannten Balladen und Uptemposongs, zwischen Gitarrengezupfe und Klampfengeschrammel. Das wird auch in der Titelgebung deutlich: Denn direkt auf den Einstiegstrack "Slow Faze" folgt die Anschlussnummer "Slow Faze Fast" - der Gegensatz lässt sich schon erahnen.
Auch "Play Your Hands" ist einer der schnelleren Nummern. Melodie, Songstruktur und Bassline erinnern etwas an Hockey. Dem Titel getreu macht der Song jede Menge Spaß – und Klatschen darf natürlich auch nicht fehlen. Die Singleauskopplung "World Gone Global" oder das lässige "Rayna" mit einem Sound à la Fratellis vermitteln die Unbeschwertheit ebenfalls.
"Older" bietet kaum Veränderungen in der Melodie – wird aber trotzdem gar nicht langweilig. Besagtes "Slow Faze Fast" weckt schnell Assoziationen zu den Strokes. Da mögen einige schon empört "Blasphemie, Blasphemie" kreischen. Doch: "Well it's allright, my friend." Denn der Vergleich kommt nicht von ungefähr: The Dead Trees vollbrachten zwei Touren mit Albert Hammond Jr. und können den Einfluss dessen nun eben nicht ganz verleugnen.
Herrn A. H. Jr. als Referenz nennen zu können, scheint den Dead Trees jedoch nicht zu genügen. Man brüstet sich geradezu mit Namen: mit Noah Georgeson (Little Joy, Devendra Banhart, Joanna Newsom) als Produzent. Oder Freunden wie eben The Strokes, The Whigs, Adam Green, Wade Oates von The Virgins oder Little Joy. Und man wird auch nicht müde, die Touren mit MGMT zu erwähnen. Große Namen, das ist wahr. Soll das vielleicht nur überspielen, dass die Platte zwar gut, aber eben nicht überdurchschnittlich gut ist?
Die Songs sind von simpler Struktur, was noch kein Problem darstellen würde. Ebenso die kurze Spielzeit der Platte sei hier mal außen vorgelassen – auch wenn eine halben Stunde Gesamtlänge schon etwas dürftig erscheint. Aber manchmal kommen die Tracks dann doch zu einfach strukturiert und damit eintönig daher. Oder netter gesagt: unkompliziert unauffällig.
Und so wurde "Whatwave" mit Sicherheit kein Bäm-Bäm-Album, das man in den nächsten Jahren nicht mehr aus dem Player holt. Aber ab und zu ein kurzes Sommerlüftchen ist doch auch ganz nett.
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