laut.de-Kritik
Eine Verliererbande singt von gebrochenen Herzen.
Review von Jasmin LützWas höre ich hier? Den kanadischen David Bowie? Ein emotionales Orchester-Gesteck im Geiste von The Verve? Oder doch nur gängige Britpop-Schwermütigkeit mit rockenden Riffs? "Gang Of Losers" heißt das dritte Album von The Dears aus Montreal. Und spätestens seit den fabelhaften Broken Social Scene bewundern wir Kanada für seine euphorischen und experimentellen Melodien. Allerdings sorgen letztgenannte für mehr Abwechslung in ihrer Diskographie, selbst im Solobereich ("Idols Of Exile").
Natürlich weiß Dears-Sänger Murray Lightburn mit seiner Stimmpräsenz die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dabei erklimmt er die höchsten Töne ungeniert und wechselt stetig die Oktaven ("Fear Made The World Go 'Round"). Mal zerbrechlich und klagend-düster ("Death Or Life We Want You"), dann wieder rockig und selbstbewusst ("Hate Then Love"), pendeln The Dears durch die Landschaft der gebrochenen Herzen.
Fast schon pathetisch durchlebt Lightburn seine Leiden der Liebe. "You And I Are A Gang Of Losers", wer fühlt sich da heutzutage nicht persönlich angesprochen? Die Hymne für alle Gleichgesinnten. Und ein "Dub-Dubbidu" kann man sich dann doch nicht verkneifen ("Bandwagoneers"). Vertrauen und Verantwortung sind das Wichtigste in einer zwischenmenschlichen Beziehung. Davon kann Murray ein paar Lieder singen. Ganz kalt lässt einen dieses Emotionspaket nicht, aber Glückshormone hagelt es auch nicht gerade. Die zwölf Songs sind insgesamt zu eingängig und durchschaubar.
Der Gänsehauteffekt lässt meist zu wünschen übrig und irgendwie setzt auch die Britpop-Fiktion langsam Staub an. Muss eigentlich (fast) alles immer nach England klingen? Wir sagen trotzdem mal "Yes"! Und sind happy, dass es Bands wie Blur, The Smiths und Coldplay gab und gibt. Und leiden tun wir doch alle mal ganz gerne. Außerdem schwört ja Morrissey auf The Dears, vielleicht weil er in Lightburn sich selbst in jüngeren Jahren wieder erkennt?
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