laut.de-Kritik
Mehr Stadion- als Indierock.
Review von Martina Kellner"Wir machen keine Nischenmusik, wir machen Musik für absolut jeden."
Mit ihrem Erfolgsdebüt "We'll Live And Die In These Towns" sprachen Tom Clarke, Andy Hopkins und Liam Watts einer Generation Working Class-Kids aus der Seele: Tristes Industriestadtleben, grauer Arbeitsalltag und von Montag bis Freitag unentwegt schuften, um am Wochenende wenigstens ein bisschen Ablenkung im "local pub" zu finden.
"Saturday is your only highlight / When you go out and live the highlife / Meeting up with other people / Your interaction with the weak and feeble / At least when all is said and done / You wouldn't be the only one / To be a slave to the modern wage / Your crappy weekend is your only escape." ("Away From Here")
"Music For The People" will nun breiter ansprechen. Gegen die Gesellschaftsunterschiede sozusagen. "Unsere Fans sind klassenlos", erklärt Sänger Tom. Ein ehrbares Ziel, spielen doch Zuordnung und Abgrenzungen zur Working - bzw. Middle Class im UK-Alltag nach wie vor eine große Rolle. Ob ihre Musik dies zu überwinden vermag, sei dahingestellt. Auf jeden Fall probieren es die Herren aus Coventry - mögliche Vermarktungsstrategien gleich mitgedacht.
Während Album Nummer eins allen voran jugendlich rough und ungeschliffen daherkam ("Pressure", "Away From Here") und in seiner Aufmüpfigkeit sogar den Oasis-Brüdern in Nichts nachstand ("Aggro", "40 Days And 40 Nights"), legen The Enemy ihre Songs nun geplanter und ausschweifender an. Mehr Stadion- als Indierock, das gelingt nicht immer, wirkt hier und da auch aufgeblasen.
"Elephant Song" eröffnet etwa mit ausgedehntem Intro und schwerer, orchestraler Untermalung. Gute zwei Minuten stimmt die brodelnde Geräuschkulisse ein, statt unvermittelt oder mit lautem Gong aufzuschlagen.
Clarkes Stimme steht zwar noch immer im Vordergrund, mischt sich diesmal allerdings oft mit polyphonem Backgroundchor ("No Time For Tears", "Sing When You're In Love"), auch wenn der Brite dies gar nicht nötig hätte. Schließlich gingen sein rotziger, kraftvoller Gesang in Kombination mit rauen, aufsässigen Gitarren beim Debüt mehr als gut zusammen.
Das zeigt auch "Nation Of Checkout Girls", in altbekannter Mackerpose vorgetragen, geradlinig und ungekünstelt. "Don't Break The Red Tape" - The Enemys Ehrerbietung an Joe Strummer und The Clash - überzeugt ebenso.
Schade nur, dass einige Songs deutlich überproduziert wirken, Streicher- bzw. Pianoarrangements und Hintergrundchor viel Gutes übertünchen. Da sollten sich die dürren Herren doch wieder auf ihre alten Qualitäten zurückbesinnen. Oder noch besser: den Produzenten feuern!
1 Kommentar
Find das Album recht gelungen, sicherlich etwas überproduzierter als "We live and die in these towens", aber trotzdem nett... Es sollte, nach eigenem Bekunden, ihr "Be Here now" werden, und dieses Unterfangen wurde anständig gelöst...