laut.de-Kritik
Die alten Hits pfeffern immer noch am besten.
Review von Philipp SchiedelNach zehn Jahren Bandgeschichte lösen sich die Get Up Kids auf und spielen am 2. Juli 2005 ihren letzten Gig in ihrer Heimatstadt Kansas City. Ihr angestammtes Label Vagrant Records veröffentlicht zum Abschied nun eine Live-Aufnahme. Ist das nun das traurige Ende einer Band? Jein.
Während der Jahrtausendwende bewegten die Get Up Kids-Platten noch die Welt und waren maßgeblich daran beteiligt, dass Emo sowie Pop-Punk (oder wo immer man hier den Strich ziehen will) so groß werden konnte. Ein kluger Schreiber der Intro bezeichnete das zweite Album "Something To Write Home About" sogar mal ganz zu Recht als das "Nevermind des Emo". Denn in der Tat war es damals die Platte, die viel veränderte und einiges ermöglichte. Emo wurde erst Hype und dann Massenware, die uns Bands wie Sum 41 bescherte.
Neben Hymnen wie "I'll Catch You", bei denen wohl einige Emo-Teenager ihre Probleme ins Kissen geheult haben dürften, hatten die Get Up Kids aus Kansas City auch immer genau die richtigen Akkorde für ein Hallejulia und Killer-Hooks, die selbst heute noch tief ins Mark fahren. Fans von Weezer-Melodien und fetzenden Riffs kamen voll auf ihre Kosten, und nicht nur ich bin vor ein paar Jahren unzählige Male zu "Ten Minutes" freudeschreiend durch mein Zimmer gerannt.
Danach gaben die Get Up Kids alles daran, nicht zum nächsten Pop-Spektakel aufgebaut zu werden, sie verwirrten ihre Fans mit leiseren und folkigen Tönen auf dem Nachfolger "On A Wire". Man fand es nett und interessant, aber irgendwie holte mal dann doch lieber wieder die alten Schreiben raus. Als 2004 das letztes Album "Guilt Show" musikalisch und kommerziell enttäuschte, waren die Get Up Kids (leider) schon längst eine Band unter vielen.
Diese Abschieds-Vorstellung macht die bescheidene Situation der letzten Bandjahre nur allzu deutlich klar. Im wenig überzeugenden Sound, der immer etwas weit weg klingt, sahnt vor allem das alte Zeug ab. Erschrocken musste ich feststellen, dass sich zwar auch die späteren Werke der Get Up Kids in meinem Besitz befinden, ich aber nicht einen einzigen Refrain davon mitsingen konnte. Aber glaubt mir: wenn hier alle lautstark zu "I'm A Loner Dottie, A Rebel" johlen, dann ich wäre zu gern dabei gewesen.
Die Frage, ob das nun ein verdientes Ende der Band ist, beantwortet sich durch das Publikum im Uptown Theater selbst. Denn warum wird bei den sauber runtergeschrubbten Hits wie "Holiday", "Red Letter Day", "Don't Hate Me" oder "Action & Action" am meisten gejubelt? Richtig, die pfeffern immer noch am besten!
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