laut.de-Kritik
Hexenverfolgung im modernen Gewand.
Review von Paula FetzerBei vier britischen maskierten Musikern und einer "rituellen Bühnenshow", wie das Promosheet anmerkt, denkt man aktuell womöglich zunächst an eine andere Band. Doch im Gegensatz zu ihnen halten sich The Infernal Sea hier thematisch zu englischen Bürgerkriegszeiten auf. Mit ihrem vierten Studioalbum "Hellfenlic" (zu deutsch "Höllenmoor") zeichnen sie ein Bild von Matthew Hopkins, einem englischen Hexenjäger, der das Leben von etwa 300 Frauen auf dem Gewissen hat. Der Sound passt zum Thema, ist jedoch um einiges fortschrittlicher: Traditioneller Black Metal verschmilzt mit Elementen anderer Subgenres.
Der Opener "Lord Abhorrent" fällt noch ziemlich klassisch aus. Zwischen Gekeife und Blastbeats findet sich dann aber auch ein Schwenk zu einem langsameren, stampfenden Rhyhtmus, der die Atmosphäre jedoch nicht weniger bedrohlich macht, im Gegenteil. Auf "Shadow Of The Beast", das von einem rauen, teuflischen Schrei eingeleitet wird, halten sie sich genauso wenig zurück und unterstreichen die Brutalität der Hexenverfolgung. Einzug hält hierbei die Melodie, die durch die Gitarren zum Ausdruck kommt. Langweilig wird es keineswegs: Das letzte Drittel des Songs weicht gänzlich vom Black Metal-Grundgerüst ab. Ebenso stark wie dieses Stück fällt das Riff von "Witchfinder" aus, das garantiert im Ohr bleibt. Das darauffolgende "The Hunter" klingt dagegen eher uninspiriert.
Sollte man The Infernal Sea auf Tour besuchen, sind Mitscreamen und Headbangen außerdem kein Problem. Für letzteres bietet beispielsweise "Bastard Of The East" Gelegenheit, denn die Texte sind überraschend deutlich zu verstehen. "I am the bastard of the East / Devoted to god / Observe my warnings / I am the saviour of the fens / The master of execution / Sworn to eliminate (the beast)", verkündet Hopkins durch die Stimme von Fronter Dean Lettice.
Was andere Bands leider immer noch viel zu oft zu wünschen übrig lassen, ist ein Bass, der nicht im Schatten der Gitarre steht. Insbesondere durch "Black Witchery" erneuert sich die Hoffnung jedoch, dass Künstler dem Instrument mehr Liebe schenken. Obwohl heulende Gitarren davon abzulenken versuchen, rückt der Bass im Verlauf mehrmals ins Rampenlicht. Das ist auch beim nächsten Track, "Frozen Fen", der Fall. Dieser klingt so kalt(blütig) wie es der Titel verrät. An der Seite eines behäbigen Riffs wird man durch das Moor geschleppt und landet schließlich nach einem Tempoaufbau und erneuten -abfall mit Beckenklirren und Kreischen in der Ferne auf dem Scheiterhaufen.
Das letzte Kapitel der Geschichte von Hopkins zieht sich über fast neun Minuten. "Messenger Of God" kommt in weiten Teilen durch die vielseitige Instrumentation auch ohne Vocals aus und bedient sich dabei unter anderem einer Akustikgitarre und Violine. Das Stück hebt die Experimentierfreude hervor, die die Band an den Tag legt und dem Album gut tut. Auf "Hellfenlic" kleiden The Infernal Sea das Thema der Hexenverfolgung in ein klanglich modernes Gewand.
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