laut.de-Kritik
Upbeat-Party statt leisem Schneerieseln.
Review von Philipp KauseDer Folk-Pop der Kelly Family zielt mehr auf die Hymne als solche und nicht allzu arg auf Weihnachten. Keine Sorge also, "Christmas Party" erfüllt nur am Rande die Ansprüche der 'stillen' Zeit, mehr aber die des Feierns und auch der allgemeinen Pop-Eingängigkeit. Für Stille und Besinnlichkeit im engeren Sinne steht kein einziges Stück in Reinform, allenfalls der nachdenkliche Text von "Those Were The Days", und mit berieselnden leisen Tönen wird der Markt sowieso überflutet.
Fulminante Party-Euphorie vertont "Grateful - The Kelly Family + Ronan Keating", die sehr eingängige Zusammenhalts-Hymne "Christmas All Year", die geschmetterte Banjo-Upbeat-Nummer "Christmas Is Here With Us", der Chor-starke Stomper "Christmas In Pur Hearts" und das heavy nach Bon Jovi klingende "No More Christmas".
Sauberen handgemachten Pop liefert "Peace On Earth" inklusive Glockenläuten. "One More Happy Christmas" beschäftigt sich mit der Vorfreude auf die Feiertage, zieht im Gefühlsüberschwang eine E-Gitarre hinzu, und scheint bei George Michaels "Freedom" Inspiration gefunden zu haben. Irisches hört man beim von Kathy vorgetragenen "Those Were The Days" heraus, sowie im rhythmisch tänzelnden "Fairytale Of New York" mit traditioneller Instrumentierung und einer so auffallenden Artikulation im Gesang (Paul und Patricia), dass sie an die Straßenmusik-Wurzeln der Family erinnert. Den Big Apple als Tourismus-Attraktion in der prunkvollen Zeit verbinden die Kellys mit Sinatra, dem sie im Text huldigen.
Typischen Advents-Kitsch verbricht lediglich "It's Christmas Day" mit doppelten Lead Vocals (Patricia und John), wobei eine super schöne Melodie den etwas zu cheesy instrumentierten Song rettet. Hier wird es mit Lebkuchen und dem Wunsch nach Schnee ausnahmsweise mal klischeehaft, geht aber okay, weil es wirklich gut gemacht ist.
Als Anspieltipp für Weihnachtsmuffel eignet sich das mitreißende Trinklied "A Fairy Merry Christmas". Als Story erzählt dieser fröhliche Dudelsack-Folkpop den typischen Ablauf eines Festtags. Christmas in lässig - das Lied sollte vielleicht nicht gerade ein Kirchenvertreter hören. Auch die Kellys-Aneignung des Latin-Hits "Feliz Navidad" ("Mis Deseos Feliz Navidad") macht Laune.
Trotz mancher mittelmäßiger Aussetzer wie dem trashig rausgeplärrten "Merry Christmas" und den plakativen Liedern im Mittelteil der CD ("It's Christmas All Year", "Rock Your Christmas", "It's Christmas Day") pflegt die aktuelle Sechser-Besetzung eine rundum gut gemachte, erfrischende Annäherung an die Glitzer- und Baumschmuck-Thematik. Die Kelly Family eignet sich als Familienunternehmen in mehreren Generationen ja schon für eine CD übers Familienfest der Nächstenliebe.
Auch wenn man die Erwartungen niedrig ansetzt, bekommt man eine schöne und lebhaft gestaltete Platte mit einigermaßen Abwechslung. Textlich kann man die Songs schon mal verwechseln (z.B. "Christmas All Year" mit "It's Christmas All Year" usw.), und das Wort Christmas wird inflationär oft genannt, ganz anders als oft auf vielen Country- oder Rock-Weihnachtsalben oder im originären Kirchenkanon üblich. Manche verbale Simplizität macht die Gruppe aber mit ihrer Musikalität und der stimmlichen Abwechslung zwischen den sehr unterschiedlichen Lead-Vocalists wett.
"Christmas Party" ist mal was komplett anderes als die üblichen Kontrabass-Jazz-Versionen angelsächsischer Weihnachts-Classics und all der selbstverliebte Schmusepop von Stars, die laut Vertrag irgendwann ein Weihnachtsalbum machen müssen. Es droht keine 1.564. Coverversion von "(Walking In The) Winter Wonderland", sondern es überrascht eine originelle Abwandlung der Festtags-Thematik. "Obwohl wir niemals bibelfeste Sonntagskirchengänger waren, haben wir von jeher religiöse Lieder und Gospels (...) gespielt", so Jimmy. "Die allerersten Anfänge der Kellys gehen tatsächlich auf Weihnachtslieder zurück. Fünf von uns wurden in Spanien geboren. Damals sind wir in der Weihnachtszeit in unserem Heimatdorf mit Folklore-Songs von Haus zu Haus gezogen."
Über integrierte Glöckchen verfügen einige der Tracks, zugleich findet jeder seine eigene Instrumentierung. Das hat man selten und wertet die CD zu einer Party fürs Ohr auf. Nichts geboten bekommt dagegen das Auge - das gestellte Cover-Artwork mit dem Konfetti und den drauf geklatschten Schriftzügen kann man kaum lächerlicher designen. Aber dafür bekommt man die Kellys 'in echt': Sie reisen immerhin 27 Mal persönlich zu ihren Adventskonzerten an.
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Wann kommt endlich die Kelly family Bukkake-Party?