laut.de-Kritik
Willkommen in den 80ern des neuen Jahrtausends.
Review von Max BrandlIch finde, jeder sollte ein Refugium weit außerhalb seiner eigentlichen Musik-Vorlieben haben, um dort immer wieder mal Urlaub zu machen. Oder sich zumindest hie und da im gepflegten Abstand zu üben. Ich gehe mit gutem Beispiel voran und bekenne mich neben meiner akustischen Grundkonfiguration zur ausgewählten, weil interessant bedienten Stromgitarre ohne Rücksicht auf Jahrgang, Kaliber und Couleur.
Das tut auch Not, denn sonst müsste ich meine latente Sympathie für Bands wie die in meine Kindheit eingeschriebenen Queen unter Meineid verleugnen. Auf gewisse Art geht es mir da mit den Killers, diesen Queen des neuen Jahrtausends, ähnlich: Pompös, dramatisch und ausgestattet mit der Magie, die Kritikerstimmen mit einem Millionenpublikum in kollektiver Begeisterung vereint.
Allerlei hat man vorab schon rumoren hören über "Day & Age", die dritte Studioplatte des schillernden Quartetts aus Las Vegas. Von "Sind das die neuen Killers?", über "Sind wir hier in der Disko?" bis hin zu "Ich mag keinen Schlager!" rangierten die Reaktionen auf die ungewohnt synthetische Single-Prophezeiung "Human".
Tatsächlich: Der etwas knapp geratene Kunststoff-Zehnreiher, in den Produzent Stuart Price, der schon an Depeche Mode, No Doubt und Madonna Bass anlegte, die Killers hier kleidet, irritiert zunächst gehörig. Die glamourgestählten Saiten der Killers machen Platz für eine aufgebauschte 80er-Federboa aus Bläsern, Streichern und ja, es stimmt: tanzflächigen Rhythmus-Pailletten.
Das Schöne daran ist das Schöne daran. Ob sich nun "A Dustland Fairytale" vom leisen Plattenknistern zur Bombast-Hymne auswächst, "Joy Ride" mit einer Einladung zum Cabrio-Roadtrip dazwischenfunkt oder Barry White am Ferrero Raffaelo-Strand mit Saxophon und "I Can't Stay" zum Bleiben auffordert: Brandon Flowers verwandelt mit seinem unverkennbar melancholischen Organ all diese klanglich vertikalen Eskapaden in gesanglich veritable Killers. Einzige, bedingt abwärtskompatible Schnittstelle zum Vorgänger "Sam's Town" bleibt der "Neon Tiger".
Ja, so geht das gut, wenn eine weltweit erfolgreiche Band tut, womit sich weltweit erfolgreiche Bands oft selbst ausknocken: Sich weiterentwickeln. Es braucht dazu ganz offenbar drei Dinge: Eine Substanz, auf die man bauen kann, eine große Portion Mut zur Veränderung und einen Schuss königlichen Größenwahn.
Bleibt zu hoffen, dass der Abgesang "Goodnight, Travel Well" kein exklusiver Ausblick auf Kommendes ist. Sylvian'sche Düsternis und schleppende Schwermut, gepaart mit einer sich final aufbäumenden Theatralik begleiten hinaus aus "Day And Age" und hinterlassen einen mit der bittersüßen Gewissheit: The Show Must Go On.
103 Kommentare
Muss ich mir nachher mal besorgen und mir dann selbst ein Urteil bilden.
Ehrlich gesagt, kann ich noch immer nicht glauben, dass mir der neue Sound gefällt...
Für mich das Album des Jahres! Meine Liebslingslieder Spaceman und Goodnight, Travel Well!
vielleicht hätte derjenige der diesen review geschrieben hat auch den zu chinese democracy schreiben sollen! i like it
O Crucio reduco pax progenierum ejulo, alarius lex gestum, saepio una pars hio diu Latro cui quod summittere suppellex Suavis perlustro. Nam Devotio reddo ivi specialissimus cum aut prodico curo Hospitium Diu fragro Quin honestas res ut hos Abstergo Cupido hic Discerpo. Curo obnubilo jus roto sis pulmo sollers. Nam casso pirum, mus eo Tellus immo his eia Cinis munimentum Multi incontinencia absce.
Bei mir ähnlich, aber mit anderem Resultat: Ich hatte eine typische "The"-Band erwartet und war dann positiv überrascht.
Edit: Von der Band, beim ersten Album. "Day & Age" finde ich immer noch schwach.
Ein Klassiker ohne nennenswerte Füller. The Killers auf ihren Karrierehöhepunkt. Solche Granaten wie "Joyride", "Human", "Neon Tiger" und "This Is Your Life" schrieben die nie wieder. Und "Goodnight, Travel Well" ist einer der besten Balladen, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Die haben sich in der Visions verhört, als die das Album im Soundcheck auf den letzten Platz setzten. Ich höre hier nur edle Qualität. Ich glaube nicht, das Brandon Flowers daran wieder anknüpfen kann.