laut.de-Kritik

Das Potenzial der Old School-Punker ist begrenzt.

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Während der gemäßigte Irokesenschnitt dank einiger Fussballprotagonisten inzwischen salonfähig ist, schienen die Punks sich schon lange davon verabschiedet zu haben. Lediglich einige Hartgesottene, wie die Altpunker von The Exploited oder Travis Parker von Blink 182, schmückten ihr Haupt noch mit dem aufwändigen Look. Doch mittlerweile scheinen sich auch die Punkrocker haartechnisch wieder auf ihre Wurzeln zu besinnen. Ein aktuelles Beispiel dafür sind die Newcomer The Messengers. Mit ihren bunten Kämmen schauen sie zwar etwas gelangweilt, aber doch sehr beeindruckend aus dem Inlet ihres Debüt-Albums.

The Messengers kommen aus Cincinnati und sind selbst dort ziemlich unbekannt. Kein Wunder, machten sie bislang nur durch eine Handvoll Auftritte und einem Drei-Lieder-Demo auf sich aufmerksam. Dafür schlugen sie mit authentischen Frisuren und einer halbwegs ernstzunehmenden Punk-Attitüde sofort beim amerikanischen Label Punkcore ein, was uns dieses Album beschert. Einen Namen hat es zwar nicht, dafür wurde aber dankenswerterweise die Genrezuteilung "Punkrock" schon auf dem Cover vorweggenommen.

Hört man die Scheibe ein erstes Mal durch, wird schnell klar, dass die Combo ihr Outfit nicht nur als Hommage an die frühe Punkbewegung sieht, sondern auch solche Musik machen. Zwar ist der Opener "Murder" eine schnellere Nummer, die des Gitarristen flinke Finger unter Beweis stellt, aber schon mit "It's Up To You" schaltet die Band eine Gang runter, und man fühlt sich an die seeligen 80er erinnert, als Gruppen wie The Clash mit schrammelndem Midtempo-Punkrock die Szenerie beherrschten.

So erscheinen The Messengers aus heutigem Blickwinkel als Old School-Punkrocker mit Hang zur Melodie. Und das kriegen sie wie beispielsweise bei "American Slob" auch hin und wieder ganz gut hin. Dennoch hält sich das Potenzial der vier Amerikaner in Grenzen. Im Verlauf der Scheibe wiederholen sich die Gesangslinien der Sängerin häufig und die Rhythmusabteilung setzt nur selten Akzente. Das gleichbleibende Tempo und die wenig innovativen Akkordfolgen klingen beliebig und austauschbar.

Auch textlich bleibt alles beim Alten: "Another congressman gets a raise, and we're still working like slaves. There's only one thing I'm asking for: Fight the rich, free the poor!" Eine Aussage, die seit Anbeginn des Punkrocks zum Standardrepertoire zählt. Neue Einsichten finden sich auch in den übrigen Songs nicht. Frontfrau Shannon schlüpft in die Rolle der sozialen Außenseiterin und hält der Gesellschaft ihre Fehler vor, ohne dabei besonders kreativ zu wirken.

The Messengers präsentieren sich mit ihrem Debüt-Album trotz ihres jugendlichen Alters als wertkonservative Punks, frei nach dem Motto: Was früher gut war, kann heute nicht schlecht sein – vom Sound bis zum Iro.

Trackliste

  1. 1. Murder
  2. 2. It's Up To You
  3. 3. I'm Not Lost
  4. 4. Between The Lies
  5. 5. Fight The Rich
  6. 6. Blame
  7. 7. American Slob
  8. 8. Buy Or Die
  9. 9. Lost Cause
  10. 10. The End
  11. 11. No Never

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