laut.de-Kritik

Geistergeschichten, Sex und Tod - was für eine Mischung.

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Geistergeschichten, Sex und Tod: Wenn das mal keine Mischung ist. Hört sich nach einer nicht ganz so leicht verdaulichen Kombination an, die sich The Miserable Rich für "Miss You In The Days" da als Themen herausgesucht haben. Auch die Aussage der Band, die Aufnahmen seien "spooky, but sexy" gewesen, trägt nicht unbedingt dazu bei, das Stirnrunzeln aus dem Gesicht zu vertreiben.

Man experimentiert nun einmal gerne, testet, probiert aus – nun erstmalig mit Verstärkern und einem Mann fürs Schlagwerk. Schließlich wurden The Miserable Rich als "Kammerquintett, das moderne Songs spielt" bekannt. Doch auch mit dem Einsatz von Percussion verlieren die Songs nicht an Charme.

Dem Einzug in das nordenglische Spukhaus Blickling Hall ist es wohl zu verdanken, dass die Aufnahmen des Konzeptalbums teils düsterer und bedrückender klingen als frühere Werke. Unter anderem der Geist der Anne Boleyn soll dort sein Unwesen treiben. Doch da The Miserable Rich vor ernsten Themen noch nie die Augen verschlossen haben (man bedenke Songs wie "Let Me Fade" oder "Hungover"), sollte das den Liebhaber dieser überaus gut- wie hausgemachten Musik nicht abschrecken.

Ganz auf das Geisterthema eingestimmt haben sie sich in "On A Certain Night", der beschwingten, ersten Singleauskopplung, deren Video ebenfalls im Gespensterlook gehalten ist. Bei "Laid Up In Lavender" meint man die Untoten förmlich durch die Lautsprecherboxen heulen zu hören und auch "Tramps" birgt geisterhaft gute Sequenzen. Besonders schön harmoniert in diesem Track das Zusammenspiel von gezupfter Gitarre und quietschenden Streichern.

Zum Abschluss überwiegt in "In The Attic" für zwei Minuten noch einmal die Melancholie. Textzeilen wie "I know it's not a good sign that I am drinking too much" erinnern an frühere Songs à la "Pisshead". Bedrückung und Schwermut machen sich in dem wundervoll geglückten Song aufgrund von Kontrabass und choralen Klängen breit. Das ist traurig, aber gut.

Nicht nur in "Imperial Lines" zeigen die Briten noch einmal, dass sie die Kombination von Kammermusik mit modernem Pop gnadenlos gut beherrschen. Zackig und abgehackt die Rhythmik, leicht zittrig und überaus gefühlvoll die Stimme von James de Malplaquet. Ähnlich drehen die Streicher auch bei ihrem Solo in "Under Glass" auf. Fasziniert lauscht man den Klängen. Und überlegt dann eine ganze Weile, wann und wo man wohl das letzte Mal eine solch ungewöhnliche wie fantastische Kombination vorgesetzt bekam.

Trackliste

  1. 1. Laid Up In Lavender
  2. 2. Imperial Lines
  3. 3. Tramps
  4. 4. Honesty
  5. 5. Ringing The Changes
  6. 6. The China Shop Of Dreams
  7. 7. On A Certain Night
  8. 8. Under Glass
  9. 9. Pillion
  10. 10. True Love

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