laut.de-Kritik
Tanzmusik für die dunklen Wesen unter uns.
Review von Eberhard DoblerWayne Hussey ist kein Kostverächter, wie der Song "(Slave To) Lust" zeigt. Das war schon früher so. Nicht geändert hat sich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten, von einigen elektronischen Experimenten mal abgesehen, auch seine Vision des Düster-Rocks. Denn grundsätzlich macht es keinen Unterschied, ob man sich ein Mission-Album aus der zweiten Hälfte der Achtziger, von Anfang der Neunziger oder aus dem Jahre 2001 anhört.
Irgendwie lustig. Wenn in gemütlicher Runde mit lang zurück liegenden Heldentaten geprahlt wird, lautet das Schluss-Fazit meist "Früher war alles besser" oder "Das waren noch Zeiten". Wird über Musik oder die zigste Platte eines Künstler gesprochen, verkehren sich solche Ansichten schnell ins Gegenteil. Wer sich nicht weiter entwickelt, ist eher out als toll. Für The Mission steht die Zeit, gemessen an ihren früheren Platten, jedenfalls still.
Der Kritiker hat an dieser Stelle damit kein Problem. Denn Husseys Gitarren, ob rockig, akustisch oder im frühen Sisters-Sound, strahlen nach wie vor die selbe Faszination aus. Mit ihren Led Zeppelin-Allüren waren The Mission auch von Beginn an glamouröser und fetter als andere Lieblings-Combos der auf drei Schritte limitierten Tanzfraktion. Und so finden sich eine ganze Reihe guter Songs auf "Aura". Gute Abgeher sind "Trophy/It Never Rains ..." und "Lay Your Hands On Me". Chefmäßig klingt das kraftvolle "The Light That Pours From You". "Burlesque" ist ein schönes Stück Tanzmusik für die dunklen Wesen unter uns.
Hussey kann ansprechende Songs produzieren - keine Frage. Stressig wird es allerdings, wenn die Missionare direkt auf ihre eigenen Heldentaten verweisen. Denn es ist einfach ärgerlich, wenn einem die offensichtlichen Blaupausen einzelner Songs nicht auf Anhieb einfallen. "Evangeline", "Mesmerised", "Dragonfly" und "In Denial" sind Beispiele für das Wildern im eigenen Revier. "Happy" und "Cocoon" könnten zudem von Husseys Kumpel Robert Smith stammen.
"Aura" ist dennoch ein solides Gothic-Rock-Album. Wer Husseys Band in Bestform hören will, greife aber lieber zu den beiden ersten Alben. Den soundtechnischen Zenit haben The Mission wohl schon damals erreicht. Die Fans finden das weniger problematisch, wie die Comeback-Tour vor knapp einem Jahr zeigte. Für Band-Chef Hussey und Basser Craig Adams kann es so gesehen nur noch ein Ziel geben: die Reunion mit Simon Hinkler und Mick Brown.
1 Kommentar
"Aura" ist doch ein typisch Gothic-Rock Album von The Mission mit druckvollem Sound. Auch für Einsteiger geeignet, genauso wie das erste Album. Absolut nicht empfehlen würde ich jedoch das zweite Album "Children". Ich weiß nicht was Hussey eingeworfen hat, aber dieser matschige Sound verdirbt alle Freude am Hören. Die ersten 3 Songs klingen wie Sisters und danach geht es unentschlossen ohne Ziel weiter. Für mich eines der schwächsten Mission Alben. Soundtechnisch top sind dagegen die Nachfolger "Carved In Sand" und "Grains Of Sand".