laut.de-Kritik

Danke, Tapete Records, für dieses Goldstück!

Review von

Hey, ihr Brit-Popper, falls es euch überhaupt noch gibt. Hört euch mal das neue Album von The Monochrome Set an. Die Herrschaften sind nicht umsonst dafür bekannt, dass sie so einige Bands und Künstler beeinflusst haben. Und jetzt erscheint nach 40 Jahren Bandgeschichte ihr 15. Longplayer "Maisieworld". Dieses Album klingt so toll nach Indie-Pop, als würden die Herren um Sänger Bid niemals altern. Ihren feinen englischen Humor haben sie auch nicht verloren ("Give Me Your Youth").

Die Melodien auf "Maisieworld" sind eingängig und wenig abstrakt, denn schließlich soll auch die jüngere Generation auf diese vielseitige Pop-Art-Band aufmerksam werden. Bläser treffen auf schwungvolle Gitarren, Bids Gesang bleibt charakteristisch mit dieser leicht säuselnden und rotzigen Anmutung ("Stage Fright").

"I Feel Fine, Really" ist die neue Lebenshymne. Kein Brit-Pop-Star hätte das besser komponieren können. Vielleicht swingt Bid hier fröhlich aus eigener Nahtod-Erfahrung?! 2010 erkrankte er an einem Aneurysma im Gehirn, und über das Thema Vergänglichkeit schrieb er bereits auf "Spaces Everywhere". Bid rät uns, positiv durchs Leben zu gehen bzw. immer mit einem Lächeln. Dementsprechend klingen dann auch die Songs ("(Don't Wear That Look") und animieren zum Tanzen.

Wer ist eigentlich diese Maisie, die man auf dem Cover sieht? Eine vergoldete Barbie im Cyber-Look? Ja, auch die Herren von Monochrome Set verfolgen das digitale Weltgeschehen und die zunehmende Entfremdung unter uns Menschen. ("Cyber Son"). Tatsächlich ist das Covergirl beeinflusst durch eine Reportage, die Bid im englischen Fernsehen sah. Darin ging es um einen Roboter, der in Japan konstruiert wurde und den man heiraten kann. Ein sexy Lebenspartner, der einen niemals verlässt ("Mrs. Robot"). Schön irre und verstörend, aber das mögen Monochrome Set.

Danke, Tapete Records, für dieses wahre Goldstück. Bereits 1980 erschien mit "Strange Boutique" ein prallgefüllter Rock'n'Roll-Laden von Progressive Rock über New Wave bis hin zum Punk, obwohl sie sich nie in dieser Bewegung gesehen haben. Sie sind vor allem immer noch absolute Vorreiter im Schreiben von guten Pop-Songs ("Silence Is Rusty").

The Monochrome Set haben sich noch nie an Regeln gehalten und das sollten sie auch nicht. Ihr Sound klingt niemals verstaubt, die Melodien haften lang im Gehör. Warum sie keinen kommerziellen Erfolg feiern, wie ihre Zöglinge Franz Ferdinand oder Belle & Sebastian bleibt wohl immer ein Rätsel. Kein Geheimnis ist, dass die Jungs sich niemals an die große Musikindustrie verkaufen. Sie sind keine Marionetten, sondern wahre Gentlemen.

Trackliste

  1. 1. Give Me Your Youth
  2. 2. Stage Fright
  3. 3. I Feel Fine (Really)
  4. 4. Cyber Son
  5. 5. Don't Wear That Look
  6. 6. Mrs Robot
  7. 7. Oh Yes, I'm Going To Be In Your Dreams Tonight
  8. 8. Shallow
  9. 9. Silence Is Rusty
  10. 10. Maisieworld

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