Porträt

laut.de-Biographie

The Selecter

Markenzeichen: Raue Stimme, zerknautschter Hut, schwarze Doc Martens, erdbeerroter Lipgloss, karierte Hemden, feine Sakkos, stringente Führung im Konzert, angetrunkenes Pub-Publikum mitnehmend. Diese Attribute vereint die dunkelhäutige Belinda Magnus, von ihren hellhäutigen Adoptiveltern umgetauft in Pauline. "Multikulturalismus ist der Weg vorwärts für jede Gesellschaft, für jede zivilisierte", verkündet die Sängerin im Juni 2015 im Frühstücksfernsehen der BBC, als sie Phase Nummer Sechs in der komplizierten Bandgeschichte von The Selecter einläutet.

The Selecter - Too Much Pressure Aktuelles Album
The Selecter Too Much Pressure
Lieber angepisst als angepasst: Anti-Kriegs-Lieder mit scharfer Gitarre.

Neuanfänge gab es in dieser Gruppe viele. Neustarts wünscht sich die inoffizielle Bandleaderin auch für die Migrationspolitik in England. In einem Gespräch zwei Jahre vor dem Ende von Theresa Mays Amtszeit stellt Pauline uns ihren Song "Mayhem" vor und zeigt sich erschüttert über die Fremdenfeindlichkeit, die von May und den Brexiteers gesät werde. Bei Paulines Namen kann man gleich anfangen. Die Tochter eines nigerianischen Vaters wurde zur Adoption freigegeben, ihre leibliche Mutter war minderjährig. Der Erzeuger: ein Gaststudent ohne Staatsangehörigkeit. Das Kind Belinda hat einen dunklen Teint, erhält von dem weißhäutigen Adoptivelternpaar einen Namen, mit dem es im Kleinbürgertum der britischen Nachkriegsgesellschaft nicht auffällt. Pauline hängt später 'Black' als Nachname an, als Pauline Vickens nicht so rockstar-like erscheint.
 
Ska, die Musik, mit der The Selecter ihre ersten Auftritte durchstarten, ist in England weitgehend eine Importleistung von Pionieren. Neben The Selecter zählt zu den Importeuren jamaikanischer Musikkultur insbesondere ein karibischer Migrant: Desmond Dekker, dessen Hit "Israelites" die Ohren der englischen Jugend schon in den späten Sechzigern öffnet. Abgesehen davon: Als Pauline mit der Schule fertig ist, 1972, kommt diese Musik in Europa praktisch nirgends vor. Der Erbnachfolger des Ska, Reggae, hat noch lange nicht die grenzübergreifende Bedeutung. Erst Anfang '73 kommt "The Harder They Come" in die Kinos und gewährt Einblick in die gemächliche Welt des postkolonialen Eilands.
 
Zurzeit der ersten Auftritte von The Selecter Ende der '70er besteht keine Ska-Szene im wirklichen Sinne. Allenfalls zeigen sich etliche Locations offen für den hüpfenden Rhythmus. Die Gruppe muss sich ihr Genre erschaffen. The Selecter, gegründet als Septett, graben sich als Pioniere ihren Tunnel durch die subkulturellen Systeme der aufgewühlten Metropolen Süd- und Mittelenglands. Rasch ernten sie zudem in Nordengland bemerkenswert rasch viele Termine für Gigs, zum Beispiel im famosen Limit Club in Sheffield.

Dort tritt vorher schon das Who's Who des Underground auf, Human League, Joe Jackson, The Undertones, Siouxsie & The Banshees, die blutjungen Dire Straits, ...

The Selecter schreiben sich noch mit 'o', Selector, haben gerade ein einziges Instrumental auf dem Markt, Gitarrist und Drummer sind schon eine Zeitlang zusammen aktiv, als sie im Juli 1979 ihre Sängerin und den Rest der Crew frisch anwerben. Flugs steht eine Zusage, und das frisch gebackene Septett findet sich am 26. September 1979 auf besagter Bühne. Im Vorprogramm: The Beat, ein weiterer 'early bird' der UK-Ska-Welle, enge Wegbegleiter.

Der F Club in Leeds ist eine historische Brutstätte für etliche Sub-Stile, ohne festen Spielort. 'Club' heißt hier feste Fangemeinde, kein Gebäude. The Selecter lassen diese Plattform nicht aus, sind überall, wo's zu dieser Zeit knallt. "Es war dunkel, unheimlich und gerammelt voll, deine Füße waren am Boden festgeklemmt, so eng war's", erinnert sich Pauline plastisch an ihre Premiere dort im Gothic Rock-Milieu. Im Publikum an jenem Abend: Elvis Costello. "Aber alles, was er machte", so Black bei Vice: "Er trat mir an der Bar auf die Füße."
 
Anfangs sei oft ein gemischtes Publikum aus der 'Mod'- und Northern Soul-Szene eingetrudelt, alle unter einem Dach. Mit dem speziellen Rudeboy-Konzept hat die Frontfrau nichts zu tun. Ihre Welt ist zuvor die der Physik und der Röntgenstrahlen.

Wie sie in ihrem Buch "Black By Design – A 2-Tone Memoir" (2012) ausführt, ist sie am 23. Oktober 1953 geboren und aufgewachsen in Romford, einer mittelgroßen Stadt östlich von London. Für ein Studium, das sie abbricht, um doch eine Ausbildung zu machen, zieht sie ins größere Coventry in Zentralengland um, wo sie auf ihre Mitstreiter trifft. Sie absolviert erst eine Lehre als Radiologie-Assistentin und arbeitet von 1975 bis '80 im staatlichen Gesundheitswesen.

Die US-Bürgerrechtsbewegung habe ihr Weltbild damals fundamental geprägte. Durch alle Scheiben, vom Debüt bis zu "Daylight" (2017) klingt dieser Background an. "Ich blickte nach Amerika für jegliche Art Inspiration", erinnert sie sich im Magazin Vice, "weil es mir schien, dass Schwarze dort etwas bewegten." In ihrer Autobiographie beschreibt Pauline, dass sie aufgewachsen sei, ohne als Kind oder Jugendliche andere 'Schwarze' zu kennen – abgeschirmt, behütet in der Mittelschicht. Ihre Musikformation vereint dann stets 'Colored' und 'White'. Das Buch verwebt ihre persönliche Sozialisation mit der Kollektivgeschichte der Band, und zwar wie sie diese subjektiv erlebte. Da hat jeder seine distinkt eigene Variante.

Neol Davies, der The Selecter gründet und sich später mit seiner Sängerin überwirft, will knackige Riffs jammen und hat prägnante Texte auf Lager. Drummer John Bradbury fährt auf die Spieltechnik Sly Dunbars ab, und möchte selbst sowas machen. Das Thema (Anti-)Rassismus fügt Pauline in die gemeinsame DNA ein. Sie selbst spielt kein Instrument.

Sie hat Musik bis dahin eher am Rande mitbekommen, jedoch zwei Erweckungserlebnisse: Sie sieht Bob Marley in den späten '70ern in England und empfindet den "transzendierenden Raum", mit dem sich Bob auf der Bühne umgeben habe. "Sein Körper war da, aber sein Geist woanders. Und in diesem verzaubernden Moment wünschte ich mir, ich wäre er", so Pauline in einem Interview des Elektronikherstellers Technics, der sie sich als Testimonial auf seinen YouTube-Kanal holt.

Der zweite Moment: Als Steel Pulse in politischem Symbolismus mit Outfits des Ku-Klux Klans auf der Bühne ihren Song "Ku-Klux Klan" performen. Getriggert von der fixen Idee, dass sich diese Nummer in England zum Hit entwickeln müsse, geht Pauline davon aus, dass Subkultur Mainstream werden könne, dass man damit also etwas bewirken und davon seinen Lebensunterhalt bestreiten könne.

"They Make Me Mad" wird das erste eigene Lied aus Paulines Feder. Die Harmonies stammen von Keyboarder Desmond Brown. Der Rest auf dem Debüt-LP "Too Much Pressure" stammt überwiegend von Neol Davies, ergänzt um angeglichene Coverversionen, die sie jedoch nie eins zu eins darbieten, sondern mit deutlichen Eingriffen in die Liedsubstanz.

Eine Rollenverteilung steht ebenso wenig fest wie ein Plan, wo man hin will. "Wir hatten keine Strategie damals, sowas hatte man zu der Zeit natürlich nicht", verspottet sie 2015 im Rückblick ein junges BBC-Moderatoren-Doppel, das ahnungslos ins Gespräch mit der durchaus Widerworte gebenden Künstlerin zieht. ""Top Of The Pops" war das einzige Format im Fernsehen, das es gab", belehrt Pauline. Am 8. November 1979 treten die Newcomer auf.

Die weiteren Gäste jener Folge: The Specials, weil sie mit "A Message To You Rudy" auf Rang 19 der Charts stehen, Madness, mit "One Step Beyond" auf Platz 51. The Selecter selbst belegen mit "On My Radio" die 9. Wohl gemerkt, alle drei entern den Mainstream auf Anhieb, zu einer Zeit, als ABBA mit "Gimme Gimme Gimme (A Man After Midnight)" wie von einem anderen Planeten scheinen und die vorderen Charts-Plätze in Beschlag nehmen. Im Anschluss folgt der Deal fürs erste Album beim Mini-Label Two Tone.

Dort entsteht nur der Erstling. Danach ist man zu 'groß'. Um die Musik in die Läden zu bringen, muss eine größere Firma ran, die Chrysalis. Unter dem Dach des recht bedeutenden Hauses Two Tone, das dem Genre Brit-Ska seinen Namen leiht, kommen nur insgesamt sieben Longplayer heraus, alle Künstler zusammen gerechnet. Wobei sich die Combo aus Coventry rühmen kann, eines der wenigen gemacht zu haben, ein zeitloses. Den musealen Ruhm teilt sie sich außer mit den Specials/Special AKA noch mit deren jamaikanischem Posaunisten Rico Rodriguez. Die jeweils ersten Singles von Madness, The (English) Beat, The Bodysnatchers und The Apollinaires (die kurioserweise erst The Volkswagens hießen), erscheinen ebenso auf Two Tone. Die DIY-Firma machte Tour-Booking und Werbung selbst. Ihre Symbolik der Black-White-Karo-Patterns hält sich bis heute als Beleuchtung bei Ska-Konzerten, ebenso bei den Merch-Textilien.
 
Pauline verkörpert die Front der durchweg elegant gekleideten Gruppe zusammen mit Arthur Hendrickson, genannt 'Gaps', ebenfalls begnadeter Hutträger, und tatsächlich ein Background-Vokalist, der zum festen Kern einer Band gehört, sogar ihre Konstante ist und sie heute nach außen repräsentiert. Fürs zweite Album schreibt er den leichtfüßigen Ska-Pop "Tell Me What's Wrong", einen melancholischen Song darüber, die kalte Schulter gezeigt zu bekommen.

"Bombscare" auf der Platte Nummer Zwo bezeichnet Gaps Jahrzehnte später als seinen Liebling aus der Gesamtgeschichte der Gruppe. Dieser höchst atmosphärische Track vor dem Hintergrund des umstrittenen NATO-Doppelbeschlusses taktet mit Keyboard-Orgel auf. Der Sound stellt das Heulen eines Bombenalarms da und wird immer lauter. Der Drummer spielt markige, profilierte Figuren und seine Taktstöcke scheinen immer wieder über einen Hügel zu stolpern. Für den sportlich trommelnden Charlie H. Bembridge die einzige Scheibe, die er je aufnimmt. Auch für Rhythmusgitarrist und Writer-Talent Compton Amanor ist nach der LP Schluss. "Bombscare" und "Selling Out Your Future" bleiben für immer die beiden einzigen Songs, die er verfasst hat.

Einen Bassisten haben The Selecter nur zeitweise. Teils springt der Produzent ein. Charley Anderson, Bassist auf "Too Much Pressure", hatte sich geweigert, einen Kurswechsel auf dem zweiten Release mitzutragen. Man machte interessante Musik und hatte trotzdem kein Personal, das dafür einstehen wollte. Alles weitere von Saxophon bis Hammond verantwortete daher - der ebenfalls nur hier aktive - Gastmusiker James Mackie. Dabei überragt gerade seine Arbeit an den Tasten das meiste, das zeitgleich im UK erscheint, beispielsweise in "Selling Out Your Future".

"Celebrate The Bullet" zeigt auf dem Cover einen holzvertäfelten Röhrenfernseher mit einem roten Klecks, zum anderen rückseitig die Mitglieder auf der Mattscheibe desselben TV-Apparats. Die Beine der Musiker verschwimmen beim Abschalten des Geräts, bildet die ironische Momentaufnahme ab. Der Titelsong behandelt einen Mordversuch auf Ronald Reagan, damals US-Präsident. Pauline Black ist zwar mit dem zweiten Album hochzufrieden und nennt es die "quintessenziellen" Selecter. Dennoch tauscht sie den frühen Bühnenruhm gegen eine Schauspiel-Karriere ein. Liegt nahe, hört man das theatrale Auf und Ab in ihrer gesanglichen Expression.

Das zweite Line-Up zerbröselt mit der allgemeinen popmusikalischen Zeitenwende. Die großen Fünf von 1979, Punkrock, Ska, Disco, Funk, Hardrock, sind schon 1981 Schnee von gestern. Elektronische Musik, Synthpop, New Wave, die Trends werden andere. Auf Jamaika hat der Ska ausgedient: Rub-a-Dub nebst digitalem Dancehall regieren. "Selling Out Your Future"? Man kann The Selecter attestieren, dass ihr immenses Zukunftspotenzial unverkäuflich war.

Black orientiert sich nebenbei kurz in Richtung Lovers Rock. Als Solistin nimmt sie zwischen 1982 und '84 "Throw It Away", "Shoo-Rah", "Call Of The Wild", das Cover "I Can See Clearly Now" und das mit Neville Staple produzierte "Pirates On The Airwaves" auf. Eine Handvoll Stücke.

Gaps Hendrickson taucht als Tour-Sänger bei anderen Interpreten auf. Der Ex-Bassist schlüpft bei den Eurythmics unter. Bradbury, der erste Drummer, wechselt zu den Specials. Neol Davies, dem seine Mannschaft in alle Richtungen davon gelaufen ist, baut sich vom Geld aus den ausgedehnten Selecter-Tourneen ein Heimstudio. In den 80er-Jahren lässt er sich als Auftragsgitarrist für Blues engagieren.

1991 kommt es zur (teilweisen) Reunion und der dritten Phase, die mit einem Wiederaufblühen vieler kleiner Subgenre-Trends in England einhergeht. Punkrock-Ska findet mit Vertretern wie Sublime in Übersee erfolgreiche Protagonisten und beeinflusst neue Gruppen wie No Doubt. Im UK bedient die XXL-Wohngemeinschaft Chumbawamba kreativ fusionierten Ska. Mit Latin-Rhythmen, Punk, Electroclash, Hip Hop und Powerpop verwurstet sie ihn zu einer feurigen Mischung. In dieses Milieu hinein platzt die Neuauflage von "On My Radio" in diversen Remixes. Mehrere dubiose Live-Alben pflastern den Weg durch die 90er. Unzählige Best Of's und semiprofessionell gepresste CDs kursieren. Neol Davies steigt wieder aus, weil er sich lieber in einer Combo ohne Gesang entfalten möchte. Zu diesem Behelf gründet er Selecter Instrumental.

Phase Vier: Ein Typ namens Dave Barker hängt sich an die erneut zerfasernde Gruppe dran und teilt sich mit Pauline 1998 den Gesang auf "Cruel Britannia". Der jährliche Wechsel der Plattenfirma verrät nichts Gutes, und Black bezeichnet sämtliche ungefähr 20 Alben und Compilations der Neunziger als nicht autorisiertes Material, zu dem sie nie die Zustimmung zur Veröffentlichung erteilt habe. Die Wege mit Barker trennen sich schnell. Er benutzt – wohl eher – missbraucht den Bandnamen für Dave Barker & The Selecter und bringt eine Platte namens "Kingston Affair" heraus, auf der überhaupt gar keine Band ersichtlich ist, sondern nur er alleine.

Mit Hilfe von Roger Lomas, der "On My Radio" produziert hatte, und mit einer neuen Band, spielt Pauline 1999 bis 2001 drei Cover-Alben mit jamaikanischen Sixties-Classics ein. Trojan veröffentlicht die Aufnahmen unter diversen Namen wie "The Selecter Perform The Trojan Songbook Vol. 1-3" oder "Street Feeling". Das Perfide: Am Bass steht Nick Welsh, der parallel die anderen Selecter bei einer anderen Firma produziert, wo aber kein Selecter-Musiker beteiligt ist.

Danach reicht es allen Beteiligten. Für viele Jahre herrscht Funkstille. 2011 bringen das von Pauline und Gaps in Eigenregie auf die Beine gestellte "Made In Britain" und die genannte Biographie wieder Leben in die Bude. Interviews und Gigs finden statt, das Interesse wächst. Teil des neuen Kapitels wird bald das "Avengers Theme", neben den Instrumentals "The Selecter" und "James Bond" eine weitere Reminiszenz an 60er-Spionagefilm-Titelsongs und ein drittes Pflichtelement, um Selecter-Shows in Abschnitte zu segmentieren. Neol Davies hängt sich als Trittbrettfahrer an den Erfolg der Ex-Kollegin dran und stellt einen komplett neuen Konkurrenz-Act mit Bläser-Sektion namens Neol Davies' Selecter zusammen, während die anderen beiden das alte gezackte Schriftzeichen-Logo verwenden.

Comeback-Pläne der Original-Besetzung finden bei den alten Bandmitgliedern zwar Anklang. Doch dann stirbt überraschend Ende 2015 (Ko-)Gründer John Bradbury. Die beiden gut beworbenen Alben "Subculture" und "Daylight" erscheinen, es folgen umfassende Tourneen mit vielen Deutschland-Stopps, ein kleines Revival. Die alten Klassiker führen Pauline und Gaps so ungehemmt auf, wie der Songautor Neol weiter die Zusammenarbeit verweigert. Eine fragile Konstruktion – die meisten Highlights sind nämlich bis heute seine Stücke von der allerersten Veröffentlichung, "Too Much Pressure".

"Daylight" (2017) hinterlässt als sozialkritische, voll beladene Platte den Eindruck, dass die alten Smash-Nummern nötig sind, um die neu besungenen Umbrüche des Großbritanniens der Theresa May- und Boris Johnson-Jahre zu verkraften und schwerere mit leichteren Themen zu mischen. "Paved With Cold" beschreibt die Obdachlosigkeit im London der Immobilien-Spekulanten. Im Mittelpunkt: Wie Geschäftsinhaber Wohnungslose im Winter mit Eiswasser überschütten, um sie aus den Vorräumen ihrer Läden zu vertreiben.

"Pass The Power" legt Theresa May ihren Rücktritt nahe. "Mayhem" veräppelt ihren glücklosen Regierungsstil. "Taking Back Control", ein Lied gegen Populismus, beschreibt das Gefühl des Kontrollverlusts, während eine laute Minderheit in den Brexit steuert ("die ausschaut wie ein Prophet / mit schlechten Ratschlägen"), während die pro-EU-Mehrheit sich zu wenig dafür interessiert. "Frontline" skizziert, wie sich Frust, Ratlosigkeit, Resignation und Wut aufstauen.

The Selecter sind eine Band, die es auf ihrem Zenit viel zu kurz gab, die aber etwas Legendäres hinterließ: Denn Pauline hatte mit ihrer Vision von Steel Pulses "Ku-Klux Klan" Recht behalten. Diese Vision besagt: Man kann ganz schnell mit sehr alternativer Kunst Verkaufszahlen von Mainstream-Größenordnung erzielen. Für dieses 'Wunder' steht die Band bis heute, hat sie doch immerhin mit einem Ska-Titel Platz Eins der französischen Charts erreicht, wie die Sängerin nicht müde ist Jahrzehnte später ins Aufnahmegerät zu diktieren. Wenn man die ersten und die letzten Alben nebeneinander legt, wird beeindruckend klar: Die Briten waren und sind musikalisch und textlich eine besonders sensitive und genaue Band. Vieles von ihrem Material wird viele Moden überdauern.

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