laut.de-Kritik

Is This The Great Rock'n'Roll Swindle?

Review von

Don't believe the hype! Glaub nur was du selber hörst!

Oder wie sonst soll man an die (Debut-!)Scheibe einer Band rangehen, die nicht nur von sämtlichen Musikgazetten rund um den Globus, sondern gar vom Hochkulturorgan Spiegel nur eine Woche nach ihrem Erscheinen hoch, höher, am höchsten gelobt wird? Und zu allem Überfluss von meinem Rock'n'Roll Freund Thorsten (wandelndes Underground-Rock-Lexikon, mächtig tätowiert, credibil bis zur Gotteszahl, etc. pp) als die Offenbahrung des neuen Jahrtausends gepriesen wird.

Also ich werde da erstmal skeptisch und ein wenig bockig. Die oben Genannten sind schließlich allesamt keine Hausfrauen und könnten sich somit auch mal irren. Ich entscheide selbst, was gut ist für mich! capisci Moretti? Aber ich gestehe es am besten sofort: Sie sind gut. The Strokes sind gut für mich. Und vielleicht auch für dich. Kommt ganz drauf an.

Denn Konsensmucke ist das nicht unbedingt, was die jungen Herren Casablancas, Valensi, Fraiture, Hammond und Moretti hier rauslassen. Es wird nämlich mächtig geschrammelt auf "is this it" und Julian Casablanca nölt ganz schön (übersteuert) rum. Da haben sie schon recht, der Spiegel und die anderen: Das klingt in der Tat oftmals nach dem Lou Reed der frühen Drogenjahre und somit auch nach Velvet Underground. Allerdings deutlich mehr nach "Waiting For My Man", als "Stephanie Says" oder gar "White Light White Heat". Kurze, klare, flotte Songs. Nix Durchgeknalltes oder all zu Fragiles. Und ganz so verstimmt wie der gute alte Lou ist Julians Organ auch wieder nicht. Neben den sonstigen üblichen Vergleichen (Blondie!???) höre ich bei "Is This It" allerdings eher auch mal die wundervollen Undertones durch. Oder die Fehlfarben (Gott sei Dank nicht in England!). Oder die Barracudas. Aber durchaus auch Mudhoney In Love, wenn ich mal so lässig vor mich hin assoziieren darf.

Oder es klingt einfach wie jede andere Band, die sich, mit Fenderklampfen und Verstärkern, unverwüstlicher Jugend, Rauschmitteln, die gut drauf machen und einem großen Koffer Hammermelodien bewaffnet, jeden Tag im Proberaum rumtreibt und rockt, bis die Songs richtig sitzen. Und dann gehts ab in die Nacht. Trinken. Tanzen. Lieben. Lust for live.

So ist das nun mal mit 22. Natürlich ist die Idee, ne gute Zeit zu haben und arschcoole Musik zu machen, nicht ganz neu. Und auch die Gitarre wurde nicht erst vorgestern erfunden. Doch bei den Strokes ist es einfach wie frischverliebt sein (Seufz). Hatte ich in ähnlicher Form auch schon mal. Und ist doch immer wieder geil. Und neu. Und anders. Und völlig unverzichtbar. Und eben so wenig, wie man sich ständig frisch verliebt, stößt man alle Nas lang auf eine wirklich gute neue Band.

Und wenn dann mal eine wie die Strokes auftaucht, dann stehen sie da die verkoksten Burschen von Oasis und der ergraute Herr Jagger, stehen verstohlen im Eck des Clubs, den die Boys gerade rocken und staunen und stellen fest, dass die Zeit nicht stehen bleibt. Und bemerken ganz baff, daß der gute alte Rock'n'Roll neue, frische Körper gefunden hat, in denen er weiter zu leben gedenkt. Und sogar der Spiegel bemerkt dann, dass da was Großes im Gange ist.

Fragt sich nur wie groß. Man wird sehen, denn ob die Strokes auf Dauer größer sein werden als Oasis oder die Stones darf durchaus bezweifelt werden. Aber hier und heute sind sie das Ding. Wie die nächste Platte wird? Scheißegal. Das nächste Konzert wird auf jeden Fall spitze.

Trackliste

  1. 1. Is This It
  2. 2. The Modern Age
  3. 3. Soma
  4. 4. Barely Legal
  5. 5. Someday
  6. 6. Alone, Together
  7. 7. Last Nite
  8. 8. Hard To Explain
  9. 9. New York City Cops
  10. 10. Trying Your Luck
  11. 11. Take It Or Leave It

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