laut.de-Kritik

Sind das mit 45 Umdrehungen nicht schon die Stooges?

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Es zählte zu den beeindruckendsten Rock-Alben des Jahres 2003, das Warlocks-Debüt "Phoenix". Da damals mit Mute Records bereits ein adäquater Vertriebspartner im Boot saß, darf bis heute darüber gerätselt werden, woran es lag, dass die nationale Musikwelt im Rock-Sektor jenes Jahres über nichts anderes als die neuen Alben der Strokes und der White Stripes zu berichten wusste.

Sicher, da waren diese auf den ersten Eindruck mächtig zähfließenden Melodien, die so gar keinen Instant-Hit herzugeben schienen, denen bei näherer Betrachtung jedoch durchgehend ein schwer süchtig machender Lockstoff innewohnte. In Teilen ist dies auch heute noch so. "Surgery" als einen in Melodie und Rhythmus gewordenen Drogenrausch zu bezeichnen, wie sich Kollege Straub seinerzeit in Ekstase schrieb, wäre dennoch übertrieben (dafür ist das Cover wieder großartig).

Zweifellos hört man dem Album an, dass die immer noch siebenköpfige Band einen Schritt weiter gehen wollte und die Studiotermine nicht wahllos zwischen kalifornische Party-Exzesse pferchte. Jeder Akkord ist sorgsam und noch abgehangener als auf "Phoenix" gesetzt, die Riffs verhallen nach alter Couleur und auch Sänger Bobby Hecksher dehnt seine Beiträge wieder ausgesprochen liebreizend. Der Opener "Come Save Us" lässt zwar noch vermuten, dass Hecksher nun das Erbe der auf Country-Folk umgestiegenen Kollegen des Black Rebel Motorcycle Club antreten will: im Mittelpunkt des Dope-Krachers stehen eine dunkle, psychedelische Melodielinie und polternde Drums.

Im Folgenden kristallisiert sich jedoch der perfektionistische Drang der Band in Gestalt bewusst reduzierter Arrangements heraus, was besonders herzergreifend in "Gypsy Nightmare", "Evil Eyes Again" und der Beach Boys-Hommage "The Tangent" zu Tage tritt. Hier kreieren die Warlocks frei schwebende Melodien und laben sich mit Phil Spector als Vorbild überdies an der Entdeckung der Langsamkeit. Eine Disziplin, in der ihnen momentan sicher keine Rockband auf diesem Niveau das Wasser reichen kann. Zu den Space Rock-Juwelen des Albums gehören die tonnenschweren Songs "We Need Starpower" und "Thursday's Radiation", deren Intensität endlich mal den zwei Drummern geschuldet ist, die auf vorliegendem Werk maßgeblich die kompositorische Dichte fördern.

Kommt die Band in jenen Momenten geradezu beängstigend auf den Punkt, macht sich bei "Bleed Without You Babe" und sogar beim eingängigen "Angels In Heaven, Angels In Hell" doch eine Monotonie breit, die immer gefährlich nah am Rande des schmalen Warlocks-Grats lauert. Dennoch: "Surgery" ist ein Brocken von einem Album. Noch schwerer verdaulich als "Phoenix" zwar, doch aller Mühen wert. Allein das überirdisch langsame "Above Earth", klingt das auf 45 Umdrehungen eigentlich genau wie die Stooges? Sind die Warlocks die neuen Spacemen 3? Kommen zu ihren Konzerten dieses Jahr live endlich mehr als 40 Zuschauer? Wie sagt es die Band selbst: "Come save us, from ourselves."

Trackliste

  1. 1. Come Save Us
  2. 2. It's Just Like Surgery
  3. 3. Gypsy Nightmare
  4. 4. Angels In Heaven, Angels In Hell
  5. 5. We Need Starpower
  6. 6. Thursday's Radiation
  7. 7. Evil Eyes Again
  8. 8. Tangent
  9. 9. Above Earth
  10. 10. Bleed Without You Babe
  11. 11. Suicide Note

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