laut.de-Kritik
Ehrlicher und falscher als jede andere Rock-Band.
Review von Adrian MeyerSchwarz. Weiß. Rot. Meg und Jack wandeln durch eine Menschenmenge. Die kanadischen Hinterwäldler jubeln. The White Stripes fassen ihre Instrumente und beginnen zu rocken. Für einen Ton. Meg und Jack verschwinden wieder in einem Van. Die Leute jubeln.
Gleich zu Beginn von "Under Great White Northern Lights" (die Band gab soeben das kürzeste Konzert der Welt) wird klar, dass The White Stripes hier keine 08-15-Dokumentation ihrer Kanada-Tour von 2007 abliefern. Zum zehnjährigen Bestehen der Band waren Meg und Jack zum ersten Mal in Kanada unterwegs und besuchten jede (hinterste) Provinz des Landes. Dabei spielten sie in so illustren Orten wie Whitehorse in den Northwest Territories oder bei den Inuits von Iqaluit in der Provinz Nunavut.
Auf dem Livealbum fangen die Stripes die kraftvolle Atmosphäre ihrer Auftritte ein. Gerade bei den eher ruhigen Liedern ("Jolene", "We Are Going To Be Friends") spürt man förmlich, welche Spannung in den kleinen Konzerthallen des nördlichen Kanadas in der Luft gelegen haben musste. Natürlich darf dabei "Seven Nation Army" nicht fehlen. Inklusive altbekanntem "döö dö dö dö dö döö, döö"-Gegröle.
Die zugehörige Doku macht schnell ersichtlich, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde. Der Musikkritiker Chuck Klosterman beschrieb die White Stripes einmal als die Band, "die gleichzeitig falscher und ehrlicher ist als jede andere amerikanische Rockband." Von A bis Z ist alles fein säuberlich orchestriert, die Ästhetik (der ganze Film ist komplett in schwarz-weiß-rot gehalten), die unzähligen Mini-Auftritte nebst den traditionellen Konzertabenden, das fast schon unheimliche Schweigen Megs.
Pro Tour-Tag gab die Band "spontan" zusätzlich zu ihren vorgesehenen Gigs bis zu drei Kleinst-Konzerte vor oft nicht einmal hundert Zuschauern. Amüsant, wie Meg und White ihre Instrumente auf einem Boot, in einem Linienbus oder in einem ländlichen Bowling-Center aufgestellt hatten, vor stets begeisterten Fans - nicht alle Tage kommt eine Band dieses Formats in derart abgelegene Gegenden.
Auf dem Gipfel des Erfolgs gibt sich das Duo bewusst interessiert an den Menschen Kanadas, wenn man es auch nicht ganz schafft, völlig "down-to-earth" rüberzukommen. Zu mystisch ist die Aura, die Meg und Jack sich über die Jahre geschaffen haben.
In der Tat verlässt die Doku nur während der Konzerte den Bereich der Inszeniertheit, hier wirkt sie ehrlich und spontan. Hier ist es möglich, dass The White Stripes ihre Selbstzinsenierung für kurze Momente vergessen (die Band spielt ohne Setlist) und wahre Emotionen zeigen, etwa wenn Meg die Lieder für sich selber mitsingt oder Jack in seinem Solo-Wahn die Orgel aus Versehen umschmeißt.
Oder gehören diese Momente etwa doch zum bewussten Marketing des mythischen Produkts The White Stripes? Der Film kann (und will) diese Frage nicht beantworten. Ebensowenig, wieso Meg am Ende des Films in einer emotionalen Szene, in der Jack am Piano singt, zu weinen beginnt.
31 Kommentare
Muss haben!
Bisher nur die CD gehört und die war - zugegebenermaßen entgegen meinen Erwartungen - richtig großartig!
Wundervoll. Sowohl die CD als auch die Dokumentation.
Per Twitter vermutlich .
Es hieß am Anfang ja auch dauernd, die pms gibts nicht mehr, dafür kann man jetzt ja seine e mail adresse ins profil schreiben-.-
ich finde es sehr relevant weil es ihr größter hit ist!
und hört mal auf über laut.de zu lästern oder könnt ihr es besser? das ein paar sachen von früher nicht drin sind ist doch sehr gut. so konzentriert man sich auf daas wesendliche und kommentiert nur das was da ist und keine selbsterfundenen themen wie shoutsgreetings oder so.
dude, ich gebe dir recht, ich verstehe auch nciht warum die leute immer nach PMs schreien aber ihre email-adresse nicht ins profil schreiben. so kann das ja nichts werden. ich gebe meine jetzt an und freue mich auf post!
ich liebe die beiden und Jack besonders, pure Genius.