The Young Gods - " Second Nature"

Dass es die Young Gods aus der Westschweiz noch gibt, ist für mich eine schöne Überraschung. Denn die Band hatte ich seit "T.V. Sky" ein wenig aus den Augen verloren. Ihr avantgardistisch angehauchter Sound lief unter der Etikette Industrial, einer Kategorisierung, die dem musikalischem Konzept der Götter nicht so richtig gerecht wurde. Sie waren schon zur damaligen Zeit wegweisend und Einfluss für später erfolgreichere Bands wie Ministry oder Trent Reznors Nine Inch Nails.

Der erste Höreindruck von "Second Nature" bestätigt: Das klingt alles immer noch eindeutig nach The Young Gods. Der Einsatz von Gitarren wurde hörbar reduziert, der Schwerpunkt liegt noch mehr in elektronischer Richtung. "Second Nature" besticht durch eine dichte Atmosphäre mit z.T. stark ambientlastigen Klangflächen. Eine Art Wall of Sound, zusammengebastelt aus Samples, abgefahrenen Synthietönen und treibenden Drums, die zudem live eingespielt wurden.

Aus dieser Mitte ragt Franz Treichlers charismatischer Gesang heraus, der zwar durch Effekte wie den Einsatz von Filtern verfremdet wurde, sich dennoch ins das Gesamtbild von "Second Nature" einfügt. Überhaupt können The Young Gods ein gehöriges Potential an überlegtem Songwriting vorweisen, auch wenn nicht jeder Track gleich ins Ohr geht. Die Platte erschließt sich einem erst nach wirklich längerem Hören, aber dann geht's richtig los. Allein "Supersonic", "Laisser Couler", "Astronomic" oder "The Sound In Your Eyes" gehen schön ab. Rocken nach Art der Götter. Warum sich aber ausgerechnet oben genannte Bands und nicht die Young Gods beim gemeinen Musikkonsumenten durchgesetzt haben, wird wohl nie restlos aufgeklärt werden können.