laut.de-Kritik
Riffbetont und wütend, aber noch nicht der große Wurf.
Review von Giuliano Benassi"Punk, Metal und Rock'n'Roll", ist am Ende des Wortlauts zu Therapy? zu lesen. Kaum überraschend: Genau das ist auch auf ihrem sechsten Studioalbum zu hören.
Neben den Gründungsmitgliedern Andy Cairns und Michael McKeegan besteht die Band aus dem Cellospieler sowie zweiten Gitarristen Martin McCarrick und dem Neuzugang Neil Cooper am Schlagzeug, der die Stelle des frustrierten Graham Hopkins eingenommen hat.
Riffbetont geht es gleich mit "Hey Satan – You Rock" los. "Wanna storm through gates of heaven, backstage pass in hand", raunt Cairns mit tiefer Stimme ins Mikrofon, während er seine Gitarre misshandelt. Überhaupt hinterlassen die Gitarren einen guten Eindruck, so im lärmenden "Stand In Line" oder im abschließenden "Rust". Leider schleichen sich zwischen starke Stücke auch ein paar Durchhänger ein. "Who Knows" oder "Nobody Here But Us" etwa beweisen, dass bei Therapy? die Zukunftsorientierung alles andere als entschieden ist.
Stellenweise hören sie sich an wie ein Verschnitt aus Def Leppard und Green Day (beispielsweise "My Voodoo Doll"), meistens dann, wenn der bandübliche Kompromiss zwischen Radiotauglichkeit und alternativer Geräuschkulisse nicht ganz gelingt. Die Probleme in der Vorbereitungsphase – kein Plattenvertrag, keinen Drummer, wenige improvisierte Liveauftritte – dürfen aber als Entschuldigung her halten.
"High Anxiety" ist kaum das beste Album der Band. Aber es beweist, dass es Therapy! noch gibt und dass sie Wut im Bauch haben. So bleibt die Hoffnung bestehen, dass sie mit mehr Ruhe doch noch etwas ganz Großes schaffen.
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