laut.de-Kritik
Das Album strotzt nur so von Kraft.
Review von Giuliano BenassiAndy Cairns, Sänger und Gitarrist bei Therapy?, entwickelt sich allmählich zu einem neuen Lemmy. Wie Mr. Motörhead ist er seit langem dabei, bleibt trotz wechselnder Mitstreiter seinem Stil treu und hat seine Erfahrungen mit den Höhen und Tiefen des Musikgeschäfts gemacht. Die Einstellung beider: Ich ziehe durch, was ich für richtig halte und scheiße auf den Rest.
Die Gemeinsamkeiten dehnen sich auf die wechselnde Qualitäten ihrer Alben aus. Handelte es sich bei Therapy?s "High Anxiety" (2003) um einen eher zögerlichem Neuanfang nach Problemen mit Label und Besetzung, zeugt "Never Regret, Never Explain" schon im Titel von einem neuen Selbstbewusstsein. Eine gelungene DVD und viele Auftritte haben dem Zusammenspiel von Cairns mit Martin McCarrick (Bass, Cello) und dem damaligen Neuzugang Neil Cooper (Schlagzeug) offensichtlich gut getan.
In knapp vierzig Minuten gönnen Therapy? dem Hörer und sich selbst keine Pause. Eine Gitarre, die sich anhört wie eine Flieger-Warnsirene, ebnet im Opener "Rise Up" den Weg für ein brachiales Riff, wütende Lyrics, ein hämmerndes Schlagzeug und einen wuchtigen Bass. Zutaten, aus denen sich auch der weitere Verlauf zusammen setzt. Weniger melodisch als einige seiner Vorgänger strotzt "Never Regret, Never Explain" nur so vor Kraft. Stellenweise erinnert das Album an die ersten Metallica, Inspiration fand Cairns nach eigenen Angaben aber auch bei Ministry, Fugazi und Killing Joke.
Dennoch rückt der Sänger und Gitarrist aus Ballymore bei Belfast dem Material seinen Stempel auf. Vielleicht sieht er nicht so verwarzt fotogen wie Lemmy aus, aber es gelingt ihm, seine Stellung in der Hardrock/Punk-Ecke zu behaupten. Singen kann er sowieso besser. Seine einfach gehaltenen Texte offenbaren trotz der Fucks und Shits Gedankentiefe und Interesse an Büchern. "Atomised, itemised and super-sized to death", beschreibt er etwa das moderne Leben in "Die Like A Motherfucker" – und das noch vor bekannt werden eines Films mit ähnlichem Titel.
Ein überzeugendes Album also, das eine gute Vorlage für Therapy?s stets sehenswerte Auftritte liefert. Woran die Band noch arbeiten muss, ist ihr Image: Während das Motörhead-Emblem auch mal die Brüste hübscher Models auf dem Laufsteg ziert, bilden ihre eigenen Shirts selbst auf der Straße eine Ausnahmeerscheinung.
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