laut.de-Kritik
Ohne Bohlen kaum wiederzuerkennen.
Review von Sarah AckermannWenn das mal kein gelungener Marketing-Trick ist: Der Grand Prix steht vor der Tür und Thomas Anders möchte mit nach Athen. Genau der richtige Zeitpunkt für eine brandneue CD. Na gut, brandneu ist sie, zumindest musikalisch, nicht unbedingt.
Denn in diesem Fall ist der Titel der CD "Songs Forever" auch Programm: Zwölf der vierzehn Songs sind Hits aus den 80er Jahren und einfach nur neu arrangiert. Mit dem Filmorchester Babelsberg sowie den Streichern und Bläsern der Warschauer Symphoniker versucht Anders mal etwas anderes. Denkste! Nach kurzer Überlegung fallen einem mehrere Pop-Stars und Sternchen ein, die in den letzten Jahren Alben im 40er und 50er Jahre Swing-Stil aufgenommen haben. Ganz neu ist diese Idee also doch wieder nicht.
Auch wenn wir nun alle etwas schlauer sind und wissen, dass Anders mit seinem Grand Prix-Lied "Songs That Live Forever" Deutschland nicht in Athen vertreten wird, so muss man jedoch genau diesem noch am ehesten Single-Qualität bescheinigen. Das mag aber auch daran liegen, dass sich die schnulzige Pop-Ballade keinen Vergleichen unterziehen muss. Die anderen gecoverten Lieder müssen sich diesem Urteil jedoch stellen und gehen gegen das Original meist gnadenlos unter.
Thomas Anders war gut beraten, ein professionelles Orchester für die Wiedergabe der alten Hits zu gewinnen, und so kann man immerhin einigen, wenigen Tracks ihre musikalische Gestaltung zugute halten. Mit zum Teil gewagten Arrangements wie bei "Sweet Dreams" ist der Klassiker kaum wiederzuerkennen. Der jazzige Big-Band-Sound mit Trompeten-Solis verleiht dem Lied eine neue, interessante Note. Im beswingten Bossa-Nova-Kostüm erstrahlt auch Lisas Stansfield "All Around The World" heller als das Original. Ach, wäre da nur nicht die bekannt schmusige Schmacht-Stimme von Thomas Anders.
Für Fans von Big Band-Musik ist zumindest die instrumentale Gestaltung des Albums ein musikalisches Schmankerl. Für echte Modern Talking-Fans ist zumindest noch ein weiteres Highlight dabei: Anders macht aus "You're My Heart, You're My Soul" einen Blues und lässt dabei, guter Trick, einfach Bohlens Gitarre weg. Die war wohl nicht für die Ewigkeit ...
Noch keine Kommentare