laut.de-Kritik
Vom Zeitgeist abgehängt?
Review von Daniel StraubEs ist wieder so weit: Thomas Schumacher bringt uns seine Perlen zu Gehör. Zum fünften Mal bereits hat sich der lang gediente DJ an den Mixer gestellt und seine aktuellen Favorites für die Tanzfläche zusammen gestellt.
Die meisten der Tracks gehorchen einer minimalistisch-funktionalen Logik, die gleichzeitig mit dunklen Untertönen nicht geizt. Die große Rave-Ekstase hat hier längst nichts mehr zu suchen. "Perlen 5" bleibt auch in seinen überschwänglichsten Momenten vorsichtig distanziert.
Schwungvoll gestalten sich die ersten Minuten der Compilation. Nach dem Intro von Flashie's Fragrant setzt das Berliner Produzentenduo Dapayk und Padberg mit "Use Your Arms" mächtige Electro-Beats in Gang, an die sich Schumachers Track "Rising" nahtlos anschließt.
"4 Plus 1" ist mit seinem klaren und zugleich warmen Klangbild schnell als Produktion aus dem Umfeld des Erfolgs-Labels Get Physical identifiziert. Das war's dann aber erst einmal mit housigem Wohlbefinden.
In der Folge baut Schumacher kontinuierlich Druck auf. Das schiebt "Perlen 5" an und lenkt zugleich den Blick auf jenes Frequenzspektrum, das den Mix dominiert: die Basssektion.
Was die melodische Ausarbeitung der Tracks angeht, bleiben die allermeisten eher schlicht. Was sie jedoch alle auszeichnet sind starke Momente im Bass. Der treibt konsequent an, wie beispielsweise bei "Rock 'n' Roll" von Axel Bartsch.
Im letzten Drittel der Tracks entwickelt sich "Perlen 5" immer mehr zu einer selbstreferentiellen Endlosschleife. Neben eigenen Tracks und Remixen ist nur noch der langjährige Schumacher-Freund Stephan Bodzin mit von der Partie. Die Stimmung von "Perlen 5" verdunkelt sich zusehends. Und so richtige Tanzlaune mag nun auch nicht mehr aufkommen.
Die Rückbesinnung auf das eigene Studio und Tracks von engen Freunden schlägt hier nicht unbedingt positiv zu Buche. Sie nimmt dem Mix seinen Schwung und lässt ihn dadurch nicht an seine Vorgänger heranreichen. Vor allem aber wird er dem eigenen Anspruch, den derzeitigen State-Of-The-Art widerzuspiegeln nicht gerecht. Dafür wären weniger Scheuklappen notwendig gewesen.
Schließlich sind 'deep' und 'detroit' zwei Adjektive, die derzeit viele hochkarätige Produktionen charakterisieren. Davon ist auf "Perlen 5" leider nichts zu hören.
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