laut.de-Kritik
Am Prinzip Radiohead gescheitert.
Review von Michael EdeleLange Zeit ist es ruhig geblieben im Thorn.Eleven-Lager, nur das altbekannte Drummer-Problem sorgte immer wieder für Scherereien. Erst als die Heidelberger aus der Not eine Tugend machten und mit dem Disbelief-Drummer Kai Bergerin ein paar Aufnahmen starteten, kam man so langsam wieder ins Rollen.
Kai wurde kurze Zeit später festes Mitglied bei Thorn.Eleven. Elf Stücke plus Intro befinden sich nun auf "Circles". Doch im Gegensatz zum Vorgänger "A Different View" herrscht eine eher melancholische Grundstimmung vor. Kein Wunder, waren die vergangenen Jahre doch alles andere als Balsam für die geplagte Musikerseele.
Entsprechend beginnt das Intro mit einer schönen, todtraurigen Atmosphäre. Jedoch gelingt der Übergang in den "Quicksand" so überhaupt nicht flüssig. Was soll's, dieses Malheur sei den Heidelbergern verziehen, denn besagter Treibsand zieht einen schnell in seinen Sog. Der Song hat Power, geht zum Chorus hin richtig schön ab ... das einzige, was vielleicht fehlt, ist ein kurzes, knackiges Solo. So ganz mies kann die Stimmung also nicht sein.
"Summer" schlägt gleich mal in die selber Kerbe und sorgt vor allem durch die klare, kräftige Stimme von Sänger und Gitarrist David Becker für gute Laune. Zwar kann ich der Grammatik des Herrn nicht immer folgen, aber es gibt Schlimmeres.
Ruhiger, reduzierter und eben auch melancholischer präsentiert sich der Titeltrack. Die Melancholie verliert sich aber nicht in Selbstmitleid. Stattdessen deutet der kurze, heftige Ausbruch zum Ende hin an, dass der Sänger durchaus gewillt ist, die Sache mit der notwendigen Energie und Wut im Bauch anzugehen. Die vermisst man im Alternative-Rocker "Miracle" allerdings ein wenig. Immerhin lässt der Text doch deutlich heftigere Emotionen erahnen, als David sie mit seinem Gesang zum Ausdruck bringt.
Nach dem eher unspannenden "Lost" und dem an Radiohead erinnernden, aber auch nicht wirklich spektakulären "Someday" dreht "Misery" den Gashahn wieder auf. Der Song hat einen tollen Drive und erinnert zusammen mit dem großartigen "Control" noch am ehesten an den Spirit der letzten Scheibe. "Aidin" behält das Tempo mit den offenen Akkorden bei und gefällt durch den leicht ironischen Unterton. Allerdings ist der Sound der Sologitarre zum davon laufen.
Ruhigere Töne schlägt das Quartett zum Ende hin mit dem düsteren "Solo" und dem finalen "Do You Miss Me" an, das trotz der Steigerung im Mittelteil durchaus als besinnlicher Ausklang geeignet ist.
Noch keine Kommentare