Porträt

laut.de-Biographie

Threshold

1988 schließen sich die beiden Gitarristen Nick Midson und Karl Groom im weiteren Umkreis von London zusammen, um Threshold zu gründen. Zusammen mit einigen anderen Musikern sind sie die nächsten Jahre im englischen Underground aktiv, ehe sich ein anständiges Line-Up mit Keyboarder Richard West, Basser Jon Jeary und Drummer Tony Grinham heraus kristallisiert. Als Sänger schließt sich der äußerst talentierte Damian Wilson der Band an. Da die meisten der Bandmitglieder noch in anderen Gruppen aktiv sind, dauert es doch bis 1993, ehe das Debüt von Threshold zu haben ist.

Trotz oder gerade wegen des langen Entstehungsprozesses von "Wounded Land" kann man mit Fug und Recht von einem erstklassigen Debüt sprechen. Presse und Fans sind sich einig, dass hier ein fast perfekt Melange aus typisch britischem Prog Rock und Progressive Metal amerikanischer Prägung wie Dream Theater vorliegt. Die anschließende Tour mit Conception führt die Band gleich Deutschland und die Benelux-Staaten und etabliert sie als exzellente Live-Band. Zur großen Bestürzung der Fans steht aber nicht Damian Wilson hinter dem Micro, sondern ein Kerl namens Glynn Morgan. Als der aber zu singen anfängt, ist schnell klar, dass es der Mann definitiv auf dem Kasten hat.

Nach der Tour kratzt Drummer Tony die Kurve, und Nick Harradence von Shadowland (einer von Karls anderen Bands) nimmt vorrübergehend auf dem Hocker Platz, um den Nachfolger "Psychedelicatessen" einzuspielen. Auf dem '94 erscheinenden Album stehen die Gitarren etwas mehr im Vordergrund, ohne den Keyboards dabei die Entfaltungsmöglichkeit zu nehmen. Glynn zeigt, dass er als Sänger einiges auf dem Kasten hat und auch als Songwriter begeistern kann. In Jay Micciche finden Threshold einen neuen Drummer, der mit der Band die Live-EP "Livedelica" einspielt. In dieser Besetzung touren sie zusammen mit den Genre Kings von Dream Theater und Psychotic Waltz durch Europa. Ein Jahr später packt Jay aber mit Sänger Glynn zusammen schon wieder seine Koffer, um mit ihm die härtere und dank Glynns leidenschaftlichem Gesang auch emotionalere Band Mindfeed zu gründen.

Die Briten stehen also wieder ohne Drummer und Sänger da, was jedoch kein größeres Problem zu sein scheint. In Mark Heanay findet sich ein neuer Stöckeschwinger, und Damian Wilson ist zur Band zurückgekehrt, nachdem es mit seiner eigenen Truppe Lasalle nicht so ganz laufen wollte und er nur knapp am Job als neuer Iron Maiden-Fronter vorbeigeschrammt ist. "Extinct Instinct" lässt keine Wünsche offen, auch wenn die heimische Presse mal wieder auf den Ohren sitzt und Threshold ihre Fanschaft hauptsächlich auf dem Kontinent findet, wo sie dieses Mal mit Enchant zusammen touren. Doch irgendwie scheinen Wilson und Threshold nicht füreinander gemacht zu sein, denn der Sänger sucht nach dem Album schon wieder das Weite, ist seitdem aber auf fast jeder Ayreon-Produktion zu hören.

Das führt dazu, dass auf dem '98er Werk "Clone" mit Andrew 'Mac' McDermott schon der dritte Sänger zu hören ist. Zwar ist der Mann kaum weniger gut als seine Vorgänger, jedoch könnte der häufige Sängerwechsel mit ein Grund für den ausbleibenden Durchbruch sein. Immerhin gilt ein Sänger doch als Aushängeschild einer Band. Mac, der zuvor mit der deutschen Band Sargant Fury schon drei Alben veröffentlicht hat, scheint endlich ein langfristiger Ersatz zu sein, er fügt sich perfekt ins Line-Up ein. Dass er auch live bestehen kann, zeigt er auf der gemeinsamen Tour mit Pain Of Salvation und Eldritch.

Wie gut er in die Band passt, zeigt er spätestens auf dem fünften Longplayer "Hypothetical". Nachdem sie ausgiebige Touren rund um den Globus hinter sich gebracht haben, präsentiere sie mit diesem Album ein Werk, das es musikalisch durchaus mit dem Debüt der Truppe aufnehmen kann. Zwar hat Drummer Mark die Band in Richtung Seahorse verlassen, doch sein Nachfolger Janne James macht ebenfalls eine sehr gute Figur hinter den Kesseln. Viele sprechen sogar davon, dass es Threshold beinahe gelungen ist, ihr geniales Erstwerk mit "Hypothetical" zu übertreffen.

Entsprechend hoch sind die Erwartungen an "Critical Mass" das 2002 in die Läden kommt. Nachdem sie vom Europatrip mit Ark zurück sind, gehen Threshold jedoch nicht auf Nummer Sicher, sondern sie schreiben Songs, die deutlich dunkler und sperriger sind, als die des letzten Albums. Dank der Fähigkeiten der Band als Songwriter ist die Scheibe aber nicht weniger genial. Mit dieser Veröffentlichung schaffen sie auch endlich mal den Sprung über den großen Teich und treten auf dem ProgPower Festival in Atlanta auf.

Dass Threshold Songs auch unplugged funktionieren, demonstrieren die Briten 2003 mit "Wireless". Darauf sind nicht nur ein paar Klassiker auf akustischen Instrumenten eingespielt, sie präsentieren auch zwei bis dato unveröffentlichte Tracks aus alten Demo-Zeiten. Doch das dient mehr oder minder als kleines Zwischenspiel, denn ein Jahr später kommt mit "Critical Energy" eine Live-DCD/DVD raus, die sehr schön verdeutlicht, welche Klasse Mac als Sänger hat. Jedes Album wird mit mindestens zwei Stücken gewürdigt und bietet somit einen ansprechenden Überblick auf das bisherige Schaffen der Band.

Da sich Basser Jon nach der Tour von Threshold verabschiedet hat, sieht man auf der DVD mit Steve Anderson einen neuen Mann hinter dem Langholz stehen. Der Absolvent des Musicians Institute zeigt im selben Jahr jedoch schon auf dem Anfang August erscheinenden "Subsurface" Album, dass er ein eindeutiger Gewinn für die Engländer ist. Im Anschluss an die Veröffentlichung machen sich die Jungs direkt wieder auf den Weg, um mit Deadsoul Tribe durch europäische Clubs zu touren. Nach der Tour veröffentlicht Mac mit seinem Nebenprjekt Yargos noch über AFM Records eine Scheibe namens "To Be Or Not To Be".

Auch Karl verdient sich als Produzent zwischenzeitlich was nebenher, Keyboarder Richard klimpert ebenfalls ein wenig mit anderen Kollegen und 2006 gibt es für die Mitglieder des Fanclubs mal wieder eine Live-Scheibe namens "Surface To Stage". Im Juli des Jahres wechseln sie von Inside Out zu Nuclear Blast Records und beginnen mit den Arbeiten am neuen Studioalbum. Für ein paar derbere Sachen engagieren sie Dan Swanö (Bloodbath/Ex-Edge Of Sanity), der ein paar Vocals zu "Dead Reckoning" eingrunzt.

Während der Aufnahmen nimmt sich Gitarrist Karl Groom kurz Zeit, um für den Mix des neuen Mendeed-Albums "The Dead Live By Love" hinter den Reglern zu sitzen. Die eigene Scheibe erscheint im März 2007, für die Digi-Version gibt es als Bonus-Track ein Cover von Muses "Supermassive Black Hole". Schon vor Erscheinen kündigen Threshold an, dass sich Nick Midson eine Auszeit nehmen will. Ob er zur Band zurückkehrt, bleibt offen. Jedenfalls übrnimmt seinen Job kurzfristig Pete Morten von My Soliloquy, bevor Damian Wilson zu Threshold zurückkehrt.

Kurz darauf drehen sie zum Track "Pilot In The Sky Of Dreams" ein Promo-Video. Zu diesem Zweck kürzen sie den Song von beinahe zehn Minuten Länge auf eine singletaugliche Spielzeit. Über den Sommer sieht man sie auf einigen Festivals. Unter anderem sind sie am slowenischen Metalcamp, dem Progpower-Festival und dem Earthshaker-Festival dabei. Mitte November erscheint mit "The Ravages Of Time" eine Best Of-Scheibe.

Während der laufenden Tour im Sommer 2007 steigt Sänger Mac überraschend bei Threshold aus, die sich einfach mit seinem Vorgänger Damian Wilson behelfen. Die Arbeiten mit ihm laufen dermaßen gut, dass er seinen Platz in den Reihen der Band wieder fest einnimmt. Dennoch bleibt es die nächsten Jahre recht ruhig um die Briten, zumal Ex-Fronter Mac 2011 an Nierenversagen verstirbt.

Erst Ende August 2012 melden sich Threshold mit "March Of Progress" wieder zurück und knüpfen damit weitgehend an alte Zeiten an. Auch der Nachfolger "For The Journey" setzt 2014 den Fokus auf Songdienlichkeit und ausgewogene Sounds. Das Cover zieren verwitterte Gleise, die inmitten einer öden, jeglichen Sinn und Lebens entleerten Landschaft auf den düsteren, grau-metallischen Himmel mit tiefstehenden Wolken zulaufen. Im oberen Drittel erkennt man schemenhaft einen Menschen, der auf einen sonnendurchfluteten Teil der Gewitterfront zusteuert. Dieses Bild gießen Threshold in Musik und geben ihr einen lyrischen Anstrich obendrauf.

Im März 2017 trennen Threshold sich von ihrem Sänger Damian Wilson und engagieren erneut Glynn Morgan. Das mit ihm eingespielte Album "Legends Of The Shires" enttäuscht jedoch viele Fans. Erst mit "Dividing Lines" tritt Morgan 2022 wenigstens ein Stück weit aus dem übergroßen Schatten Wilsons heraus.

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