laut.de-Kritik

Langweiliges vom 'besten DJ der Welt'.

Review von

Die Sterne stehen seit einiger Zeit ganz besonders gut für DJ Tiesto. Sein Albumdebüt 2001 bescherte dem smarten Niederländer Bookings von hier bis Australien, und die britische Plattendreher-Bibel 'DJ Magazine' kürte ihn 2002 und 2003 zum Besten seiner Zunft. Eine Ehre, die außer Tiesto bisher noch keinem anderen zuteil wurde. Mit seinem zweiten Longplayer "Just Be" möchte Tijs Verwest den Erfolg seines Erstlings "In My Memory" noch toppen.

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, bürgt der Name Tiesto doch für ausverkaufte Venues aller Orten und massenhaft verkaufte CDs weltweit. Jüngstes Beispiel: der Gig des 'besten DJs der Welt' im heimischen Arnheim vor 25.000 begeisterten Fans im Frühjahr dieses Jahres. Neben einigen älteren Produktionen nutzte Tiesto die einmalige Gelegenheit, um auch gleich einige seiner Tracks von "Just Be" auf ihre Publikumstauglichkeit zu untersuchen.

Tausende in die Höhe gerissene Hände waren das Feedback, das der 34-jährige Niederländer gerne mit nach Hause nahm. Rückmeldung ganz anderer Art muss sich Tiesto indes mit dieser Kritik abholen. Bestenfalls durchschnittlichen Dancefloor-Pop bringt er auf "Just Be" zustande; von einem Ausnahmekünstler, wie 'DJ Magazine'-lesende Schreiberlinge gerne vermelden, ist nichts zu hören. Noch nicht einmal die Tracks, bei denen das festgezurrte Trance-Korsett etwas aufgeschnürt wird ("UR", "Sweet Misery"), rechtfertigen den Superlativ.

Das sehen die Damen und Herren von 'DJ Magazine' sicherlich anders. Für sie zählen vor allem Verkaufszahlen. Deshalb legen die 'besten DJs der Welt' seit Jahren eine populäre Mischung aus Trance, Progressive und ein wenig Breaks auf, sie heißen in der Regel Oakenfold, Sasha, Digweed, Van Dyk oder neuerdings Tiesto. Wichtig ist vor allem, dass die Tracks gut den Gehörgang runter gleiten. Unter diesem Blickwinkel kann es nur eine Bewertung für "Just Be" geben: Fünf Punkte.

Gut nur, dass bei LAUT andere Kriterien gelten und deshalb landet Tiesto bei fünf minus drei Punkten für fortgesetzte Langeweile bezüglich Sounds und Arrangements. Erste bestechen vor allen Dingen durch ihre Stromlinienförmigkeit, die sie bereits im Augenblick des Hörens im Meer tausender gleichklingender Sounds untergehen lassen. Letzteren ergeht es nicht viel besser. Sie hangeln sich an Standards entlang (Trommelwirbel), die so abgeriffen sind, dass sie nur noch als ironisches Zitat funktionieren. Schlimm wird es dann, wenn solche Plattitüden ernst gemeint sind.

Ironische Distanz ist für Tiesto ein Fremdwort. Er liebt und lebt seine Tracks, wie sie auf "Just Be" zu finden sind, in all ihrem schmalzigen Pathos und ihrer konventionalisierten Partystimmung. Gut nur, dass die Stop-Taste mir den schnellen Ausstieg aus Tiestos heiterer Musikwelt leicht macht.

Trackliste

  1. 1. Forever Today
  2. 2. Love Comes Again (feat. BT)
  3. 3. Traffic
  4. 4. Sweet Misery (feat. Joanne Lloyd)
  5. 5. Nyana
  6. 6. UR
  7. 7. Walking On Clouds (feat. Kirsty Hawkshaw)
  8. 8. A Tear In The Open
  9. 9. Just Be (feat. Kirsty Hawkshaw)
  10. 10. Adagio For Srings

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6 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Es sind nun 3 Jahre vergangen seitdem sich laut.de auf ein Terrain gewagt hat, auf dem sich die Fertigkeiten und das Wissen der Autoren erschöpfte. Man glaubte Tiesto's Just Be mit einem Review bestrafen zu müssen. Im April wird Tiestos neuestes Werk erscheinen, Elements of Life und ich bin mir jetzt schon sicher, dass ihr euch wieder nicht davon abhalten lasst, das Werk der primitiven elektronischen Musik in Augenschein zu nehmen. Ja, es mag sein, dass sein neues Werk nicht an Just be anknüpfen kann, weil letzteres ein Album war, welches von Track 1 - 10 nur perfekte Progressive-Nummern zu bieten hatte. Was ihr damals nicht erkannt habt, und auch heute wohl nicht sehen werdet ist, dass Tiesto mit seinem Album einen Trend setzte, neue Sounds einführte, einfach diesem Genre ein richtungsweisendes Denkmal setzte. 2007 wird ein Jahr, in welchem Indie in Trance Einzug halten wird, genau diesen Trend deutet Tiesto an. Vielleicht für euch die Chance mal zu zeigen, dass ihr nicht nur für Rock, Metall, Indie und dergleichen mehr DIE Reviewer schlechthin seid (mein ich ernst ;) ).

  • Vor 16 Jahren

    Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Bevor Techno-Künstler durch kleinkarierte und engstirnige Autoren schlecht bewertet werden, soll man sich lieber nicht auf dieses Terrain wagen und diesen Bereich gänzlich ausklammern. Electronic music ist im Kommen, ganz klar und laut.de sollte nicht nur ein Portal für Metal und dergleichen sein.

  • Vor 16 Jahren

    ha! herrn straub unwissenheit in sachen techno vorzuwerfen, hat etwas verwegens! mutig mutig.

  • Vor 16 Jahren

    @6thSenSe (« Electronic music ist im Kommen, ganz klar und laut.de sollte nicht nur ein Portal für Metal und dergleichen sein. »):

    muharr! :popcorn:

  • Vor 16 Jahren

    @6thSenSe (« (...)Electronic music ist im Kommen, ganz klar und laut.de sollte nicht nur ein Portal für Metal und dergleichen sein. »):

    Electronic ja, Tiesto nein.

  • Vor 14 Jahren

    Langweilig mag es für den sein, der nicht in diesem Genre zuhause ist:) und letzendlich entscheiden immer noch zum Glück die Fans, was gut ist und was nicht;)für mich ist und bleibt er einer der BESTEN djs auf der Welt, ob es euch gefällt oder nicht!