Porträt

laut.de-Biographie

Tisakorean

Auf die Frage, was ihn in seiner Schulzeit am meisten interessiert habe an der Rapmusik, erzählt Tisakorean dem Populist Magazine, dass er gern getanzt habe. Eine Antwort, so knackig und direkt, dass sie den Typen eigentlich ganz gut zusammenfasst: Wer in den 2000ern in Houston aufwächst, für den ist Hip Hop nicht vorrangig soziokulturelle Bewegung, nicht Bars, nicht Competition, sondern einfach nur eine gigantische Party, ein alles überbordender Snap-Beat mit billigen Keys, harten Bässen und einem absurden Vocal-Sample, ein paar Snapbacks, übergroße weiße Shirts und sich auf dem Mittelstufen-Ball zum Affen machen.

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Die zwei Namen, die Tisa musikalisch mehr als alles andere prägen, sind Soulja Boy und Pharrell Williams. Der Junge verschranzt seine Schulzeit, macht Party, fliegt am Ende raus und fängt an Beats zu machen, um sich über Wasser zu halten. Leider will die fürs Erste keiner und sein Partyleben muss sich anders finanzieren. Eine gute Basis, das Musikding entweder aufzugeben oder komplett ernst zu nehmen – und zum Glück wendet sich in den 2010er-Jahren das Blatt für extravagante Sonderlinge.

2016 geht eine Freshman-Class viral, die einen Paradigmenwechsel in der Szene ankündigt. Die bunten Dreads, die Pokemon-Referenzen, die absurden Flows und die hypnotisch-cartoonhaften Trapbeats: Die Soundcloud-Generation ist der perfekte Moment für einen Dude wie Tisakorean. 2017 kommt sein Debüt-Mixtape "Dumb Stupid Geek", das höchstens regional die Runde macht. Im Folgejahr hat er aber schon mehr Glück: "Dip" wird einer von den Songs, die in der Vine-Ära viral gehen.

Von MySpace zu Vine, das geht eben auch Hand in Hand, und "Dip" ist einer von diesen Songs, die man beim ersten Hören für den größten Müll hält, dann aber zwei Tage später noch im Kopf hat. Er lädt das Ding bei WorldstarHipHop hoch, das Video bekommt die Tagline "#TheWoah" - und geht prompt national. Noch mehr Boost gibt es, weil Lil Uzi Vert von besagter 2016-Klasse einen seiner besten Remix-Verses zusteuert. Atlantic Records schnappt sich Tisa – aber wissen vielleicht noch nicht ganz, worauf sie sich einlassen.

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Die Rache des Ringtone-Raps.

Dieser Kerl ist nämlich selbst in einer Ära der Weirdos vielleicht ein bisschen zu weird für den Mainstream. Obwohl Dance Rap gerade genau das ist, wonach die Massen eigentlich schreien. Aber auch folgende Projekte wie "Soapy Club", "Wasteland" und "Mr. Silly Flow" haben insgeheim zwar den Wunsch nach Viralität, aber keine einzige Ambition, vor dem Tribunal der ernsten Rap-Jury zu bestehen. Der Mann nennt sich immerhin Mr. Silly-Flow, gottverdammt. Er wirkt ein wenig wie die Houston-Variante zum Atlanta-Irrenhaus von Awful Records. Leute wie Father oder IloveMakonnen haben die selbe musikalische DNA wie Tisa.

Trotzdem akkumuliert er über die Jahre eine zunehmend zielstrebige Fanbase, einfach dafür, dass er einer der wenigen ist, die die 2000er-Einflüsse schon immer stolz getragen und irgendwie auch weiterentwickelt haben. 2023 droppt er sein wahrscheinlich bestes Tape, "Let Me Update My Status", auf dem er seine Einflüsse bis dahin auf die Spitze treibt: Es ist MySpace-Rap, gelernt in der Vine-Ära und zur Blüte gebracht durch TikTok – und genau wie ein Genre, gefiltert durch drei Lagen Aufmerksamkeits-Spannen-Zersetzung klingt das Ganze dann auch. Aber da ist Freude in diesem Sound und Tisakorean bleibt eine Party – ihn zu ignorieren würde bedeuten, eine ganze Facette der Kultur zu unterschätzen.

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