laut.de-Kritik

Ein Album für melancholische Sommernächte.

Review von

Der Lissaboner Musiker Antónia Trips ist ein Urgestein in der Underground-Szene seiner Heimat. Seit Mitte der 80er Jahre hat er in einer Vielzahl von Bandprojekten mitgespielt und war unter anderem im Vorprogramm für Sonic Youth und die Manic Street Preachers zu hören.

Daneben hat er sich auch immer wieder erfolgreich als Solomusiker in Szene gesetzt. Sein jüngstes Release hört auf den Namen "Guitarra 66" und darf als melancholisches Instrumentalalbum für laue Sommernächte bezeichnet werden. Tó Trips präsentiert sich als versierter Gitarrist und traditionsbewusster Komponist.

Die Wurzeln in der Indie-Szene von Lissabon sind auf "Guitarra 66" aber nicht herauszuhören. Das Album weist weiter zurück - dafür steht der programmatische Titel: Trips wurde 1966 geboren. Und die Gitarre ist über all die Jahre das Instrument seiner Wahl geblieben. So steht sie auf "Guitarra 66" vollkommen berechtigt im Mittelpunkt.

Allerdings nicht in der von Trips häufig eingesetzten elektrischen Variante, sondern ganz klassisch als akustisches Instrument. Sie ist Dreh- und Angelpunkt der insgesamt zwölf Stücke des ersten Solo-Longplayers des Portugiesen.

Auch mit Blick auf die Kompositionen gibt sich Trips ganz traditionsbewusst. Das Erbe iberischer Gitarrenmusik ist das Reservoir, aus dem die Stücke des Albums ihre Inspiration beziehen. "Traffic" atmet den Geist vergangener Tage vielleicht am intensivsten und bildet die Ausnahme. Denn in der Regel siedelt sich António Trips in einer Art Zwischenwelt an, die modern und traditionsbewusst zugleich klingt. Aus diesem Schwebezustand zieht das Album einen Großteil seiner Kraft.

Dennoch fordert die reduzierte Instrumentierung mit Gitarre und zuweilen zarter Percussion dem Hörer einiges ab: "Guitarra 66" fordert uneingeschränkte Aufmerksamkeit ein. Bekommt es diese, gibt es seine Schätze nach und nach Preis. Der wertvollste bleibt vielleicht, dass es das Album schafft, einen melancholisch-musikalischen Trip in Gang zu setzen, der die Zeit auf angenehme Weise entschleunigt.

Genau das macht "Guitarra 66" zur passenden Musik für die verbleibenden Sommernächte. Die stilvolle ganz in schwarz-weiß gehaltene Gestaltung des Covers rundet ein überaus gelungenes Debüt ab.

Trackliste

  1. 1. Guitarra 66
  2. 2. Pinacoolata
  3. 3. Traffic
  4. 4. Spanish Letters
  5. 5. Rua da Inquietude
  6. 6. I Love You Air
  7. 7. The Road to Aït Benhaddou
  8. 8. Old Times on the Balcon Jack
  9. 9. The Wind Blows
  10. 10. Ponzo
  11. 11. Esmoriz listen
  12. 12. Electric Marrakesh

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