laut.de-Biographie
Toktok vs. Soffy O.
Berlin-Friedrichshain, Hausbesetzerszene irgendwann in den neunziger Jahren. In einem der Häuser mit dem N vorne drauf befindet sich der Shizzo Tempel. Hier lebt ein bunter Haufen aus Verpeilten, Zugereisten und weiteren interessanten Zeitgenossen. Darunter Anton Waldt, heute Kolumnist bei der De:Bug, und eine überschaubare Fraktion aus Kasseler Exilanten: Nerk alias Benjamin Weiss - früher beim Frontpage Magazin, Fabian Feyerabendt, sowie C14, im bürgerlichen Leben Carsten Neubauer gerufen.
Das Strahli-Quartett veranstaltet Ravepartys und Live-Gigs in vergammelten Kellern, Clubs und diversen anderen besetzten Lokalitäten, die nicht selten im Exzess enden. Am besten 24 Stunden am Stück. Inspiration beziehen sie dabei u.a. aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Rigaer Straße in Form von versprengten Teilen des Spiral Tribe - Technopunks bzw. Vollzeitraver, die wohlweislich das Vereinigte Königreich verließen, nachdem man die Geduld der Verantwortlichen einer englischen Grafschaft etwas überstrapaziert hatte. Betäubungsmittel und die volle in your face Bassdrum als fester Bestandteil des Lebens im Rauschzustand.
Vielleicht hat auch die Bezeichnung Toktok etwas damit zu tun. Jedenfalls ist es Nerk, der damit ankommt. Toktok produzieren ein erstes Album, ein Teil der Auflage liegt seitdem angeblich irgendwo in einem Berliner Keller. Ein andere Platte wiederum erblickt nie die berühmten wheels of steel, da Hirne im komatösen Zustand einfach nicht immer die volle Leistung abrufen können und daher Masterbänder leider auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Dazu kommt noch ein Brand im Studio, bei dem die fertig gestellte Platte "Play Big" über den Jordan geht und der ebenfalls anwesende DJ Rush mit einem Schrecken davon kommt.
Toktok veröffentlichen dennoch einige Maxis. Und zwar auf den eigenen Labels V-Records und Gema Records. Zwischen 1997 und 1999 erfolgt bei Toktok eine Phase des Umbruchs, aus der Nerk und Fabian Feyerabendt als Überbleibsel hervorgehen. Sie bringen das Album "Run.Stop.Restore" tatsächlich, ohne weitere Komplikationen an den Start. Jenes erscheint bei BPitch Control. Später tritt die von Schweden nach Berlin übergesiedelte Sophie Larson-Ocklind auf den Plan, Resultat eines Blinddates mit Herrn Feyerabendt.
"Missy Queen Gonna Die" entsteht und kommt ebenfalls bei BPitch heraus. Toktok sind jetzt versus Soffy O. sowie immer mehr in aller Munde, zumindest bei der Clubfraktion. Das Eastwest Sublabel Leaded nimmt Toktok samt Soffy unter Vetrag und veröffentlicht im Herbst 2002 deren gemeinsames selbstbetiteltes Debut.
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