laut.de-Kritik

Die gerade mal 20-jährigen Kandadier philosophieren über das Alter ...

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Das eigene Album "Champ" zu nennen, zeugt von ausgeprägtem Selbstbewusstsein - was wohl auch daran liegt, dass es karrieretechnisch für die Herren des Tokyo Police Club von Anfang an ziemlich steil bergauf ging. Zu leicht sei ihnen der Plattenvertrag in die Hände gefallen, schimpften die Neider, da feierte die Presse das 2006er Mini-Album "A Lesson In Crime" längst euphorisch. Auch das zwei Jahre später veröffentlichte Volllängen-Debüt fuhr allerlei Lob ein, auch in Europa ließ der Applaus nicht lange auf sich warten.

Nun soll "Champ" die Erfolgsstrategie der Kanadier zementieren. Knackiger Indie-Rock plus schrammelige Strokes-Gitarren und ein Quentchen Pop erinnern hier und da an die US-Amerikaner von Death Cab oder neuerdings an Why? - ohne jedoch auf Eigenständigkeit zu verzichten.

Markant wirkt vor allem der gesangliche Part. Dave Monks' eigentümliche, nasale Stimme steht im Mittelpunkt, die Instrumente oft deutlich zur Ausschmückung seines Gesangs arrangiert.

Zum bekannt Gitarren-getragenen Klang-Gewand erfrischen elektronische Spielereien. "Bambi" etwa wartet mit eingängigen Samples auf, "Not Sick" und "Frankenstein" schließen an und setzen auf auffälligere Keyboard-Passagen. Auch "Favourite Food" eröffnet elektronisch, richtet den Fokus dann aber schnell auf die bekannte Mischung aus treibenden Zupfinstrumenten und nölig vorgetragenen Lyrics.

Genau darin leigt auch Stärke des Albums. Monks philosophiert über das Älterwerden, bezieht sich dabei jedoch nicht nur auf die eigene Person. Nostalgisch-wehmütig geht es da oft zur Sache, zum Beispiel in "Breakneck Speed" ("Super fun/At the movies, drunk and young/Double knots that came undone/But the big bad years are gone") oder "Favourite Food" ("With a heart-attack on your plane/You were looking back on your days/How you spent them all in a blur/When they asked if you were for sure"). Trotz des fast noch jugendlichen Alters nimmt man den Anfang-Zwanzigern diese Lyrics ab.

So knüpfen Tokyo Police Club an "Elephant Shell" an, das ebenfalls ruhiger daherkam als der Erstling. Wer kantige, zackigere Instrumentierung à la "Your English Is Good" oder "Sixties Remake" sucht, wird kaum fündig. Dafür gibt es stimmfokussierte Indie-Songs, die zwar nicht aus dem angestammten instrumentalen Muster ausbrechen, aber auf empfindsame Lyrics setzen. Das reicht am Ende nicht für den Champion-Titel, aber doch für eine vordere Platzierung.

Trackliste

  1. 1. Favourite Food
  2. 2. Favourite Colour
  3. 3. Breakneck Speed
  4. 4. Wait Up (Boots Of Danger)
  5. 5. Bambi
  6. 6. End Of A Spark
  7. 7. Hands Reversed
  8. 8. Gone
  9. 9. Big Difference
  10. 10. Not Sick
  11. 11. Frankenstein

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