laut.de-Kritik
Smoothie-Swing fürs Frühstücks-TV: Mit der Gewalt der guten Laune.
Review von Kerstin KratochwillAuf seinem mittlerweile achten Album zeigt Entertainer Tom Gaebel, dass man Swing so blankgeputzt servieren kann, dass er perfekt ins öffentlich-rechtliche Frühstücksfernsehen passt: Jeder Song ist dermaßen erschreckend gut gelaunt, kommt gnadenlos fingerschnippend und pfeifend daher, dass man schon ein ausgesprochener Optimist sein muss, um hier keinen Zuckerschock zu bekommen.
Man stelle sich nur vor, Tom Gaebel hätte die Serie "Mad Men" vertont: Die Sixties-Optik passt, der nostalgische Sound ebenso. Doch anstatt pechschwarzem Kaffee mit vielen Zigaretten und Alkohol bekommt man hier gesundes Müsli, sonnengelben Orangensaft und schäumenden Latte Macchiato.
Auch die gängigen Lounge-Cover-Versionen fehlen nicht, bei denen möglichst genrefremde Songs in swingende Retrostücke verwandelt werden. Gaebel versucht sich etwa am Eighties-Power-Rock-Klassiker "Eye Of The Tiger", doch was bei Mike Flower Pops oder Richard Cheese noch mit einer gehörigen Portion Ironie gespickt war, wird hier zur bierernsten Orchesternummer inklusive Strebersolo am Saxofon.
Ebenfalls dabei: Das obligatorische Duett mit Dame. In diesem Fall "Why Can't You And I Add Up" mit Schauspielerin und Sängerin Natalie Avelon, die sich durchaus charmant in die Rolle einer Kylie Minogue begibt, die Gaebel als deutschen und kreuzbraven Robbie Williams anschmachtet.
Gaebels Stimmenvariation bleibt dabei immer stilsicher: Von Frank Sinatra hin zu Tom Jones über Robbie Williams – er hat es einfach perfekt drauf. Dass alles nicht weit von einem Stimmenimitator entfernt ist, liegt daran, dass die - ebenfalls perfekte - musikalische Untermalung keinerlei Brüche oder Risse erkennen lässt. Vom Konzept, ein Klischee-Swing-Orchester-Album abzuliefern, wird keinen Millimeter abgewichen.
Wo aber Sinatra, Jones oder Williams noch mit Abgründen spielten, wickelt Tom jedes Lied in so viele Tapeten oder Kuscheldecken ein, dass eigentlich nur die perfekte Kulisse eines Swing-Albums stehen bleibt: Aber wie der Titel schon verspricht, der Tag muss einfach perfekt werden - mit der Gewalt der guten Laune.
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