laut.de-Kritik

Battlerap ist Kunst!

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Wenn das gesamte Stadtgebiet einer mittelgroßen Metropole monatelang mit identischen Stickern und Plakaten zugekleistert ist, sollte jeder von Stralsund bis Säckingen kapiert haben, dass ein besonderes Release auf dem Programm steht. Die Rede ist von Frankfurt, und der Debütant der Stunde ist kein Geringerer als Urgestein Tone.

Und der macht schon auf dem Cover klar, dass er auch nach zehn Jahren, in denen er sich lediglich mit Features ein Nischenplätzchen im kollektiven Bewusstsein der Raphörerschaft sicherte, noch lange keine Ermüdungserscheinungen zeigt: Passend zur Vorabsingle "Reimroboter" verschmilzt das Muskelpaket mit einer Maschine. Der Vater des deutschen Battleraps ist bereit, seine Zinsen einzuholen, und wer würde sich schon freiwillig mit Terminator anlegen, besonders dann, wenn er ein Mikrofon mit integriertem Schlagring am Start hat?

Doch obwohl er gemeinsam mit Magic gleich fulminant loslegt, hat der Frankfurter nicht nur Punchlines im Gepäck. Bei "Versteckter Feind" rappt er beispielsweise über falsche Freunde, während J-Luv eine denkbar pathetische Hookline beisteuert. Für "Süßes Gift" vertont Sängerin Pari Samar das Carmen-Thema, was sich erstaunlicherweise hervorragend in den musikalisch schlichten Gesamteindruck der Scheibe einfügt.

Auch das Duell mit der anderen Legende der Bankenstadt, Azad, ist nicht uninteressant. Während beide Wortakrobaten sonst einen ähnlichen Style haben, fährt der Bozz bei "Würd Ich Nicht Rappen" eine ungewöhnlich energetische Schiene und besteht gerade deshalb auf einer Augenhöhe mit dem technisch leicht überlegenen Kontrahenten. Fourtress-Kollege Naidoo hingegen bleibt bei seiner Hookline zu "Schick Mir Nen Engel", dem melancholischsten Track der Platte, weitgehend blass.

Welchem Thema er sich auch widmet, Tone geht ordentlich nach vorne. Sein Flow weist in puncto Monotonität selbst Flipstar in die Schranken, während er sich mit durchgehend sauberen Doubletimepassagen förmlich in Rage rappt und scheinbar endlosen Reimsalven völlig klar machen, dass Battle eine Kunst ist, wenn der MC nur über die entsprechende Technik verfügt. Verse wie: "Ich hass' deine dämlichen Styles | pack deinen nackichen Arsch auf nen Hundeschlitten und fahr dich ins ewige Eis" machen den Style des Rappers trotz - oder gerade wegen - des typischen Nuschelns und des immer wieder durchscheinenden hessischen Dialektes sympathisch.

Als weitgehend zweckdienlich erweisen sich auch die Beats der Ulteamate-Gruppe, bestehend aus Konkret Finn-DJ Feedback, den Asiatic Warriors Combad und A-Bomb. Über weite Strecken bleiben sie im Hintergrund, um sich schmiegsam unter die Stakkato-Wortkolonnen zu legen und mit einer angedeuteten Melodielinie einen wohltuenden Kontrast zu den Reimen zu bilden. Gelegentlich hauen die Jungs allerdings auch einen echten Banger raus, wie das orientalische "Tanz Für Mich" oder das Holzbläsersample bei "Ekelerregende Raps" mit dem Flair eines Russlandfeldzugs.

In einer Hip Hop-Szene, die Battlerap förmlich fordert, sollte der Mann ordentlich was reißen, zumal es in Deutschland nur eine Handvoll Rapper gibt, die ihm technisch das Wasser reichen könnten. Nach zehn Jahren wäre es ihm zu wünschen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Zu Arm
  3. 3. Von Weit Her ft. Magic
  4. 4. Skit 1
  5. 5. Reimroboter
  6. 6. Versteckter Feind ft. J-Luv
  7. 7. Tanz Für Mich ft. Düs-Man
  8. 8. Ekelerregende Raps
  9. 9. Süsses Gift ft. Pari Samar
  10. 10. Würd' Ich Nicht Rappen ft. Yassir & Azad
  11. 11. Schick Mir' Nen Engel ft. Xavier Naidoo
  12. 12. Warum Rappst Du?
  13. 13. Hände Hoch ft. Sophia
  14. 14. Du Brauchst Mich
  15. 15. Magische Worte
  16. 16. Griff Nach Den Sternen ft. Bintia
  17. 17. Tone

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