laut.de-Kritik
Zwischen spannender Dynamik und schmierigstem Pop.
Review von Olaf SchmidtToploader? Das waren doch die mit "Dancing In The Moonlight" vor tausend Jahren. Die Älteren erinnern sich an dieses Video mit dem lockigen Kerlchen an seinem Klavier im Innenhof einer Bauhaus-Villa. Ein weiteres Stück der Band fällt vermutlich niemandem ein, die englische Popformation löste sich nach ihrem zweiten Album auch bald auf. Klammheimlich allerdings erfolgte 2009 die Wiedervereinigung, zwei Jahre später erschien eine Platte namens "Only Human". Bereits zügige sechs Lenze später werfen die Herren aus dem Seebad Eastbourne ihr mittlerweile viertes Klangerzeugnis auf den Markt.
Mit dem Einstieg machen sie es dem geneigten Hörer nicht gerade leicht. Mit "Boom" thront ein Gigant der Widerwart direkt in der ersten Reihe, mit grausigen Keyboardklängen und einer schmierigen Grundatmosphäre, die nach einer sofortigen Dusche schreit. Auch "Roll With The Punches" stammt direkt vom Reißbrett des aktuellen Radio-Pops. Ein paar pseudo-fröhliche Gitarrenakkorde aneinandergeklatscht, einen Beat druntergelegt, etwas Autotune reingefummelt: Fertig ist der vermeintliche Hit für die Funkwellen.
Besserung erfolgt in Gestalt des nächsten Songs "Together". Für sich genommen auch keine Großartigkeit, wirkt das klavierlastige, leicht gospelig angehauchte Stück nach dem infernalischen Duo zu Beginn wie Balsam auf geschundene Ohren. Erstmals kommt die Stimme Joseph Washbourns voll zur Geltung. Aber geschwind zurück zum Radio-Einerlei! "The Things We Do For Love" könnte vom letzten James Blunt-Album übrig geblieben sein, alles schon tausend Mal gehört. Man möchte zwar nicht direkt schreiend weglaufen, aber über ein Achselzucken führt dieses Liedchen nicht hinaus. "Is This A Rainbow" überrascht im hinteren Teil mit einem psychedelischen Moog-Solo. Ecken und Kanten dieser Art stünden der Band gut, wenn sie sich nur öfter trauen würde.
Noch überraschender: Mit "Boy Machine" gelingt Toploader ein richtig gutes Stück mit viel Abwechslung und spannender Dynamik. Wieder etwas Gospel, dazu eine knarzige Jon Lord-Gedächtnisorgel und am Ende ein paar Beats vermengen sich zu einem passenden Ganzen. Man möchte Washbourn und seinen Jungs zurufen: Warum denn nicht öfter so? Ihr könnt es doch! Auch der anschließende Chain-Gang-Soul-Kopfnicker "The Shape Of Things To Come" bewirbt sich um ein Plätzchen auf dem Podest, bevor die letzten beiden Stücke die aufgebaute Atmosphäre mit schmierigstem Pop wieder einreißen.
Wohin Toploader mit diesem seltsam unausgegorenen Album wollen, wissen sie wohl nur selbst. Ob irgendjemand auf ein neues Album der Briten gewartet hat, steht ebenfalls in den Sternen. Der Promo-Text verkündet zwar vollmundig, die Band wolle "wieder ein Top-Thema bei alten und möglicherweise auch neuen Fans" werden. Ob das auf diese Weise gelingt, bleibt jedoch zweifelhaft.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Toploader wäre auch 1a Spitzname für Toriyamafag.
Musste eher an unsere guten, alten Kahn denken, dem es hoffentlich gut geht in seiner andauernden Diaspora
möge sein pool auf ewig gut gefüllt mit saftigen schinken sein