laut.de-Kritik
Die kalifornischen Sonnyboys bedienen alle Klischees.
Review von Uli BrechtoldBei dem nichtssagenden Bandnamen Train fragt man sich, wie die kalifornischen Sonnyboys seit 1998 ihre Alben in den Charts platzieren und Grammys abräumen? Denn nicht nur ihr Name flieht im Nu aus dem Kurzzeitgedächtnis, sondern auch die ganze Palette an radiotauglichen Pop Rock-Schnulzen.
Nachdem "Save Me, San Francisco" einschlug wie eine Bombe, muss nun der ganze Bundesstaat Kalifornien daran glauben. Der Titel "California 37" bietet den perfekten Ausgangspunkt und bedient jegliche Klischees von Sonne, coolen Schlitten und hübschen Frauen.
Positiv gestimmt und mit überglücklicher Stimme erfüllt Patrick Monahan in "This'll Be My Year" mit den ersten Schlagwörtern 'California', 'Hollywood' und 'Route 66' die Erwartungen. Das Ausmaß der schmalzigen kalifornischen Pseudo-Romantik nimmt mit der Single "Drive By" weiter Gestalt an. Spätestens bei den Textzeilen "When you move me, everything is groovy" liegt man schlapp unterm Tisch und das Zwerchfell schreit nach einer kurzen Auszeit.
Glücklicherweise nimmt die heraufbeschworene Fröhlichkeit mit "Feel Good At First" ein kurzzeitiges Ende. Eine Akustikgitarre und eine seichte Stimme erzeugt melancholische Lagerfeuerstimmung, und als Hörer wünscht man sich für drei Minuten tatsächlich, an der kalifornischen Küste mit Freunden und Bier eine Nacht zu verbringen. Weitere gute Ansätze finden sich in "You Can Finally Meet My Mum" wieder. Pfeifende Töne, eine schöne Klaviermelodie und ein Background-Chor begleiten die poppige Ballade. Für einen Moment kauft man dem Frontmann sogar seine Texte ab.
Leider schleichen sich immer wieder Nummern ein, die für kräftiges Kopfschütteln sorgen. Während für das Duett "Bruises" die Country Sängerin Ashley Monroe herhält und den Flair des Wilden Westen aus Tennessee verbreitet, kippen alle Mexikaner in "50 Ways To Say Goodbye" aus den Latschen. Mit trällernden Trompeten und südamerikanischen Rhythmen können Train Badestrand-Touristen hinters Licht führen, aber keine Musikliebhaber überzeugen.
Nachdem der Pseudo-Faktor seinen Höhepunkt erreicht hat, klingt das durchwachsene Album mit den soften und ruhigen Nummern "When The Fog Rolls In" und "To Be Loved" aus. Dabei wirkt das Quintett sehr eingängig und die kalifornischen Strandhäschen verschwinden schneller, als der Cadillac von Train fahren kann.
4 Kommentare
es heist Sonnyboys
richtig.
trotzdem bescheidene CD
ALs ich das erste Mal Drive By auf einen eher kleinen Sender gehört hab, hab ich mir gedacht: "Boah klingt das scheiße, das wird sicher kommerziellen Erfolg haben" Und so war es dann auch^^