laut.de-Kritik
Musikalisches Rührei mit Gitarren-Ketchup.
Review von Giuliano BenassiDa ist es also, das neue Album der Seichtrocker aus den USA. Ihre zwei voraus gegangenen Studiobemühungen verkauften sich millionenfach, letztes Jahr erhielten sie sogar einen Grammy für den "Besten Rocksong".
Dass Train ein Gefühl für Melodien und Chartspositionierung haben, bestätigt schon der Opener "Calling All Angels", der auch als erste Singleauskopplung dient. Musikalisch wie textlich bietet die Band aus San Francisco hier volles Programm. Einerseits vereinen sie Schlagzeug, Bass, E-Gitarre, Orgel sowie eine kräftige und präzise Stimme in ein FM-taugliches Radioformat. Andererseits suchen sie Trost für die ach so verwirrenden Zeiten, die wir (die Amis?) in letzter Zeit durchmachen. "Wenn Kinder im Haus spielen müssen, damit sie nicht verschwinden, wenn Privatdetektive Ehelügen aufdecken müssen, weil wir nicht mehr miteinander reden ... ich appelliere an alle Engel, weil ich spüre, dass wir alle in einem von einer Tasse ausgeschütteten See ertrinken".
Schon besser klingt "All American Girl". "My dad used to tell I was lazy, I got dance moves like Patrick Swayze" heißt es recht lustig zu einem schnelleren Rocktempo. "When I Look To The Sky" ist als drittes Lied die unvermeidliche Klavierballade ("Wenn ich in den Himmel schaue, sagt mir etwas, dass du bei mir bist, dass du alles wieder richtest"), "Save The Day" erforscht dagegen die Schattenseiten des Hollywoodglitz mit angefunkten Gitarren.
Ein bisschen von allem, Hauptsache, es hört sich flüssig an, lautet die Devise von Produzent Brendan O'Brien, der nicht zufälligerweise schon beim letzten Train-Album dabei war und zuletzt The Thorns beistand. So geht es ohne große Überraschungen weiter. "Ich mach Ketchup auf meine Rühreier", verkündet der Sänger zu Beginn von "Counting Airplanes", "Your Every Colour" erinnert auch stimmlich an Oasis, während Geigen "Lincoln Avenue" noch schnulziger machen, als es ohnehin schon ist. Versöhnlich stimmt die Band am Ende eine mit Sehnsucht geladene Akustikballade an, bevor es mit dem Bonustrack noch mal etwas rockiger zugeht.
"One Whiskey, one Bourbon, one beer", raunte John Lee Hooker ins Mikrofon. Ein guter Rat, sowohl für Sänger Pat Monahan und seine Mitstreiter als auch für diejenigen, die sich dieses Album antun. "I'm About To Come Alive", verkünden Train zum Schluss. Eine Drohung, die sie in Tat umsetzen wollen - für den Herbst haben sie mehrere Konzerte in Deutschland angekündigt.
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