laut.de-Kritik
Ein Dokument des Scheiterns: Aus dem Knast vor die Kamera.
Review von Sven Kabelitz"Meine Damen und Herren, was sie hier in den nächsten 90 Minuten sehen werden, ist eine der größten weltpolitischen Sensationen. So schockierend, so einzigartig in seiner verbrecherischen Kaltblütigkeit, das man nur ein Wort dafür findet: Donnerwetter!"
Die Einleitung und Grundidee, die sich Trio 1985 für ihren Film "Drei Gegen Drei" zusammengereimt hatten, klingt im ersten Moment nicht mal schlecht. Abseits des tristen Pop-Alltags wollten sie ihren Fans mehr bieten. Zeitgleich mit dem Album "What's The Password" setzten sie auf ihren ersten und, wie wir heute wissen, letzten Kinostreifen.
"Zehn Millionen Otto-Film-Besucher soll es schon geben. Wir sind zu dritt, wir wollen dreißig Millionen." Über die wirklichen Besucherzahlen hüllen die Beteiligten heute lieber den Mantel des Schweigens.
Den drei Hauptdarstellern schwebte eine böse Politsatire im Stil von "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" oder "Catch 22" vor. Das Resultat erinnert mehr an deutschen billigen Klamauk der Marke "Piratensender Powerplay", "Sunshine Reggae auf Ibiza" oder dem Dieter Thomas Kuhn-Werk "Der Trip – Die nackte Gitarre 0,5". Stephan Remmler ist nun mal nicht Peter Sellers, Dominik Graf nicht Stanley Kubrick und Ralf Wolter ganz sicher nicht James Earl Jones.
Das Ergebnis ist eine platte Verwechslungskomödie. Zufälligerweise sehen Remmler, Krawinkel und Behrens den Diktatoren der Bananenrepublik San Chaco zum Verwechseln ähnlich. Da diese sich gerade mit 300 Millionen Dollar aus dem Staub machen wollen, soll es zu einem Rollentausch kommen, bei dem die ehemaligen Herrscher von Großenkneten durch ein Attentat das zeitliche segnen sollen.
Selten passte der abgelatschte Spruch vom Schuster, der bei seinem Leisten bleiben sollte, besser als hier. Remmlers schauspielerische Leistung ist eine Katastrophe. Der direkte Minimalismus, der seinen Vortrag zu Zeiten des brillanten Banddebüts "Trio" ausmachte, weicht einem panischen Armrudern. Er wirkt wie eine unterbelichtete Karikatur seiner selbst.
Kralle Krawinkel mimt derweil den Kastelruther Spatz. Im Nachhinein wurde er von Arne Elsholtz, der Stimme von Bill Murray und Tom Hanks, synchronisiert. Das macht sein hölzernes Schauspiel aber nicht besser. Nur Peter Behrens, mit der Erfahrung der Mailänder Clownschule ausgestattet, wirkt nicht vollkommen verloren. Seine Darstellung des liebestrunkenen Stalkers und vermeintlichen Dummchens bleibt die einzige sympathische Figur in einem Film voller überbordender Egos.
Musikalisch gibt es relativ wenig von dem Trio zu hören. Nur die Songs "Drei Gegen Drei", "Wahnsinn" und "My Sweet Angel" finden sich im Film wieder. Bei der fehlenden Qualität der Tracks nun wirklich kein großer Verlust. Das extra für "Drei Gegen Drei" geschriebene "Krach Bum Bäng Zack Rüstung" findet keine Verwendung.
Am Soundtrack selbst war Behrens nicht einmal beteiligt, da er auf Grund eines länger zurückliegenden Verkehrsdelikts vier Monate im Gefängnis verbrachte. An den Dreharbeiten durfte er aber im offenen Vollzug teilnehmen.
Die einzigen unfreiwilligen Lacher, die die BlueRay zu bieten hat, finden sich im Bonusprogramm. Eine WDR-Lobhudelei der Sendung Musikzeit preist Remmler bereits als neuen Adriano Celentano an. Schön auch die Beschreibung einer allseits bekannten und humorbefreiten rumänischen Wanderwarze. "Michael Konrad, ehemals Manager von Deutschlands Steppenwolf Peter Maffay bevor sich dieser zum Rambo des deutschen Schlagers stilisierte, managt jetzt die Belange von Trio."
Wenn Kralle im Interview, diesmal mit eigener Stimme, auf die Frage nach der zurückliegenden Bandpause ehrlich und unverblümt mit "Wir haben eine Pause gemacht, weil wir uns auf den Sack gingen, an sich" antwortet, deutet sich der bevorstehende Zerfall der Band bereits an.
Zwar versucht Remmler mit einem gespielten "Ach, das ist doch überhaupt nicht so. Wir waren ein Herz und eine Seele" die Situation zu retten. Doch die Schauspielerei ist seine Sache nicht. Das haben wir bereits schmerzhaft am eigenen Leib erfahren müssen. Krawinkel hat hierfür nur einen vorgetäuschten Brechanfall übrig.
Der Film selbst war ein finanzielles Desaster, von dem sich Trio und Produzent Bernd Eichinger schneller distanzierten, als die Schmonzette aus den Kinosälen verschwunden war. Schon die zweite Single "Ready For You" aus "What's The Password" warb explizit damit, auch wirklich gar nichts mit dem Streifen zu tun zu haben. Doch zu spät. Der Schaden war irreparabel. Mit Recht legte sich über 25 Jahre der Staub düsterer Kellergewölbe über das Filmmaterial, bis ihn nun Turbine Medien beim Abstauben wieder gefunden hat.
"Drei Gegen Drei" geht als Dokument des groß angelegten Scheiterns in die Bandgeschichte ein. Aus den ehemaligen Sympathieträgern waren innerhalb von drei Jahren selbstgefällige Großkotze geworden. Übrig bleibt der Wunsch, Trio hätten sich bereits nach "Bye Bye" getrennt und ihren eigenen Status nicht mit diesem Machwerk und dazugehörigen Album ruiniert.
18 Kommentare
Whoa, das Ding muss ja echt mieser Schrott sein, wenn es genau so schlecht bewertet wird wie die Marillion!
Fasse mir immernoch regelmäßig an den Kopf, wenn ich an die "Kaffeefahrt-Rock" Review zurückdenke. Wann wird die eigentlich rausgenommen?
Whoa, das muss ja richtig mieser Schrott sein, wenn sie genauso bewertet wurde wie die Marillion! Fasse mir wegen der Kaffeefahrt-Review immernoch regelmäßig an den Kopf. Wann wird die rausgenommen, Sven?
Artikel rausnehmen? Was bist du denn für einer? Auch einer von den 45-jährigen Shitstorm-Skater-Nazis, die auf die Pressefreiheit scheißen?
Die Wettschulden wurden beglichen.
Kleine Korrekturhilfe für den Artikel: Die gebannten Filme "Radiosender Powerplay" und "Der Trip ? Die nackte Kanone 0,5" heißen eigentlich "Piratensender Powerplay" und "Der Trip ? Die nackte Gitarre 0,5". Und somit habe ich mich als Kenner der untersten Schublade des deutschen Filmschaffens geoutet.
Ups. Du hast natürlich recht. Danke.