laut.de-Kritik
Die Indie-Band aus Portland setzt sich selbst ein Denkmal.
Review von Christoph Dorner"A Monument", das zweite Album von Tu Fawning aus Portland, soll ganz bewusst etwas mehr im Licht und in einem luftigen Raum stehen als das doch ziemlich herunter gedimmte, beengte und doch ohne Frage vortreffliche Debüt "Hearts On Hold", das unter der Prämisse des Indierock eine Mischung aus sprödem Kammer-Pop und morbidem Dunkeltheater gewesen war.
Die neuen Songs scheppern, kratzen und jaulen wegen der bisweilen verstimmten analogen Instrumentierung zwar immer noch munter werkstättisch vor sich hin, dennoch ist ihr Gestus noch einmal entscheidend modifiziert worden. "Anchor" ist mit süffigen Wave-Synthesizern, pompiger Perkussion und Corinna Repps betörendem Gesang ein zelebraler Opener, der mit seiner großen, elliptisch kreiselnden Melodie tatsächlich Euphorie und Exzentrik in sich vereint.
Und genau dieser stolzierende Gestus, der auch eine wichtige Bedingung für größere Live-Bühnen ist, hatte in dem düsteren, verzerrten und eher tüftlerischen Understatement von Tu Fawning bislang gefehlt. "Wager" versucht sich mit übersteuerten Gitarrenriffs und leidenschaftlich an den Mikrofonen vorbei intonierten Chorälen sogar mit unaffektierter Wucht an der existenziellen Rock-Pose von Arcade Fire. Warum nicht?
Es ist, als würden sich Tu Fawning mit "A Monument" von schweren Eisenketten befreien. Von eben jener bleiernen Last, die für "Hearts On Hold" gleichwohl noch die Quelle der Inspiration gewesen ist.
In "Build A Great Cliff" galoppiert das Schlagzeug forsch nach vorne, Bläser dröhnen bedrohlich aus der Ferne und Repp hebt erneut zu einem sirenigen Mantra an, dem nur ein archaischer Bezugsrahmen von Bands wie Portishead oder Velvet Underground gewachsen ist. Kleiner geht es nicht.
"A Monument" ist gerade deshalb ein gutes Album geworden, weil Tu Fawning im Gegensatz zu vielen jüngeren Indie-Bands nicht nach einem möglichst modisch-puristischen Sounddesign suchen, sondern die Statik für jeden ihrer Songs neu berechnen. Sie springen vom Mutanten-Blues von "Blood Stains" zu ätherischer Folklore von "A Pose For No One" und geisterhaftem Chanson-Postrock von "Skin And Bone".
Im abschließenden "Bones", einem dramaturgisch noch einmal recht anspruchsvollen Rock-Mehrteiler von über sieben Minuten Spielzeit, singt die Band am Ende zu pastoralen Klavierklängen zusammen ein astreines Gospel. Man kann es nicht anders sagen: Tu Fawning haben sich mit "A Monument" ihr erstes Denkmal gebaut.
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