laut.de-Kritik
Der Folk der Londoner bleibt experimentell.
Review von Giuliano BenassiEgal, ob London, Berlin, Konstanz oder Istanbul – mit "Good Arrows" schufen Tunng 2007 ein Album, das in alternativen Cafés und Late Nite Lounges rauf und runter lief. Ihre Mischung aus folkigen Schnipseln, elektronischem Gefrickel und Gesangsharmonien erwies sich als stark entspannungsfördernd.
Da es sich bei den Briten weniger um eine Band als um ein kreatives Kollektiv mit wechselnder Besetzung handelt, war zu erwarten, dass der Nachfolger auf anderen Spuren wandeln würde. Zumal die Zusammensetzung der Elemente eher eine Momentaufnahme als ein fertiges Produkt darstellt und Mitbegründer Sam Genders ausgestiegen ist.
Die ersten Stücken zeigen, dass es hier wesentlich rhythmischer zugeht als auf dem Vorgänger. Von Pop kann nicht wirklich die Rede sein, dazu sind die Songstrukturen viel zu variabel, aber es geht in die Richtung. Sowohl "Hustle" als auch "It Breaks" besitzen eine liebliche Note, die auch die meisten anderen Stücke prägt.
"Don't Look Back" beginnt akustisch, bevor Schlagzeug, E-Gitarre und ein 'Mega Choir' einsetzen, wie er im Booklet heißt. Auf "The Roadside" tröpfeln Gitarrennoten wie Regentropfen, begleitet von einem Klavier und einer süßlichen Frauenstimme.
Erst in der zweiten Hälfte des Albums tauchen mit "October" und dem melancholischen "With Whiskey" ruhige, schon fast konventionelle Stücke auf. Typischer sind schnellere Tracks wie "Sushimi" oder "Santiago".
Erinnerungen an die Verspieltheit des Vorgängers kommen nur gelegentlich auf, etwa im instrumentalen "By Dusk They Were In The City" und dem nachfolgenden, weitgehend auf Stimmen basierenden "These Winds". Das abschließende "Weekend Away" zeigt noch einmal, dass die Band nun mit weniger verschachtelten Klängen liebäugelt.
Auf "And Then Wie Saw Land" bleiben Tunng eine interessante Band, die neue Wege zwischen Folk, Elektronik und Pop geht. Nicht nur bei der musikalischen Umsetzung, sondern auch bei der Gestaltung der CD und des Covers haben sie sich spürbar Mühe gegeben. Das Zeug zum Kleinod wie "Good Arrows" hat das Album aber nicht.
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