laut.de-Kritik
Ein Produkt der Gosse, das die Straße nicht entbehren kann!
Review von Lukas RauerWenn ein Rapper als zu gefährlich, zu bedrohlich oder zu dubios gilt, um interviewt zu werden und infolgedessen boykottiert wird, hat er eigentlich alles richtig gemacht, oder? Zumindest, wenn man davon absieht, dass man ihm dadurch sämtliche Möglichkeiten raubt, seine Musik zu promoten. Twin ist einer der authentischsten Rapper des Landes, und genau deswegen eckt er oft an. Viele nehmen den Frankfurter jetzt erst wahr, dabei pflügt er sich bereits seit Jahren durch die Szene und steht mittlerweile bei König Im Schatten unter Vertrag. Als jemand, der ihn bereits seit seinem Mixtape "13 vor 12" hört, und auch seinen Abstecher in die Rockwelt (als Frontmann von Kanzler & Söhne) verfolgte, habe ich keine Zweifel: "Verboten" ist sein bisher stimmigstes Release. "Meine Gegend ist die Gosse, also überall zuhaus'. Die Welt gehört mit, kein Verbot hält mich auf."
Aufgrund seiner Ansichten über die Polizei und seinem Dasein als Hooligan sowie als Hells Angel tun einige Berührungspunkte mit seiner Musik weh. Wenn man die Werte, für die er einsteht, teilt, gelingt einem der Zugang sicherlich um einiges leichter. Loyalität, Ehrlichkeit und Bruderschaft finden häufig Einfluss in die Texte. Mit Schwätzern rechnet er hingegen gnadenlos ab.
Auch das neue Album ist größtenteils ein Rundumschlag gegen die - in seinen Augen - heuchlerische Szene. "Deutsche Hip Hop-Szene ist wie Wrestling geworden. Bret Hitman Hart, richtig ätzend geworden." Unterhaltsam ist es dennoch. "Game Over" bietet zum Beispiel all das, wofür ich Twin feiere. Einen knallenden Beat und eine unheimlich aggressive Atmosphäre. Die Adlibs verfeinern den Song und verleihen ihm sogar etwas Zeitgemäßes.
"Schutzgeld" mit Haftbefehl und "Blut Im Schatten" mit Gzuz gehen ebenfalls richtig nach vorne. Verhältnismäßig deep geht es auf "Teufel Im Kopf" oder "Kein Cent" zu. Als echtes Highlight kristallisiert sich "Wenn Ich Hoch Komm" heraus. Cashmo und Twin liefern eine Hymne für diejenigen ab, die sich klanglich gerne an alte Zeiten erinnern. Dieser Flavour ist einmalig und der Beat einer der besten des Jahres.
Die Features auf der Platte sind nicht nur recht vielfältig, sondern gleichbedeutend großzügig verteilt. Auf insgesamt 10 der 15 Tracks hört man Gäste. Dass Twin so viele fremde Beiträge auf seinem Werk hat, ist übrigens nichts Neues. Bereits seit "13 vor 12" räumt er musikalischen Zusammenarbeiten viel Platz ein. Unterstützung erhält er diesmal nicht nur von den Labelkollegen von König Im Schatten und der DrecksGmbh, sondern auch von Künstlern wie Gzuz, Haftbefehl und Kontra K. Dazu gesellen sich Blokkmonsta und Rako, die ideal zu der Härte Twins passen. Da Cashmo und Jonesmann bisher auf so gut wie jedem Release von ihm vertreten waren, dürfen die beiden natürlich nicht fehlen. Nachdem er schon auf "1312 Prinzip" zu hören war, gibt sich auch Blaze erneut die Ehre. Ungewollt, vielleicht gewollt, komisch ist übrigens diese Line von Haftbefehl: "Mach dich bloß vom Acker, sonst prügel ich dich kurz und klein."
Twin steht für Authentizität. Diesen Status zementiert er mit "Verboten". Jede Zeile und jedes Wort wirken glaubhaft. Er verkörpert genau die Kredibilität, die viele heutzutage vermissen. Das Album hat Ecken und Kanten. Diese glättet der Frankfurter jedoch, wenn er wie eine Dampfwalze alles niederwalzt, was sich in seinen Weg stellt.
3 Kommentare mit 2 Antworten
Torque meinte ja, dass auf diesem Albung scharf gegen Papa Alki und den WoW-Progamer gefeuert wird...gibt es da Tracks die sich spziell lohnen?
verboten, soldat, blut im schatten, schutzgeld, respektlos
:-*
Digga, ist ne vier Punkte Rezi
Endlich wieder Songs über Motorräder und Benzingeruch. Wobei man schon sagen muss, dass er sich gesteigert hat, den ein oder anderen Track kann ich mir sogar anhören.
Was ich an TWIN tatsächlich sympathisch finde, zumindest laut so 'ner Kurzdoku, die ich Mal mit/über ihm/ihn gesehen habe, ist, dass er nach Disses gegen sich nicht ruhig schlafen kann und direkt das Bedürfnis hat, sich ins Auto zu setzen, um dem jeweiligen Typen aufs Maul zu hauen. Soll er so wohl auch schon gemacht haben. Diese naiv-gewaltvolle Ehrlichkeit ist ja irgendwie schon wieder romantisch.